Wohlverdiente Ehrung: Fürst Alexander (rechts) und seine Ehefrau Gabriela, Fürstin zu Sayn-Wittgenstein, überreichten Kati Cysarek (hier mit ihrem Sohn) zusammen mit der Moderatorin der Preisverleihung Heike Boomgaarden (von links) einen Scheck über 5000 Euro. Foto: Szwejk Foto: Schwarzwälder-Bote

Stiftung "Filippas Engel" zeichnet Kati Cysarek für besonderes Engagement an einer indischen Schule aus

Wildberg. Begonnen hatte sie als Praktikantin im Rahmen eines Hilfsprojekts. Mittlerweile leitet die Wildbergerin Kati Cysarek zusammen mit einem Inder eine Art Kindergarten- und Schulzentrum für Kinder und Jugendliche in Not in der indischen Stadt Varanasi. Dafür erhielt sie den Hauptpreis der Stiftung "Filippas Engel".

Kati Cysarek (31) kam 2008 als Praktikantin eines Hilfsprojekts nach Indien in die "Totenstadt" Varanasi. Alljährlich pilgern Tausende Gläubige an diesen Ort um zu sterben, damit ihre Asche im heiligen Fluss Ganges verstreut werden kann. Lärm, Gestank, Hitze, Elend und Armut sind dort geradezu unbeschreiblich.

Überwältigt von der großen Not, die sie antraf, blieb die Wildbergerin dort. Die 31-Jährige wollte einen Platz für verwahrloste, unterernährte und traumageschädigte Kinder schaffen, mit dem Ziel, ihnen eine Zukunft zu geben. Dafür erhielt sie jüngst von der Stiftung "Filippas Engel" des Fürstenhauses Sayn-Wittgenstein den mit 5000 Euro dotierten Haupt- und Förderpreis.

Diese Auszeichnung wird seit 2004 jährlich vergeben. Gegründet wurde die Stiftung von Alexander Fürst und Gabriela Fürstin zu Sayn-Wittgenstein sowie dem Ehemann ihrer verstorbenen Tochter Filippa – die 2001 im Alter von 21 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Das Preisgeld stammt dabei unter anderem aus den Honoraren für die Tagebücher der verstorbenen Prinzessin.

Mit dem gleichnamigen Preis würdigt die Stiftung "Filippas Engel" besonderes soziales, kulturelles oder ökologisches Engagement junger Menschen. Neben 14 anderen europäischen Preisträgern wurde Kati Cysarek mit dem ersten Preis bedacht.

Jeevan-School heißt das kleine Paradies, das die Wildbergerin inzwischen mit einem indischen Kollegen leitet. Jeevan heißt übersetzt "das Leben". Und in der Tat bietet die Schule rund 120 Kindern und Jugendlichen zwischen zwei und 19 Jahren eine Chance, ihrer Not zu entfliehen. Sie besuchen den Kindergarten, wie auch die Grund- und weiterführende Schule. Neben den regelmäßigen Mahlzeiten lernen die Kinder dort ein sicheres und friedfertigeres Leben kennen und erfahren, wie man Konflikte gewaltfrei lösen kann. 30 Straßenkinder leben dort dauerhaft und werden rund um die Uhr betreut. Für extrem verhaltensgestörte Kinder gibt es therapeutische Betreuung.

Als Kati 2008 begann, war das Jeevan-Schulhaus nur noch eine Baracke, und die ausländischen Träger des Projekts hatten sich zurückgezogen. Kati Cysarek beabsichtigte zunächst, die Leitung nur für eine gewisse Zeit zu übernehmen, bis ein neuer Verantwortlicher sie ablösen würde. Doch es kam niemand.

Mit höchstem persönlichem Einsatz, Liebe zu den Menschen und viel Mut gelang es ihr in der Folgezeit, den Kindern eine Heimat zu geben und schwer traumatisierte Kinder zu heilen. Gemeinsam mit ihrem Mann Sven, einem Tropenmediziner, bewohnt sie ein einziges Zimmer im Kinderheim.

Auf die oft gestellte Frage, warum sie nicht nach Deutschland zurückkehre, hat sie nur eine Antwort: "Man kann in Europa nicht einfach in ein Haus gehen und Menschenleben retten. Hier schon".