"Living voices" gaben in Winterlingen ein ausgezeichnetes "Black-Gospel"-Konzert. Foto: Bender Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: "Black Gospels" in der Winterlinger Kirche St. Gertrud mit den "living voices" begeistern die Zuhörer

Winterlingen. Mit "Black Gospel", dem Gesang der afroamerikanischen Sklaven in den Südstaaten Amerikas im 19. Jahrhundert, hat der Chor "living voices" die Besucher in Winterlingen begeistert.

Es war ein außergewöhnliches Erlebnis, den Chor "living voices" aus Veringenstadt in der Winterlinger Kirche St. Gertrud zu hören. Nicht, weil es nicht viele Gospelchöre gibt, sondern weil dies die Form von Gospels war, die man von Gottesdiensten in den Südstaaten kennt. Denn in den afroamerikanischen Kirchengemeinden schaffen "Black Gospels" eine Atmosphäre "heiliger Ekstase", die durch Zurufe aus dem Publikum noch verstärkt wird. So das Original.

In der Winterlinger Kirche St. Gertrud gelang es "living voices", diese Atmosphäre zu schaffen. Mit Leib und Seele waren die 17 Sänger um den musikalischen Leiter Anton Roggenstein bei der Sache. Sie zogen in die gut besetzte Kirche mit dem Lied "Freedom is Coming" ein, festlich in Schwarz gekleidet. Mit der Freude und Leidenschaft der Afroamerikaner klatschten, schnippten und wiegten sie sich zum Takt. "Wir sind zwar nicht vollzählig, aber singfähig", erklärte Ursel Hein, und schon erklang "I Say a Little Prayer for You". Dionne Warwick und Aretha Franklin hatten diesen Song bereits geschmettert, der zudem als Filmmusik bei "Die Hochzeit meines besten Freundes" diente. Leisere, majestätische Klänge wurden nun angestimmt. Aus "Der König der Löwen" stammt Elton Johns Lied "Can You Feel the Love Tonight". Und später sang Valeri Ivanov "Circle of Life" aus demselben Musical. Der Chor sparte wahrlich nicht mit Emotionen. Zumal "Hallelujah" von Leonard Cohen das Gänsehaut-Lied schlechthin ist, das Silke Seehofer zum Besten gab.

Überhaupt wartete "living voices" mit etlichen hervorragenden Solisten auf. "Soul-Stimme" Kathrin Heim ergriff sogar mehrfach das Mikrofon, um "Black Gospels" zu singen. "Footprints in the Sand" von Leona Lewis interpretierten Theresa Gaukel und Claudia Schidlo im Duett. Und Werner Frei sang von der Musik im Herzen. Und die hatten sie alle im Herz.

Chorleiter Anton Roggenstein am Keyboard und Bassist Ekkehard Heim unterstützten den Gesang instrumental. Sie hatten neben dem Chor ihren Platz gefunden, sodass das Blickfeld auf die emotionsgeladenen Sänger frei war, zumal keine lästigen Notenhefte störten. Der Chor trug seine zumeist englischsprachigen Songs auswendig vor. Zwischendurch las Ursel Hein Texte über Beziehungen – zu Gott und zwischen den Menschen. Die Liedtexte passten perfekt dazu.

Dieses Konzert war ein Genuss. Fehlten eigentlich nur noch die Zurufe aus dem Publikum, welche die Atmosphäre "heiliger Ekstase" verstärken sollten. Hin und wieder hörte man eine zaghafte Stimme oder jemand erhob sich von der Kirchenbank. Einzig der Applaus zeigte, wie verzückt das Publikum tatsächlich war. Da legte der Chor, der laut Gerlinde Danner "wild durch die Gegend reist", noch das weltbekannte "Happy Day" drauf. Und jetzt konnten die Besucher nicht mehr anders. Sie erhoben sich von den Plätzen und klatschten im Takt. Jubel folgte. Also sangen "living voices" noch "My Soul Loves Jesus" und "He’s Got the Whole World in His Hands". Jetzt waren endlich alle in den Südstaaten angekommen.