Die Arbeiten gehen zügig voran. Foto: Buchner

Erste Teile des 600 Jahre alten Effringer Gebäudes abtransportiert. Gebäude bekommt im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Altersruhesitz.

Wildberg/Gutach - Es ist ein Abschied auf Raten. Am Dienstag transportierte die Firma JaKo erste Teile des Effringer Schlössles ab. Bevor das ehrwürdige Gebäude im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach seinen Altersruhesitz bezieht, wird es in einer Halle in Balingen restauriert.

Mit gut 15 Tonnen Effringer Schlössle auf der Ladefläche machte sich gestern Vormittag der erste Lastwagen auf den Weg nach Balingen. Teile des Dachgeschosses, die Giebeltrapeze und Zwischenwände, wurden mit Hilfe eines Krans verladen. Zuvor wurden die Wandteile mittels eines sogenannten Einpressverfahrens mit Mörtel gesichert und nach dem Aushärten in transportfähige, drei bis acht Tonnen schwere Teile gesägt. Die größte Schwierigkeit beim Abtransport war, den Lastwagen von der Vorderen Gasse rückwärts in die Zufahrt zum Schlössle zu steuern.

Um die zehn Mitarbeiter der JaKo Baudenkmalpflege GmbH sind seit Anfang August damit beschäftigt, das 600 Jahre alte Gemäuer zu zerlegen. Überraschungen seien bisher ausgeblieben, sagt Projektleiter Hubert Maucher, der davon ausgeht, das Grundstück den Besitzern im November "besenrein" übergeben zu können.

Die großen Brocken gilt es allerdings noch zu bewältigen, denn die Mauern sind stellenweise mehr als einen Meter dick. "Diese Elemente werden dann wohl bis zu 20 Tonnen wiegen", weiß Maucher. Aber auch das sollte nicht allzu problematisch werden: Der Kran, den die JaKo-Spezialisten in Effringen einsetzen, kommt mit mehr als dem Vierfachen dieses Gewichts zurecht.

In Balingen unterhält das Unternehmen eine mit einem Deckenkran ausgestattete Halle. Dort werden die teils maroden Gebäudeteile restauriert, teils auch ersetzt, und für den Wiederaufbau vorbereitet. "Dabei orientieren wir uns weitgehendst an den jetzigen Gegebenheiten", erklärt Benjamin Friedrich von der JaKo GmbH. Das heiße beispielsweise: Böden, die sich gesenkt haben, werden in diesem Zustand wieder eingebaut. "Der Wiederaufbau ist dann wie ein gigantisches 3D-Puzzle", verdeutlicht Friedrich. Zur Saisoneröffnung 2018 des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof soll das Effringer Schlössle dann besichtigt werden können.

Ist die "Translozierung" – so der Fachbegriff für die Versetzung eines kompletten Gebäudes – für die Denkmalpfleger Routine, sorgt sie im Freilichtmuseum doch für eine gewisse Aufregung: "Das ist immerhin das erste neue Gebäude seit 2002", betont Svenja Klammt, die beim Vogtsbauernhof im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit tätig ist. Dass es sich um ein 3,6-Millionen-Euro-Projekt handelt, zu dem das Museum selbst 900 000 Euro beisteuert (den Rest bezahlen der Ortenaukreis und das Land) tut ein Übriges, um die Spannung hoch zu halten.

Der erste Neuzugangseit dem Jahr 2002

Beim wissenschaftlichen Leiter des Museums, Thomas Hafen, habe die Besitzerfamilie Gauß mit ihrem Angebot offene Türen eingerannt, berichtet Svenja Klammt. Denn mit der Erweiterung des Museumsgeländes um eineinhalb Hektar soll auch eine Ausweitung der dargestellten Regionen einher gehen. Bislang sind dort nur Häuser aus dem Mittel- und Südschwarzwald zu sehen. Das Effringer Schlössle repräsentiert als erstes "Exponat" den Baustil des nördlichen Schwarzwalds.

Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof plane, in den kommenden 20 Jahren drei weitere Gebäude in seinen Bestand aufzunehmen. Das Effringer Gemäuer ist das erste, die beiden anderen könnten beispielsweise die Bauweisen der Rheinebene und der Schwäbischen Alb darstellen.

Das Effringer Schlössle ist ein massiv gemauertes, zweigeschossiges Sandsteinhaus mit großen Stallungen im Erdgeschoss. Nach dem bisherigen Stand der Forschungen ist das Gebäude bis mindestens ins Jahr 1406 zu datieren.

Weitere Informationen: www.schloessle-effringen.de