Die Wildberger Diakoniestation holt zweimal im Monat pflegebedürftige Senioren zum Kaffeenachmittag ab

Von Martin Bernklau

Wildberg. Seit Jahresbeginn kommt die Pflegeversicherung für dieses Angebot der Wildberger Diakoniestation auf: Zweimal im Monat treffen sich pflegebedürftige alte Menschen, die noch zuhause leben, zu einem Kaffeenachmittag am Spießtor im Alten- und Pflegeheim – immer donnerstags.

Dass sie der Haustechniker Wladimir Glesker im behindertengerechten Sprinter daheim abholt und nach ein paar schönen Stunden auch wieder dorthin zurückbringt, das gehört zum Angebot. Pflegedienstleiterin Ursula Beetz kümmert sich mit ihren drei Nachbarschafts-Helferinnen Margret Ottmann, Heiderose Dengler und Gabi Einsiedler um die Älteren, die sich im Gruppenraum des Wildberger Alten- und Pflegeheims am Spießtor treffen.

Seit vergangenen Oktober gibt es die ambulante Gruppenbetreuung. Fünf Frauen und ein einziger Mann sind zum ersten Treff im neuen Jahr gekommen. Diesmal wird "gemutschelt". Die Mutschel ist ein großes, sternförmiges Mürbegebäck mit acht Zacken. Heiderose Dengler ist Reutlingerin. Von dort kommt diese Spezialität. Sie wird nur an einem einzigen Tag gebacken, nämlich am Donnerstag nach dem "Öbersten", dem Dreikönigfest. Das ist in Reutlingen der Mutscheltag. Und an diesem Tag frönt die freie Reichsstadt unter der Achalm in allen ihren Kneipen dem traditionellen Mutscheln.

Das Mutscheln ist ein Würfelspiel, als dessen Preis die Zacken und der Teller des Gebäcks ausgelobt sind. Die besten Würfel-Kombinationen tragen kuriose Namen wie "Nackets Luisle" oder "Langer Entenschiss". Die Gäste beim Kaffee-Treff haben die Regeln schnell verstanden und einen Heidenspaß, wenn angesagt ist: "Der Wächter bläst vom Turme". Da muss ein letzter Würfel vom unaufgedeckten Lederbecher gepustet werden.

"Wir wollen die Pflegebedürftigen mit diesem Angebot vor der Vereinsamung bewahren, aber auch die pflegenden Angehörigen mal für ein paar Stunden entlasten", sagt Ursula Beetz. Ihre Nachbarschafts-Helferinnen bieten neben Tee, Kaffee und Kuchen für die Besucher auch immer etwas Gymnastik als Sturzprophylaxe an, dazu Geschichten, Gedichte, Spiele und Musik. Das Singen ist besonders beliebt. Aber natürlich macht auch schon das Gespräch mit den Altersgenossen Spaß, der Austausch von Erinnerungen.

Mit Unterstützung des Wildberger Krankenpflege-Fördervereins und dem Versicherungszuschuss von 104 Euro für Pflegebedürftige aller Stufen kann sich das 14-tägige Angebot für alte Menschen aus allen Wildberger Stadtteilen gut tragen. Pflegedienstleiterin Ursula Beetz könnte sich sogar vorstellen, dass der Kaffee-Treff im Wochenrhythmus stattfindet oder auf andere Einrichtungen und Stadtteile ausweitet. Der nächste Kaffee-Treff ist am heutigen Donnerstag ab 14 Uhr im Wildberger Alten- und Pflegeheim, Am Spießtor 14.