Die einfühlsamen Gesichter der Interpreten passten zu den gefühlvollen Klängen beim Sommermusikkonzert in der Stadthalle. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Sommermusik lockt trotz hoher Qualität nur wenig Besucher an

Von Maria Kosowska-Németh

Wildberg. Die Wildberger Stadthalle hätte aus den Nähten platzen müssen. So ein hervorragendes Konzert mit Weltklasse-Solisten, wahrlich eine Rarität in einer Kleinstadt, hätte einen ungebremsten Publikumszulauf verdient gehabt. Doch der Ansturm blieb aus.

Mitten in der Ferienzeit bietet die Organisatorin des Sommermusik-Festivals, Adelheid Kramer, der Urlaubsruhe ihre Stirn und bringt ungebremst das Kulturleben im Oberen Nagoldtal in Schwung. Doch der zu erwartende Publikumszulauf in Wildberg fiel bescheiden aus und das hervorragende Konzert verwandelte sich in eine elitäre Veranstaltung für Stadtväter von Nagold und Wildberg, Leiter der beiden Musikschulen, Sommerkurs-Teilnehmer und eine überschaubare Gruppe der Musikliebhaber- und Kenner.

Den Abend eröffneten Lena Neudauer und Lisa Smirnova mit der Sonate für Violine und Klavier KV 454 von Mozart. Die Künstlerinnen verzauberten das Publikum mit ätherischer Poesie der Interpretation, mit Rokoko-Raffinesse und dieser Präzision, welche die Mozartsche Transparenz getreu widerspiegelte.

In völliger Symbiose mit farbig schimmernden Klavierklängen erschien das subtile Andante wie ein gesungenes Arioso, das finale Allegretto durchtränkten die Künstlerinnen mit Unbekümmertheit und humorvoller Grazie.

Mikhail Nemtsov und Elena Nemtsova interpretierten ein Juwel der Schumannschen Romantik, Fantasiestücke op. 73 für Klarinette und Klavier in der Besetzung Cello/Klavier, einfach fabelhaft. Die unvergleichlich zarten, träumerisch-passionierten "Lieder ohne Worte" illustrierte der Cellist mit seidigen, oft unwirklich schönen Celloklang im beispielhaft einheitlichen kammermusikalischen Zwiegespräch mit der Pianistin. Ein wahrer Genuss ohne wenn und aber.

Geradezu diabolisch suggestiv, auf gemeinsamer Wellenlänge mit ihrem Klavierpartner Evgueny Sinayskiy, spielte Ruth Kilius das "Konzertstück" von Enescu. Die ausgezeichnete Bratschistin und Mitbegründerin des renommierten Zehetmair-Quartetts bestätigte ihre hervorragenden Qualitäten durch den essenziellen, schönen Klang, technische Sicherheit und beinahe schmerzlich authentische Ausdruckskraft.

In all ihrer Klangschönheit ließ Vadim Gluzman seine Stradivari-Geige erblühen. Die "Meditation" von Tschaikowsky elektrisierte geradezu die Zuhörer. Warmer Ton, fließende Bogenleichtigkeit und intensives Vibrato unterstrichen die Schönheit und Natürlichkeit der Musik. Nicht weniger, doch auf ganz andere Art faszinierend fand das Publikum seine Auffassung von "Figaro Fantasy" von Castelnuovo-Tedesco, wo Gluzman der atemberaubenden Virtuosität, einem Feuerwerk aus Flageoletten, Doppelgriffen und Pizzicati ganz nebenbei auch einen Schuss Komik beigemengt hatte.

In Evgueny Sinayskiy fand der rassige Violinist einen exzellenten Partner, und zu zweit genossen sie sowohl den musikalisch-technischen Hürdensprint als auch die darauffolgende Beifall-Explosion, welche die enorme künstlerische Gesamtleistung der hochkarätigen Sommermusik-Equipe gebührend honorierte.