Stefanie Golisch und ihrem Klavierpartner Nico A. Stabel vereinten im gewagten Spagat zwischen Seriosität und Humor das Künstlerische mit dem Unterhaltsamen. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Kulturprogramm: Mit dem Pianisten Nico A. Stabel präsentiert Mezzosopranistin Stefanie Golisch ihr neues Programm in Wildberg

Wildberg. Nicht alle Tage erlebt man im Konzert eine Mezzosopranistin, die auf Inline-Skates, mit Baseballkappe und Jeans-Shorts durch den Zuschauerraum flitzt, dabei beinahe lässig den Welthit "America" aus dem Musical "West Side Story" zum Besten gibt und dann am Bühnenrand sitzend "Summertime" nachlegt. Dies geschah nun in der Wildberger Stadthalle zur Freude des begeistert jubelnden Publikums.

Der Sängerin Stefanie Golisch und ihrem Klavierpartner Nico A. Stabel gelang es, im gewagten Spagat zwischen Seriosität und Humor das Künstlerische mit dem Unterhaltsamen zu vereinen und zu beweisen, dass professionelle Qualität plus Gespür für unkonventionelle Lösungen ein schier banales Potpourri aus "Milord"-Chanson, einer Carmen-Arie, italienischem "Funiculi Funicula" oder "Im Prater blüh’n wieder die Bäume" in eine wertvolle Bühnen-Konstellation verwandeln können. Bis ins Detail passten alle Teile des Programms zusammen, und das Duo entpuppte sich als musikalisch versiertes Entertainer-Paar.

In ihr neuestes musikalisch-szenisches Programm "Somewhere over the Rainbow – eine musikalische Reise in die Welt" warfen die Künstler zwischen Songs, Hits und Weisen aus vier Kontinenten einige humorvolle oder politisch gefärbte Bemerkungen ein. Hie und da, neben Sologesang oder einem Mini-Duett mit dem (zu leise!) singenden Pianisten leuchtete manch ein literarisches Zitat auf. Es entstand ein glitzerndes Mosaik aus populären Melodien und kultivierter Moderation. Die gestalterische Freiheit bewegte sich stets auf hohem Niveau, sodass die Lebendigkeit der Produktion bis zum Schluss ihr sublimes Klima bewahrte.

Golisch unterstütze ihre facettenreiche Stimme gelegentlich mit Akkordeonspiel, sodass in der breiten Skala der Timbre-Schattierungen weder asiatische Exotik noch afrikanische Schwermut fehlten. Als eine rassige Opersängerin legte die Mezzosopranistin ihre hauptberufliche Visitenkarte souverän mit der Carmen-Arie vor. In den mittleren und tiefen Registern klang der Mezzosopran voll und kräftig, die Sopranhöhen erreichte sie mit freudigem Risiko.

Sooft die Sängerin ihre Kostüme wechselte, so schnell schlüpfte sie stimmlich und innerlich in die nächste Rolle. Neben dem schwärmerisch schönen Titelsong "Somewhere over the Rainbow" wirkten sowohl "Komm zurück nach Sorrent" und eine argentinische Romanzesowie chinesische und japanische Liebeslieder mit gleicher Innigkeit ergreifend und trotzdem je nach stilistischer und farblicher Auffassung unterschiedlich.

Zwischen der Solistin und dem Pianisten Stabel herrschte eine musikalisch-schauspielerische Einigkeit, die sich auch im Gleichgewicht der Rollen ausdrückte. Stabel erwies sich nicht nur als ein einfühlsamer Klavierbegleiter und leger-charmanter Unterhalter. Seine pianistischen Vorzüge – charakterstarker Anschlag und ausgeprägter Musikinstinkt – drückten sich deutlich in der Kurzfassung der "Rhapsody in blue" von Georg Gershwin aus.

Es war offensichtlich, dass auf der Bühne zwei geformte Persönlichkeiten miteinander agierten, die nicht dem Erfolg nachjagten, sich aber über Applaus und drei Zugabe-Forderungen authentisch freuten. Im Namen des befreundeten Gesangsvereins Eintracht Effringen bedankte sich der Vorsitzende Werner Dengler für den abwechslungsreichen Abend.