. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Wildberger Rathaus sind bis Mitte Dezember Acrylbilder von Karin Hummel zu sehen

Die Frau, die zurzeit im Wildberger Rathaus ausstellt, macht eine ganz kompromisslose Kunst. Vielleicht, weil Karin Hummel eine Spätberufene ist und deshalb ganz genau weiß, was sie kann und was sie will: Farben und Kompositionen, absolut abstrakte Malerei.

Von Martin Bernklau

Wildberg. Deshalb trägt auch keines ihrer Bilder einen Titel. Die Ausstellung selber schon, und zwar einen sehr persönlichen: "25 Jahre Malen – Farben, Linien, Formen". Ein Ziel und einen Zweck über die Kunst hinaus hat die bis zum 12. Dezember dauernde Ausstellung auch. Als Wildbergerin will Karin Hummel mit 80 Prozent des Erlöses die Renovierung der Martinskirche unterstützen.

Zwar hat sie mit Aquarellen angefangen und mag diese empfindliche Form des Malens nach wie vor. Zum Zeichnen, sagt sie, fehlt ihr die frühe sorgsame Schulung. Für die eigenen Werke hat sie aber einen ganz anderen Rahmen vorgegeben. Sie malt, auf Papier und Leinwand, ausschließlich mit Acrylfarben. Das hat einen einfachen Grund. Für das nur sehr langsam trocknende Öl fehlt ihr die Geduld. "Das bremst einen schon ein bisschen aus", findet Karin Hummel. Natürlich sind auch die Lösungsmitteldämpfe ein Einwand. "Ein Aquarell muss in einem Wurf gelingen", sagt sie. Und so ist das wasserlösliche, schnell trocknende, deckstarke und farbstabile Acryl das Material ihrer Wahl, da es stetiges Entwickeln, neu Ansetzen und Übermalen erlaubt. Ihre Bilder entwickeln sich, sie wachsen im Malprozess .

Zur Farbe kommeneine MengeMaterialien hinzu

Allerdings sind diese Acrylfarben nur die beständige Basis. Denn die vielen, manchmal experimentellen Beifügungen machen Karin Hummel fast zu einer Materialkünstlerin. Weißes Marmormehl oder Sand mischt sie den Farben bei, Rost, Wachs oder Asche. Sie ergänzt die Unterlage stellenweise durch Wellpappe oder grobes Sackleinen, klebt gedruckte Schnipsel auf, zieht Linien mit Pastellkreide oder Kohlestift und scheut sich nicht, auch Bitumen mit seinem speziellen teerigen Glanz zu verwenden. Dass das auch streng riecht, wie die Lösungsmittel von Ölfarben, räumt sie lachend ein.

Karin Hummel, Mutter von vier inzwischen erwachsenen Kindern, hat ihr künstlerisches Handwerk zunächst in Amerika gelernt, als ihr für IBM arbeitender Mann dort hinversetzt wurde und die Familie mit in den Staat New York zog. "Da hatte ich plötzlich viel Zeit", erinnert sich die gelernte Krankenpflegerin. Ein einfacher Kurs weckte erst ihr Interesse, dann ihre Begeisterung – "und schließlich ließ mich das Malen nie wieder los". Das begann vor 25 Jahren.

Zurück in Deutschland, besuchte sie nach ersten Schulungen an der Volkshochschule mit viel Einsatz, Reise- und Zeitaufwand die Schulen renommierter Künstler, um sich in deren Meisterkursen zu perfektionieren. Besonders die Kunstschule "Art College Khan-Leonhard" am Schluchsee hat ihren Stil geprägt. Aber auch in Trier, Bad Reichenhall oder Augsburg suchte Karin Hummel ihre Anregungen und Techniken. "So zwei bis drei Kurse im Jahr" hat sie seither besucht.

"Eigentlich will ichimmer nochmehr reduzieren"

Die Schichtungen und Schüttungen all dieser Materialien, die Übermalungen und Collagen geben den Bildern von Karin Hummel die besondere Tiefe, wie sie – etwa bei der Ikonenmalerei – durch Lasurtechniken, Lage für Lage, erreicht wird. Auch Risse und Sprünge in den aufgetragenen Schichten sind gewollt. Bei den Farben ist die Künstlerin ganz offen. Im oberen Eingangsbereich des Rathauses hängen zwei Arbeiten, schlankes Hoch- und großzügiges Querformat, in leuchtendem Rot, fast pastos, mit dickem Farbauftrag.

Ein paar Schritte weiter sind verglaste Formate zu sehen, die für den fernen Blick auch Aquarelle sein könnten, flach und zart. Im Treppenhaus gibt es ein Werk, das sich fast auf Schwarz und Weiß beschränkt. Ihr gegenwärtiges Lieblingsbild ist eine schwebende Komposition von ringartig schwarz gerahmten weißen Strukturen vor einem beinahe monochrom taubenblau dominierten Hintergrund. Aber eben nur fast: Die unauffälligen Erdtöne bilden ihrerseits eine Farbpalette in feinsten Nuancen und Schattierungen.

"Eigentlich will ich immer noch mehr reduzieren aufs Wesentliche", erklär tKarin Hummel. "Im Moment interessiert mich besonders das Thema Weiß." Inzwischen gibt sie selbst Kurse und ist Mitglied in verschiedenen Vereinigungen, darunter dem Kunstkreis Oberes Nagoldtal. Ihre Ausstellung im Wildberger Rathaus ist noch bis Samstag, 12. Dezember, zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen.