Anstoßen mit der neuen Apfel-Schorle (von links): Betriebsleiter Bernhard Griesau, Bürgermeister Ulrich Bünger, Umweltdezernent Joachim Bley, Landrat Roland Bernhard, Geschäftsleiter Duschan Gert und Christian Bühler vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart. Foto: Buchner

Wildberger Wasser mit Böblinger Saft vereint. Getränk ab Mitte Februar in Edeka-Südwest-Märkten erhältlich.

Wildberg-Sulz - Am Dienstagvormittag verließen im Sulzer Werk der Schwarzwald-Sprudel GmbH die ersten Flaschen Vitrex-Apfel-Schorle die Abfüllanlage. Ab Mitte Februar soll das Getränk aus Wildberger Wasser und Direktsaft aus dem Landkreis Böblingen in Edeka-Südwest-Märkten erhältlich sein.

"Wir liebäugeln schon seit Jahren damit, eine Apfel-Schorle auf den Markt zu bringen", bekannte Schwarzwald-Sprudel-Geschäftsleiter Duschan Gert, "aber manche Dinge brauchen eben ihre Zeit." Von vorne herein sei bei Schwarzwald-Sprudel – einer Edeka-Südwest-Tochter – klar gewesen, dass den Aspekten Regionalität und Nachhaltigkeit ein hoher Stellenwert zukommen soll. "Denn wenn wir das regionale Engagement nicht haben, verlieren wir Identität", sagte Gert und fügte hinzu: "Es geht nicht immer um Kommerz." Deshalb verwende man für die Schorle den Landkreis-Apfelsaft von Streuobstwiesen aus dem Landkreis Böblingen. Der werde bei der Firma Dietz Fruchtsäfte in Osterburken gekeltert, gekühlt nach Sulz geliefert und dort mit Wasser aus Wildberger Quellen gemischt. "So vereinen wir auch Produkte aus den Landkreisen Calw und Böblingen."

Als Herausforderung habe sich die Preisgestaltung erwiesen, betonte Gert. Erklärtes Ziel sei gewesen, sechs Halbliterflaschen Vitrex-Apfel-Schorle für 2,99 Euro anzubieten. Im Discounter erhalte man die gleiche Menge – wenn auch nicht mit Direktsaft – bereits für 99 Cent. "Deshalb müssen wir bei den Kunden das Bewusstsein für den Wert regionaler Produkte wecken", unterstrich Gert.

Böblingens Landrat Roland Bernhard zeigte sich angetan, dass sich Duschan Gert als Geschäftsmann – "denn das sind Sie ja in erster Linie" – derart für Produkte aus der Region einsetzt. "Mit dem Sprung in die Edeka-Märkte können wir die Absatzmöglichkeiten für unseren leckeren Saft deutlich steigern", freute sich der Landrat, "und das bedeutet, dass wir weitere Stücklesbesitzer unter Vertrag nehmen können." Das Böblinger Landkreis-Apfelsaft-Projekt werde derzeit von rund 360 Obstbaumbesitzern beliefert, die zusammen rund 7800 Bäume auf etwa 850 Wiesen mit einer Gesamtfläche von zirka 160 Hektar stehen haben. Von der letzjährigen Ernte flössen nun 90 000 Liter Saft aus 120 Tonnen Äpfeln in die Vitrex-Schorle. Wolle man die Streuobstwiesen als landschaftsprägendes Element und Lebensraum für Tiere und Pflanzen erhalten, gelte es, den Besitzern Anreize für deren Pflege zu bieten.

Auch Christian Bühler vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz hob die Bedeutung hervor, die der "Wertschöpfung aus Streuobst" zukomme. Letztlich sei sie Motivation und Anerkennung für die Baumbesitzer, die angesichts des Verfalls der Mostobstpreise "ein frustrierendes Jahr" hinter sich hätten. Umso lobenswerter sei es, dass sich die Akteure dieses Projekts zusammen gefunden haben.

Gert: "Es geht nicht immer um Kommerz"

"Wir sind von der Natur bevorzugt", sagte Joachim Bley, Umweltdezernent am Calwer Landratsamt, "denn wir sitzen auf einem riesigen Wasserschatz." Der weise zudem unterschiedliche Mineralisierungsgrade auf, und da "kann man was draus machen". Deshalb sei es schön zu sehen, dass dies auch tatsächlich geschehe. Wildbergs Bürgermeister Ulrich Bünger bezeichnete das Projekt als "Musterbeispiel für eine erfolgreiche Vermarktung von Produkten aus dem ländlichen Raum".

Bernhard Griesau, Schwarzwald-Sprudel-Betriebsleiter in Sulz, wies darauf hin, dass es zwei Jahre gedauert habe, das Vorhaben zu verwirklichen: "So etwas geht nicht einfach mit einem Telefonat über die Bühne." Im Vorfeld habe sich herausgestellt, dass die meisten Hersteller mit der Verarbeitung von Direktsaft überfordert seien und deshalb auf Konzentrate setzten. Die seien standardisiert. Arbeite man mit Direktsaft, seien von Jahrgang zu Jahrgang leichte geschmackliche Schwankungen nicht zu vermeiden. "Da kommt es uns entgegen, dass der Saft aus dem Landkreis Böblingen nicht nur regional und nachhaltig ist, sondern auch noch sehr gut schmeckt." Deshalb komme die Vitrex-Schorle mit einem Saftanteil von 40 Prozent aus, der Rest sei Wildberger Wasser und wenig Kohlensäure.

Weil es sich um ein Naturprodukt handelt, werde der Saft pasteurisiert – das heißt: für 30 Sekunden auf 89 Grad Celsius erhitzt – und anschließend wieder auf 15 Grad abgekühlt, damit er in die PET-Flaschen gefüllt werden kann. Auch diese Umstände würden bei der Verwendung von Konzentraten nicht anfallen. Der Energie-Aufwand lasse sich dank eines Wärme-Rückgewinnung-Verfahrens immerhin in Grenzen halten.

Direkt an der Abfüllanlage konnte dann eine ganze Reihe von geladenen Gästen die neue Apfel-Schorle verkosten. Die Kunden müssen sich noch bis Mitte Februar gedulden. Die Vitrex-Schorle wird nun zunächst auf Edeka-Südwest-Zentrallager verteilt und von dort in rund 1500 Märkte in Baden-Württemberg, dem Saarland und Teilen Hessens und Bayerns geliefert.