Foto: Thomas Fritsch

Zahlreiche Gäste bei historischem Umzug. Ideale Bedingungen für größtes Brauchtumsfest der Region. Mit Video

Wildberg - Lisa Link-Wohlfarth und ihr Cousin Nico Wohlfarth heißen das alte und neue Wildberger Schäferlaufs-Königspaar. Die beiden verteidigten gestern zum Höhepunkte des größten Brauchtumsfestes der Region ihre Kronen.

Allerdings war in diesem Jahr sowohl bei den Schäfermädchen als auch bei den Jungen das Teilnehmerfeld arg übersichtlich. Der Grund dafür war, wie Wildbergs Stadtkämmerer Eberhard Fiedler als Chef-Organisator und Moderator des Schäferlaufs erläuterte, dass die Schäferei im Land sehr unter den katastrophalen Wetterverhältnissen in diesem Frühjahr litt. Seit rund zwei Wochen sei das Wetter stabil, daher "brummt bei den Schäfern gerade das Geschäft" – mit der Konsequenz, dass weniger als sonst von ihnen zu ihrem alle zwei Jahre stattfindenden Standes-Fest nach Wildberg kommen konnten.

Dafür herrschten in der "Schäfer-Arena" am Nagold-Ufer – der "Gäu-Seite der Stadt" – ideale Bedingungen. Das ganze Festwochenende strahlte die Sonne, der Boden war fest und trocken – auch für die über 1500 Teilnehmer des großen Festumzugs, der traditionell auf dem Schäferlaufplatz endet und an dem in diesem Jahr genau 70 Gruppen und Kapellen teilnahmen. Weiteres Highlight: Unter der Leitung von Achim Olbrich von der Wildberger Stadtkapelle stimmten mehr als 350 Musiker gemeinsam das Lied "Unser Schwabenland" an – absolut rekordverdächtig. Ein echter Gänsehaut-Moment für die fleißig mitsingenden Publikumsmassen im weiten Rund.

Nicht fehlen darf der traditionelle Hahnentanz

Dann endlich kamen die eigentlichen Schäferläufe an der Reihe. Zuerst der Lauf der Wasserträgerinnen mit Teilnehmerinnen vom Wildberger Bildungszentrum, den Michelle Mittmann vor Neele Pitsch und Hannah Großmann für sich entscheiden konnte. Es folgte der traditionelle Hahnentanz, bei dem Paare aus den drei bekannten Schäferlauf-Städten Markgröningen, Bad Urach und Wildberg zeigen müssen, wie hoch sie ihren Partner im Tanz "heben" können – damit dieser mit dem Kopf einen Wasserbecher von einer am Band hängenden Plattform stoßen kann. Wer an dem in jeder Runde höher aufgehängten Becher scheitert, scheidet aus. Der Sieg ging hier nach Markgröningen.

Womit man zum Lauf der kleinen und ganz kleinen Schäferkinder kam, bei dem zwar das Ins-Ziel-Kommen schon ein Sieg bedeutete, aber auch hier gab es mit Sofia Hagenlocher bei den Mädchen und Jakob Rothweiler bei den Jungs offizielle Gewinner. Und schließlich die Hauptläufe mit den Schäfer-Kindern im Alter von über 14 Jahren – wobei man aufgrund der geringen Meldezahlen in diesem Jahr die Teilnehmer-Erlaubnis ein wenig großzügiger fasste; womit die jüngste Läuferin zwölf Jahre alt war und die älteste 26 – wodurch dann doch noch ein ganz passables Teilnehmerfeld zusammenkam. Bei den Schäfer-Mädchen siegte Lisa Link-Wohlfahrt aus Balingen – übrigens zum dritten Mal in Folge – vor Nadine Kleinbach (Wildberg) und Kathrin Hagenlocher (Bad Wildbad), der aktuellen Schäferlaufkönigin von Markgröningen.

Bei den Schäfer-Jungs holte sich ebenfalls erneut Nico Wohlfahrt die Schäferkrone. Hinter ihm liefen Dominik Fröschle (Bad Wildbad) und dessen Bruder Florian Fröschle ins Schäferlauf-typische Ziel-Pferch ein. Die Krönung mit der wertvollen historischen Schäferkrone für den Schäferjungen und der Schappelkrone für die ledigen Schäfer-Mädchen und den Brokat-Umhängen nahmen dann Wildbergs Bürgermeister Ulrich Bünger und die in Vertretung von Ministerpräsident Wilfried Kretschmann angereiste Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vor.

Bereits zuvor war auch der Sieger des Leistungshüten für Schäfer geehrt worden, das am Festsamstag auf dem Sulzer Eck bei ebenfalls fantastischen Bedingungen und unter großer Publikumsbeteiligung stattgefunden hatte. Auch hier gab es mit nur vier Teilnehmern aus den genannten Gründen ein überschaubares Teilnehmerfeld. Und auch hier gewann mit Herbert Schaible aus Aidlingen der Sieger aus dem letzten Wettbewerb 2014.

Am heutigen Montag geht der Schäferlauf mit dem Wildberger Nachmittag, dem Trauerzug des "Clubs der Sackhüpfer" und dem Auftritt der "Original Südtiroler Spitzbuam" im großen Festzelt zu Ende. Krönender Abschluss wird ab 22.45 Uhr das großes Feuerwerk sein.