Seit 1865 residiert das Wildberger Seniorenzentrum – damals hieß es noch "Haus der Barmherzigkeit" – am Spießtor. Vor drei Jahren wurde es um einen Neubau in Effringen erweitert Foto: Alten- und Pflegeheim Wildberg Foto: Schwarzwälder-Bote

Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg feiert ihr Jubiläum heute mit einem Festakt am Schäferlaufplatz

Wildberg (mac). Mit einem Festakt und dem Jahrestag der Pflegeheime Wildberg und Bergsteig feiert die Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg ihr 150-jähriges Bestehen. Ein Ausblick auf die Zukunft der Pflege gehört ebenso dazu wie der Rückblick auf die bewegte Vergangenheit.

Hervorgegangen ist die Stiftung aus dem "Herbstverein", den der Ludwigsburger Theologe Phillipp Paulus gegründet hatte und dem König Karl von Württemberg im Dezember 1864 "das Recht einer juristischen Person gnädigst verliehen" hatte. Vereinszweck war, alternde Alleinstehende – vor allem Dienstboten, Knechte, Mägde und Angehörige ähnlicher Berufsgruppen – an ihrem Lebensabend vor der Verelendung zu bewahren. Dass die Stiftung schließlich ausgerechnet in Wildberg ein "Haus der Barmherzigkeit" eröffnete, könnte reiner Zufall gewesen sein: Dort wurde die Stiftung auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude fündig, außerdem rechnete man sich dort einen hohen Rückhalt in der Bevölkerung aus. Den Kaufpreis von 3000 Gulden, den die Gründer an die Stadt Wildberg bezahlten, stellte Königin Olga aus ihrem Privatvermögen zur Verfügung.

Im Jahr 1865 wurde das "Haus der Barmherzigkeit" eröffnet und beherbergte danach vor allem verarmte Menschen, von denen die wenigsten aus Wildberg stammten. Dies blieb bis Anfang der 1970er-Jahre so. Dann zeichnete sich ab, dass immer mehr alte Menschen immer länger der Pflege bedurften, und der gesellschaftliche Wandel bedingte, dass dies immer seltener im Familienverband geleistet werden konnte. Also wurde 1977 der erste Pflegetrakt eingeweiht. 1992 wurde der Mittelbau in Betrieb genommen und 2011 der Altbau stillgelegt, während gleichzeitig im Effringer Bergsteig ein Neubau mit 42 Einzelzimmern im Wohngruppenmodell errichtet wurde.

Seit der Einweihung im Jahr 1865 ist Ulrich Lutz erst der sechste Heimleiter. Er versieht seinen Dienst seit 1994. Stark zugenommen hat die Zahl der Mitarbeiter. Kümmerten sich 1935 noch acht Angestellte um 65 "Insassen", sorgen heute 140 Mitarbeiter (viele davon in Teilzeit) für 113 Bewohner.

Neben den Erweiterungen gab es eine Reihe weiterer markanter Ereignisse in der Geschichte des Alten- und Pflegeheims – so als 1914 Elektrizität Einzug in das Gebäude hielt, das fürderhin von 30 Glühbirnen erleuchtet wurden. Gravierende Einschnitte folgten wenig später: Der erste Weltkrieg und eine schlechte Ernte machten es notwendig, das Frühstück durch eine so genannte Morgensuppe zu ersetzen. 1931 wurde eine Zentralheizung eingebaut.

Zum Jahrestagam Sonntag gibt esHeimgeschichten

Den Auftakt zu den Jubiläumsfestivitäten bildete eine Ausstellungseröffnung am vergangenen Freitag. Weiter geht es mit dem offiziellen Festakt am heutigen Freitag, 19. September, ab 18 Uhr im Festzelt am Schäferlaufplatz. Den Festvortrag "Mit Würde alt werden können – wie sich die Pflege im Heim der Zukunft verändern wird" hält Johannes Kessler vom Diakonischen Werk Württemberg. Die Begrüßung übernimmt Stiftungs-Vorstandsvorsitzender Walter Schmitt, Grußworte sprechen Wildbergs Bürgermeister Ulrich Bünger und Ministerialdirektor Jürgen Lämmle. Es folgen eine Laudatio des Stiftungsratsvorsitzenden Dekan Wilfried Braun und ein Segenswort von Pfarrer Michael Frey, Pfarrer in Wildberg und Stiftungsratsmitglied. Die musikalische Umrahmung übernimmt das Reuthinquartett der Musikschule Wildberg.

Den Jahrestag am Sonntag, 21. September, eröffnet um 10 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst im Festzelt. Die Predigt hält Landesbischof i.R. Eberhard Renz. Die Stadtkapelle Wildberg spielt einen Geburtstagsgruß, und nach dem Mittagessen stehen Tänze mit der Tanzgruppe Wengert aus Calmbach auf dem Programm. Verschiedene Akteure geben Heimgeschichten zum Besten, und ab 16 Uhr singt der Nachwuchschor der Aurelius-Sängerknaben ein Geburtstagsständchen. Am Nachmittag werden die Besucher mit Kaffee und Kuchen bewirtet.

Ein Kantatengottesdienst in der Effringer Marienkirche setzt im November den Schlusspunkt hinter das Jubiläumsjahr.