60 glückliche Ehejahre: Am 16. Juli 1955 gaben sich Gustav und Rosa Schlopnat aus Winterlingen das Ja-Wort

Von Anne Retter

Winterlingen. Ein Haus, zwei Kinder und sehr viele glückliche Zeiten haben Rosa und Gustav Schlopnat miteinander zu Wege gebracht. Seit 60 Jahren sind die beiden verheiratet. Kennen gelernt haben sich die Näherin und der Arbeiter vor 65 Jahren, beim Tanz im Saalbau. Schnell war ihnen klar, dass sie den Rest ihres Lebens gemeinsam verbringen möchten.

"Sie war ein sehr hübsches Mädchen!", schwärmt Gustav Schlopnat von seiner Frau in jungen Jahren. Er stammt gebürtig aus Litauen und wurde, wie seine Frau, 1930 geboren. Rosa Schlopnats Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft in Winterlingen, der Vater war außerdem Steinmetz. Sie wuchs mit einem Bruder und einer Schwester auf der Schwäbischen Alb auf. Beim Schneider Beck absolvierte sie eine Ausbildung zur Näherin, und 1950 kreuzte Rosa dann den Weg von Gustav Schlopnat. "Es gab in Niedersachsen keine Arbeit, und da hat das Arbeitsamt uns nach Winterlingen vermittelt, wo Arbeiter gesucht wurden", erinnert er sich.

Als eines von sieben Kindern des Dorfschmieds hatte Gustav Schlopnat keine besonders umfangreiche Schulbildung genossen. Im Sommer hütete er Schafe und zwischen Allerheiligen und Pfingsten ging er zum Unterricht. So hatte er auch keinen Beruf gelernt, als er 1950 mit den Eltern und zwei seiner Brüder nach Winterlingen kam, und begann zunächst damit, Schuhschachteln zu falten.

Schnell lernte der damals 20-Jährige seine Rosa kennen: "Man hat sich ein Mädchen zum Tanz geholt – sie gefiel mir, und als dann Damenwahl war, hat sie auch immer wieder mich ausgesucht", erzählt lächelnd der Rentner. Rosa arbeitete damals als Aufseherin im Nähsaal bei Conzelmann zur Rose, später dann für mehr als 30 Jahre bei Alfred Beck als Näherin. Den zugezogenen Gustav bat sie, ihrem Vater als Steinmetz zur Hand zu gehen. Das tat er 15 Jahre lang, ehe er nach dem Tod seines Schwiegervaters in die Drahtfabrik wechselte. 1953 fragte ihn die Schwiegermutter in spe, ob er ihre Tochter denn heiraten wolle. "Und ja, das wollte ich, das habe ich ihr auch gesagt – aber Rose hatte klar erklärt, dass sie erst heiraten will, wenn wir in unser eigenes Haus ziehen."

So beauftragten die Schwiegereltern einen Architekten. "Der machte die Pläne, und dann fing ich auf dem Bauplatz neben Rosas Elternhaus an zu graben", erläutert Schlopnat. Am 16. Juli 1955 war das Haus fertig eingerichtet, und noch am selben Tag heiratete das Paar und zog in die eigenen vier Wände. Zwei Jahre lang verzichteten sie auf Kinder, um einen Teil der Schulden abzubezahlen, und dann kam 1957 Sohn Herbert zur Welt. 1965 folgte Tochter Doris. "Alles war sehr gut", erzählt Gustav Schlopnat, "wir waren beide gesund, hatten keine Sorgen und immer genug Geld." Dass ihre gute finanzielle Situation dazu beigetragen habe, dass es nur wenige Reibereien gegeben habe, davon ist Schlopnat überzeugt. "Außerdem habe ich meiner Frau nie drein geredet, ich war ja nicht so gebildet wie sie, also habe ich ihr die Geldangelegenheiten und die Dinge überlassen, von denen ich nichts verstehe. Sie hat es immer gut gemacht."

Beide gingen sehr gerne im Wald gemeinsam spazieren, und auch mit dem Auto unternahm das Paar begeistert Ausflüge. Außerdem waren Schlopnats jede Woche mindestens einmal in der Therme in Saulgau. Gustav Schlopnats persönliches Hobby sind Kartenspiele. Inzwischen fehlen ihm dazu aber die Mitspieler, und manchmal auch die Zeit, wie der Rentner bekennt. Seine Frau ist seit einem Sturz 2014 im Pflegeheim, wo er zum Mittagessen hin geht und auch ansonsten jede freie Minute verbringt, die ihm der Garten und die Hausarbeit lassen.

Dass er an manchen Tagen später am Abend noch einmal bei ihr vorbei schaut, um gute Nacht zu sagen, hat einen einfachen Grund: "Sie freut sich sehr, wenn ich sie besuche. Wir waren in unserer Ehe immer glücklich."