Anton Khananayev versank regelrecht in der Musik, die er seinen Schlaginstrumenten entlockte. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Schlagzeuglehrer wartet beim Benefizkonzert für ukrainische Kriegsopfer mit nicht alltäglichem Programm auf

Maria Kosowska-Németh Wildberg. Ein Benefizkonzert lockte viele Menschen in die Wildberger Martinskirche. Der Anlass war brandaktuell: Hilfe für die zivile Bevölkerung im Konfliktgebiet Ostukraine.Bereits seit Anfang der Kämpfe setzt sich Anton Khananayev, Schlagzeuglehrer an drei Musikschulen in der Region, für seine Landsleute in Donezk und Umgebung ein. Im Wildberger Stadtrat Dieter Dannenmann von der Deutschen Humanitären Hilfe Nagold hat er einen starken Verbündeten gewonnen, und gemeinsam organisierten sie die zweckgerichtete Veranstaltung, für die die Evangelischen Kirchengemeinde Wildberg die Stadtkirche zur Verfügung stellte.

Wider die Sommerferien-Muße bereitete Khananayev ein nicht alltägliches Programm vor und bestritt seinen Auftritt überwiegend auf Marimbaphon (auch Marimba genannt), einem melodischen Schlagzeuginstrument. In der für Violine transkribierten Fuge von Bach ersetzte Khananayev die vier Finger eines Geigers mit vier weichen Schlägeln und interpretierte die Musik mit nachdenklichen Verzögerungen im gemächlichen, überlegten Tempo.

Keinesfalls statisch erschien der pentatonisch exotische Dreiteiler des Japaners Abe mit einer Fülle von Tremoli, Trillern und ungewöhnlichen akustischen Effekten. Tief ins Spiel versunken, änderte der Künstler unbewusst die Programm-Reihenfolge, was ihm umso mehr Sympathie der Zuhörer einbrachte.

Der Titel "Tornado" von M. Markovich für kleine Trommel sprach für sich, jedoch verwandelte Khananayev den musikalischen Wirbelsturm in einen virtuosen Ausbruch, in eine authentisch wirkende kriegerische Auseinandersetzung mit dem rhythmischen Instrument. Eine Reihe der faszinierenden, fast verzweifelten Akzente inmitten der unfehlbaren Schlagtechnik führte ein lebendiges Schlachtfeld-Bild vor Augen.

Es war keine Absicht der Organisatoren, dieses Konzert unmittelbar vor dem 75. Jahrestag des Ausbruchs des 2. Weltkriegs, am Weltfriedenstag, stattfinden zu lassen. Auch die Worte "Anschluss" und "Korridor" fielen nicht, doch die Assoziationen mit der Situation in der Ukraine, welche Khananayev lediglich als "relativ unangenehm" bezeichnete, lagen erschreckend nahe.

Nach dem Konzert appellierte Dannenmann leidenschaftlich um Spendenbereitschaft und versicherte, alle sachlichen und finanziellen Gaben würden ohne bürokratische Umwege direkt bei den Bedürftigen ankommen, wie sonst auch bei allen anderen Aktionen der DHHN in vielen osteuropäischen Ländern. Nicht zum ersten Mal fahre bald der vereinseigene 40-Tonnen-Lastwagen mit den Spendenhilfsgütern wie Decken, Kleidung, Zelten, Verbandsmitteln, Schlafsäcken und Nahrungsmitteln nach Uschhorod im Dreiländereck zwischen Ukraine, Slowakei und Ungarn. Dort werde die Fuhre umgeladen, denn Weiterfahrt bedeute für die ehrenamtlichen Helfer Lebensgefahr. Anschließend transportieren vertrauenswürdige Helfer die Güter ins Kampfgebiet.

An den Grenzübergängen gebe es seit dem Beginn des Konflikts weniger Zollprobleme, weil die Zuständigkeitsbefugnisse der Zöllner im Moment unklar seien, jedoch erschwerten strenge Kontrollen weiterhin beträchtlich die Einfuhr der westlichen humanitären Hilfe.

In Altensteig-Spielberg befinde sich ein Sammellager der DHHN (www.dhhn.de) für die Hilfsgüter. Wer spenden möchte, könne dort direkt Kontakt aufnehmen.