Nebenerwerbslandwirt Dieter Volz aus Gültlingen hält insgesamt 65 Kühe. Foto: Kauffmann

Immer weniger arbeiten im Nebenerwerb. Bedingungen werden schwieriger. Ständig neue Vorschriften.

Wildberg-Gültlingen - Immer weniger Landwirte arbeiten im Nebenerwerb. "Das muss jemandem schon in die Wiege gelegt sein", sagt Dieter Volz aus eigener Erfahrung. Doch er hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Im Gespräch berichtet er nicht nur von fragwürdigen politischen Entscheidungen.

"Wenn ich im Mai blühende Rapsfelder sehe, finde ich das schöner als ein Blumenstrauß", schwärmt Dieter Volz, Landwirt im Nebenerwerb im Wildberger Ortsteil Gültlingen. Die Liebe zur Natur ist dem Landmaschinenmechaniker-Meister in die Wiege gelegt. Er kann nicht mehr sagen, seit wie vielen Generationen sich der Betrieb in Familienhand befindet.

Lässt der knapp über 50-jährige Gültlinger Ortschaftsrat die letzten Jahrzehnte Revue passieren, wird er jedoch nachdenklich. In seiner Kindheit habe es im Ortsteil 30 Nebenerwerbslandwirte gegeben. Heute sind davon gerade einmal um die fünf übrig.

"Im Idealfall wird der Betrieb auf die Kinder übertragen", sagt er und ergänzt: "Wenn der Wille da ist." "Viele ziehen wegen dem Beruf weg vom Heimatort", erzählt Volz. Manch einer verzichte aber auch ganz bewusst auf den Aufwand, den ein landwirtschaftlicher Betrieb zusätzlich zum Beruf mit sich bringt. Der Aufwand ist nämlich beträchtlich.

Wenn Volz gegen halb fünf von seiner Arbeit nach Hause kommt, kümmert er sich erst einmal um seinen Hof. Kürzlich hat er etwa Mineraldünger aufs Feld gefahren. Hört sich einfach an, aber: "Man muss viel planen", erklärt er in Anspielung auf Preisschwankungen beim Mineraldünger, den er schon ein halbes Jahr vorher gekauft hat. Normalerweise arbeitet er rund 20 Stunden auf seinem Hof, während der Saison können es auch mal bis zu 60 Stunden pro Woche zusätzlich zu seiner Arbeit in einer Schlossereiwerkstatt werden. Da muss nicht nur er, sondern auch sein Arbeitgeber flexibel sein, etwa, wenn es um die Bewilligung von Urlaub während der Erntezeit geht.

"Bauernregeln stellen Landwirte zu Unrecht an den Pranger"

Hinzu kommt, dass die Bedingungen, unter denen er Landwirtschaft betreibt, tendenziell schwieriger werden. Gerade die "ausufernde" Bürokratie treibt ihm Sorgenfalten auf die Stirn: "Für die Förderanträge, die ich jedes Jahr stelle, brauche ich um die zwölf Stunden, bis ich alles habe", berichtet er.

Außerdem muss er immer wieder neue Vorschriften umsetzen, die sich in der Praxis oft als große Hemmnisse entpuppen. Volz klagt: "Die zugelassenen Pflanzenschutzmittel werden immer weniger, deshalb fehlt die Vielfalt." Das sei problematisch: "Die Gefahr, dass sich Resistenzen bilden, wird dadurch größer." Volz’ Urteil: "Da kann man den praktischen Nutzen einfach nicht immer verstehen."

Unsinnig findet er auch die Pflicht, ökologische Vorrangflächen zu unterhalten. Das sei eine "Rechtfertigung fürs Wahlvolk", damit die Europäische Union sagen könne, sie fördere ökologische Aspekte in der Landwirtschaft. Die unzähligen Gesetze, die im Europäischen Parlament beschlossen werden, seien nicht das einzige Problem: "In Deutschland und Baden-Württemberg wird oft noch eins drauf gesetzt", moniert er.

Was ihn ärgert, ist die Bauernregel-Kampagne, ausgerechnet von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. "Diese Bauernregeln stellen die Landwirte zu Unrecht an den Pranger", klagt er. Dieser Umgang sei "nicht korrekt". Dabei lebe der Landwirt "von und mit seinem Betrieb". Er betont, wie wichtig es ist, dass der Boden gesund bleibe. Der manchmal vorgebrachte Vorwurf von Umweltschützern, die Landwirtschaft beute die Umwelt aus, sei "an den Haaren herbei gezogen". "Wir wirtschaften schon jetzt nachhaltig", stellt Volz klar.

Neben überbordender Bürokratie beklagt er die Schäden von Hunden: Ihre Hinterlassenschaften machten das Futter ungenießbar und könnten Krankheiten übertragen. Außerdem: Einige Hundehalter werfen ihr Stöckchen aufs Feld und ließen es liegen. "Schon zweimal habe ich deshalb einen beträchtlichen Schaden an der Maschine gehabt", erzählt Volz. Zudem schreckten die Hunde das Vieh auf, wenn sie das Stöckchen holten.

Auch wenn der Beruf zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt, bis zur Rente will Volz nicht darauf verzichten: "Das ist ein schöner Beruf, man ist eigenständig und in der Natur."