Die Landschildkröten in der Wilhelma beziehen ihr neues Gehege. Foto: Jan Reich

Zu Ostern in die Wilhelma – viele Fans des Zoos haben diesen Termin in jedem Jahr fest gebucht. Neben Park-Kosmetik erwartet die Besucher ein Kleinod an prominenter Stelle, in der Nachbarschaft zum Seelöwenbecken.

Stuttgart - „Schildkröten sind viel schöner als Affen, gell Chef“, sagt Pfleger Harry Aberle zu Thomas Kölpin. „Auch Schlangen sind schöner als Affen“, entgegnet der Wilhelma-Direktor – und beißt sich sofort auf die Lippen. „Bitte nicht schreiben, das war ein Scherz.“

Natürlich bleibe das 2013 eröffnete Menschenaffenhaus eine der Hauptattraktionen der Stuttgarter Wilhelma. Späßle hin oder her, Kölpin und Aberle bekennen sich gerne zu ihrem Faible für Reptilien. Denn die Besucher bekommen nach Jahren und zu Ostern, dem besuchertechnisch ersten Höhepunkt der Saison, wieder Schildkröten im Freien zu sehen, genauer Breitrandschildkröten und Griechische Landschildkröten. Auch im Hintergrund hat es in den ersten dreieinhalb Monaten von Kölpins Amtszeit in mancherlei Hinsicht Bewegung gegeben.

Die Schildkröten: An dem Thema habe er „schon sein langem rumgemacht“, sagt Aberle, schnappt sich eine Schildkröte und setzt sie unter eine Korkeiche. Für 50 000 Euro hat die Wilhelma direkt neben der Krokodilhalle ein entsprechendes Gehege angelegt. Das Geld stammt ausschließlich aus jenen Beträgen, die Besucher für Tierpatenschaften bezahlen.

Diese Spenden, laut Zoo jährlich etwa 100 000 Euro, würden ausschließlich für tierpflegerische Belange eingesetzt, so Kölpin. Die Gestaltung Schildkrötengeheges, angelehnt an griechische Karstlandschaft, hat sich vor allem Aberle ausgedacht. Die Tiere, die den Besuchern bisher nicht zugänglich waren, können jetzt über Kalksteinschotter kriechen und im Schatten eines Erdbeerbaums dösen, den Aberle vor Jahren vom griechischen Götterberg Olymp mitgebracht hat.

Elefantenhaus: Während die Wilhelma vor dem Ansturm an manchen Stellen etwas Kosmetik erfahren hat, werden hinter den Kulissen größere Dinge bewegt, zuvorderst das dringend benötigte neue Elefantenhaus. Die Formel, erst wenn für die B 10 der Rosensteintunnel unter dem Zoo fertig ist, kann ein neues Elefantengehege entstehen, gilt in dieser Absolutheit offenbar nicht mehr.

Thomas Kölpin spricht von Gesprächen mit der Stadt Stuttgart darüber, wie man beide Projekte zeitlich mit dem anderen verzahnen kann. Die Landeshauptstadt wiederum will „die Entwicklung der Wilhelma so viel wie möglich fördern,“ wie es Christian Buch vom Hochbauamt der Stadt formuliert. Die Inbetriebnahme der Röhren soll 2019 erfolgen. Das Elefantenhaus könne jedoch bereits auf dem Rohbau des Tunnels errichtet werden. Im Baukreisen ist von ein bis eineinhalb Jahre vor der Tunnelfreigabe die Rede.

Für das Land als Träger der Wilhelma hieße das aber, bei Planung, Ausschreibung und vor allem bei der Finanzierung Tempo zu machen. Ein Baustart 2017 oder 2018 darf nach den Erfahrungen beim Menschenaffenhaus durchaus als sportlich gelten. Hier dauerte es vom Ideenwettbewerb bis zum Spatenstich gut fünf Jahre.

Besucher: Dass man in der Wilhelma schon auf einen neuen Besucherrekord hofft (2008 kamen 2,42 Millionen Gäste), kommt nicht von ungefähr: „Wir haben bereits 70 Prozent mehr Besucher als zum selben Zeitpunkt 2013“, sagt Zoo-Sprecher Florian Pointke. Da die Wetteraussichten für Ostern vielversprechend sind, ist ein Zwischentief in der Statistik nicht zu befürchten. Wer kommt, kann übrigens die Bisons in vergrößerter Umgebung begutachten. Wo lange die Baubüros fürs Affenhaus standen, beziehen die Wildrinder jetzt ein ausladenderes Gehege.