Armin Klos überfliegt mit Klaus Seidel das Wattenmeer / Mögliche Kollision verhindert / Lang gehegter Traum geht in Erfüllung

Wildberg. Armin Klos und Klaus Seidel verbindet so einiges. Beide sind Piloten. Und beide wollten bereits seit einiger Zeit die nordfriesischen Inseln Pellworm, Amrum, Sylt und Föhr aus der Vogelperspektive kennenlernen. Diesen Wunsch haben sich die Mitglieder des Flugsportvereins Wächtersberg nun erfüllt.

Der Wetterbericht gibt für den Süden Deutschlands schwierige Flugbedingungen an, als die beiden vom Wächtersberg mit einem Motorsegler-Doppelsitzer starten. Zum Norden hin soll das Wetter besser werden – doch bis dahin müssen sie einige Kilometer überwinden.

Der Himmel ist mit einer dichten Wolkenschicht bedeckt. Klos sitzt am Steuer, Seidel navigiert. Angesichts der Wetterbedingungen stellen sich beide darauf ein, notfalls einen Stop über Nacht einzulegen – oder sogar umzukehren.

Im Tiefflug nehmen sie Kurs auf Koblenz, planen in Speyer, Worms oder Mainz bei Bedarf zwischenzulanden, um die vorhergesagte Wetterbesserung abzuwarten. Notwendig ist dies allerdings nicht – denn die Wolkenbasis und die Sichtweiten erweisen sich als besser als erwartet. Als sie über dem Rhein fliegen, bietet sich ihnen sogar ein Blick auf bekannte Sehenswürdigkeiten wie die Loreley oder die Burgen Katz und Maus.

Von Koblenz aus geht es weiter über das Sauerland. Inzwischen haben sich Klos und Seidel beim Fluginformations-Service (FIS) für Verkehrsinformationen angemeldet. Dadurch werden sie von Lotsen auf dem Radar verfolgt und erhalten per Funk wichtige Informationen über Flugbewegungen in ihrer Nähe. Kurz darauf zahlt sich das aus.

Denn die beiden erhalten eine Warnung: Kreuzender Verkehr in gleicher Höhe kommt ihnen entgegen. Nur rund eine Minute trennen die beiden Flugzeuge noch voneinander. Klos zieht die Maschine sofort hoch und steigt von 900 auf 960 Meter. Nur Sekunden danach sehen sie eine Cessna 172 etwa 70 Meter unter sich durchfliegen. Ohne diesen Hinweis wäre es womöglich zu einer Kollision gekommen. Das eingebaute Antikollisionsgerät hat nicht angeschlagen.

Dann geht es über den Teutoburger Wald bis nach Bremerhaven, wo sie zum zweiten Mal an diesem Tag landen. Von dort aus beginnt die dritte und letzte Etappe nach Husum, vorbei an den Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals, am Strand von St. Peter-Ording und dem Leuchtturm von Westerhever, bis sie in Husum ankommen.

Da das Wetter für die nächsten Tage schlecht aussieht, entschließen sie sich, den Flug über die Inseln am gleichen Tag in Angriff zu nehmen. Obwohl es mittlerweile 17 Uhr ist, steht die Sonne noch hoch.

Bei bestem Licht und guter Sicht überfliegen sie das nordfriesische Wattenmeer, die Inseln Pellworm und Amrum. Das Festland ist mit Wolken bedeckt – doch über der Nordsee klart es auf. So offenbart sich den Piloten bei blauem Himmel ein Blick auf Inseln, Hallige und Sandbänke.

"Es war ein herrlicher Anblick. Allein dafür hat sich der weite Flug gelohnt", kommentiert Seidel das Erlebnis. Einen längeren Aufenthalt in Norddeutschland können er und Klos jedoch nicht planen. Denn der Wetterbericht prognostiziert nur noch für einen Tag gute Bedingungen – und so entscheiden sie sich, am nächsten Tag wieder in heimische Gefilde zurückzukehren.

Auch auf dem Rückflug bekommen die beiden noch einiges zu sehen. Bei Lauenburg überqueren sie die Elbe. Dort erwartet die Flieger ein Blick auf das Schiffshebewerk Lüneburg-Scharnebeck im Elbe-Seitenkanal. Über Hildesheim und Würzburg erreichen Klos und Seidel schließlich den Wächtersberg – mit rund 1700 Kilometern sowie zehneinhalb Flugstunden in den Knochen und tollen Fotos im Gepäck.