Der geschäftsführende Gesellschafter der Kissling Elektrotechnik GmbH, Ulrich Knapp (Mitte), Thomas Blenke (links) und Minister Holger Stahlknecht (zwischen beiden)kamen beim Gang durch den Betrieb mit Mitarbeitern ins Gespräch. Foto: Schabert

Kissling Elektrontechnik GmbH ist mit BOS-Projekt auf Zielgeraden. Bund hat Unternehmen komplettes Paket übertragen.

Wildberg-Sulz - Die Kissling Elektrotechnik GmbH am Rande von Sulz stellt Schalter und Relais her. Wer hinter die Kulissen schauen darf, reagiert nach dem geflügelten Wort: "Da staunt der Laie – und der Fachmann wundert sich." Denn es handelt sich um ein bundesweit als innovativ bekanntes, internationales Hightech-Unternehmen mit 350 Mitarbeitern, davon 230 am Hauptsitz in Sulz.

Der mit dem Calwer Abgeordneten und innenpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Blenke, zur Betriebsbesichtigung angereiste Innenminister von Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht (CDU), erkundigte sich nach dem Vortrag des Geschäftsführenden Gesellschafters, Ulrich Knapp, nochmals, ob das mittelständische Unternehmen die gesamte Konzeptentwicklung selbst bei riesigen Aufgaben wie der Sicherheitstechnik im Behördenfunk (BOS) leiste. Ihm wurde bestätigt, dass dies der Fall ist.

Problemlösungen für Kunden, die Schalter und Schaltungen benötigen, entwickelt Kissling auf den Bedarf zugeschnitten. Maschinenbauer gehören ebenso zu den Geschäftspartnern wie die Bahn, Luftfahrtunternehmen, die Marine, Nutzfahrzeugbauer oder Wehrtechnik-Hersteller. Und eben auch Bund und Länder mit BOS: Der bundeseinheitliche digitale Behördenfunk dient Polizei und Zoll ebenso wie THW, Feuerwehren und Rettungsdiensten. Projektplanung und -begleitung samt Schulung und Service sind vom Bund komplett Kissling übertragen.

Die Maßnahme läuft noch, steht aber vor dem Abschluss, erläuterte der im Betrieb dafür zuständige Roland Höhn. Rund 60 von 63 im Bundesgebiet verteilte, feste Stationen sind erstellt oder in bestehende Bauten installiert, darunter im Kreis auf dem Lerchenberg. Höchste Sicherheitsstandards sind und werden dabei umgesetzt. Alle Einzelanlagen können online und offline gesteuert werden. Zu den üblichen Codes beim Betreten etwa kommen Gesichtsfelderkennung und andere Kontrollen. Würde eine der Anlagen ausfallen, ginge die Absicherung so weit, dass eine andere ihre Aufgaben sofort übernimmt.

Das alles will ausgeklügelt und geschaltet sein. Behörden und Dienststellen mit rund 500 000 Teilnehmern sind diesem digitalen Funksystem angeschlossen. Es zeigt sich, dass es funktioniert.

Kissling ist zertifiziert. Dies gilt selbst für Geheimhaltungsstufen, wie sie sonst nur die drei großen Rüstungskonzerne besitzen, erläutert Ulrich Knapp. Er führt die Besuchergruppe auch durch den Betrieb mit Labors, Lagern und Fertigungseinrichtungen. Dabei bekommt der Beobachter das Gefühl: Alle Mitarbeiter sind ruhig und fleißig wie der Chef mit Herzblut bei der Arbeit.

Aus einer Insolvenz heraus haben 1998 der Diplom-Ökonom Ulrich Knapp und ein inzwischen ausgeschiedener weiterer Gesellschafter die 70 Jahre in der Branche tätige Kissling Elektrotechnik GmbH übernommen und neu ausgerichtet. Dank des Vertrauens der Sparkasse Pforzheim Calw, wie Knapp unterstreicht, und von ins Haus geholten Spezialkompetenzen sei eine gute Entwicklung möglich gewesen. Der gegenwärtige, weiterhin nach oben zeigende Jahresumsatz liege bei 46 Millionen Euro. 55 Prozent davon werden in Deutschland generiert. Niederlassungen hat die Firma in der Schweiz, den USA und der Slowakei. Standardprodukte gehören ebenso zum Geschäft wie Speziallösungen.