Flüchtlingsunterbringung soll nun zunächst dezentral geregelt werden / Integration könnte Sozialarbeiter erfordern

Von Martin Bernklau

Wildberg. Zwar liegen die Pläne für ein Flüchtlingsheim an der Effringer Steige einstweilen auf Eis. Doch nun muss die Stadt Wildberg 33 zusätzliche Wohnplätze für anerkannte Flüchtlinge stellen. Das teilte Bürgermeister Ulrich Bünger dem Gemeinderat mit.

Offiziell prüft das Landratsamt Calw noch, ob gelockerte Lärmschutzpflichten den Bau einer großen Gemeinschaftsunterkunft am Wildberger Welzgraben für Flüchtlinge während des Anerkennungsverfahrens doch noch möglich machen. Festlegen wollte sich der Bürgermeister aber nicht, dass die Pläne laut Aussagen aus der Kreisverwaltung definitiv "vom Tisch" seien. Ulrich Bünger nannte den rechtlichen Sachstand "aufgeschoben, nicht aufgehoben".

Auf die Stadt kommen aber nach einer Prognose des Kreissozialamts im laufenden Jahr neue Verpflichtungen zu. Wildberg muss zusätzlich zu 19 bereits untergebrachten Menschen Wohnraum für 33 weitere Kriegsflüchtlinge oder Asylbewerber der sogenannten dritten Stufe ("Anschluss-Unterbringung") schaffen, die als Asylberechtigte anerkannt sind oder einstweilen Aufenthaltsrecht nach der Genfer Flüchtlingskonvention genießen. Diese Plätze sollen in Sulz, Gültlingen und Effringen bereitgestellt werden.

Die Stadtverwaltung hat die in Frage kommenden Gebäude bereits ins Auge gefasst und einen ganz aktuellen Kostenvoranschlag aufgestellt. Für den baulichen Erhalt der drei schon belegten Plätze im Effringer Backhaus sind laut Hauptamtsleiterin Christina Baumert rund 8000 Euro aufzubringen. Im Rathaus Sulz lebt schon eine zehnköpfige Familie. Für weitere Plätze im zweiten Obergeschoss veranschlagt Bautechniker Michael Kleinbeck nur rund 5000 Euro. Dort wird schon gearbeitet.

Viel zu tun wäre in Gültlingen. Den Ausbau des Dachgeschosses im schon von Flüchtlingen bewohnten Haus am Kapellenberg 29 schätzt die Stadt auf 80 000 Euro Aufwand. Für das sogenannte Haus Mangold, Deckenpfronner Straße 1, gibt es laut Bürgermeister Bünger zwei Alternativen: eine provisorische für 35 000 und eine solidere Sanierung für 80 000 Euro Kosten.

Bei der Aussprache – eine Abstimmung lag nicht an – lobte der CDU-Stadtrat und Gültlinger Ortsvorsteher Walter Baur die dortigen Flüchtlinge als "sehr unauffällig". Auch die mazedonische Großfamilie im Sulzer Rathaus mache keine Probleme. Er wies aber darauf hin, dass die Stadtteile Gültlingen mit maximal 51 und Sulz mit 29 Flüchtlingen in diesem Jahr den weitaus größten Teil dieser "Aufgabe" übernehmen würden – er wolle, so Baur, ausdrücklich das Wort "Belastung" vermeiden.

Einen Seitenhieb auf CDU-Vormann Gerhard Ostertag als "lautestem Gegner der Gemeinschaftsunterkunft" wollte sich Grünen-Stadtat Michael Gasser nicht verkneifen. Der bekomme jetzt "kalte Füße", sagte der Arzt, wo die Stadt künftig auch dauerhaft für die Betreuung der Flüchtlinge aufzukommen habe, während Betreuungsaufwand und Kosten für Bewohner einer Gruppenunterkunft komplett der Landkreis getragen hätte. Bürgermeister Bünger hatte angedeutet, dass für die Integration der Anerkannten städtische Sozialarbeiter nötig werden könnten.