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Bei der Bürgerversammlung in der Stadthalle schlagen manche Wildberger auch kritische Töne an

Bei der Bürgerversammlung informierten Vertreter der Stadt über den Stand der Dinge in Wildberg. Bei der anschließenden Fragerunde zeigte sich: Besonders die Stadtentwicklung und die medizinische Versorgung sehen manche Bürger kritisch.

Wildberg. Es ist kurz vor 19 Uhr. In wenigen Minuten soll die Bürgerversammlung in der Wildberger Stadthalle beginnen. Schon die freien Parkplätze vor der Halle lassen erahnen: Ein großer Ansturm herrscht an diesem Abend nicht. In der Halle bestätigt sich diese Vermutung. Über die Hälfte der Sitze bleiben leer.

Um die Bürgerversammlung in diesem Jahr abwechslungsreicher zu gestalten, greifen Bürgermeister Ulrich Bünger, Bauamtsleiter Arthur Sadlers, Hauptamtsleiterin Christina Baumert und Stadtkämmerer Eberhard Fiedler zu einem Frage-Antwort-Spiel. Der Bürgermeister und die Amtsleiter interviewen sich an diesem Abend gegenseitig. Vier große Themenbereiche stehen dabei an, die in rund einer Stunde abgearbeitet werden sollen: Finanzen, Sanierungsgebiete, Bildung und Betreuung und die Schulentwicklung.

Fiedler und Bünger machen mit dem Thema Finanzen den Anfang. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wofür die Stadt Wildberg ihr Geld ausgibt, sondern auch darum, ob die Stadt irgendwann Gefahr läuft, pleite zu gehen. "Die Stadt Wildberg ist nicht reich", sagt Bünger.

Doch da die laufenden Kosten gedeckt werden können, sei die Aufnahme von Darlehen für gewisse Investitionen "nicht fatal". Für Bünger stelle sich auch immer die Frage der Generationengerechtigkeit. "Bei Investitionen, die mehreren Generationen dienen, finde ich es einen gerechten Ansatz, zu sagen: ›Das finanzieren wir.‹"

So positiv wie die Ausführungen über die Finanzen stellen sich auch die weiteren drei Themenbereiche – zumindest aus Sicht der Redner – dar. Arthur Sadlers berichtet über die verschiedenen Sanierungsgebiete, bei denen man gut vorankäme, allerdings unterschiedlich weit im Hinblick auf die verschiedenen Stadtteile ist. "In Sulz sind wir noch ziemlich weit am Anfang und in Gültlingen stecken wir noch in den Kinderschuhen."

Im Hinblick auf die Bildung stellt Bünger klar: "Wir haben alles, nur nicht überall." Von der Kleinkindbetreuung über Kindergärten bis hin zu Schulen sei man in Wildberg gut ausgestattet. Doch im Hinblick auf den weiteren Ausbau des Bildungssektors stehe man auch vor der Herausforderung, gute Mitarbeiter zu finden.

Für Ärzte sind Stellen auf dem Land unattraktiv

Die Frage nach passendem Personal findet sich dann in gewisser Weise in der darauffolgenden Fragerunde wieder – in Form der medizinischen Versorgung. Die hält Bünger zwar für ein Grundrecht, Ärzte nach Wildberg zu locken sei allerdings nicht einfach. Der Großteil bevorzuge Krankenhäuser oder wechsle in die Pharmaindustrie. Was also tun, wenn in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Hälfte der Allgemeinmediziner in Wildberg in Rente geht? Eine Frage, die Bünger nach einigen Erklärungsversuchen zurück ans Publikum gibt. "Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, der Bürgermeister muss aktiver werden, dann klappt das", sagt Bünger. Man habe bereits viel unternommen, eine zufriedenstellende Antwort könne er an diesem Abend nicht geben.

Zuhörer vermissen Ortsmitte und Cafés

Auch beim Thema Stadtentwicklung gibt es Unmut unter den Wildbergern. Eine Zuhörerin beklagt sich, dass in der Altstadt immer mehr Häuser leer stehen. Einem anderen fehlt eine Ortsmitte mit entsprechenden Cafés und Gasthäusern. "Ist Wildberg nur noch eine Schlafstadt für die Pendler oder wie stellen Sie sich das vor?", fragt er den Bürgermeister. Dieser weist wie auch im Falle der medizinischen Versorgung die Schuld von sich. Mit einer geplanten Ortsmitte beim Bahnhof-Areal sei er im Gemeinderat gescheitert. Und auch gegen leer stehende Häuser könne man wenig tun. "Die Stadt kann schließlich nicht alle Privathäuser kaufen", gibt Bünger zu bedenken.

Als nach zwei Stunden die Bürgerversammlung zu Ende geht, gibt es zwar keine offiziellen Fragen mehr – doch das daraufhin einsetzende Gemurmel unter den Gästen zeigt: In Wildberg hat diese Versammlung für neuen Gesprächsstoff gesorgt.