Ob "Röte II", Zukunft der Schule oder Sanierung der Ortsdurchfahrt: Auf den Rat warten zahlreiche Aufgaben. Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

Vorsitzender des Gültlinger Gremiums muss nicht mehr der Stadtverwaltung angehören / Langjährige Räte geehrt

Von Tim Geideck

Wildberg-Gültlingen. Für gleich drei Premieren sorgte die konstituierende Sitzung des Gültlinger Ortschaftsrates: Zum ersten Mal gehören ihm nun eine Frau und ein Grüner an, der Ortsvorsteher wiederum gehört zum ersten Mal nicht der Wildberger Stadtverwaltung an.

Keine 15 Minuten dauerte die offiziell letzte Sitzung des bisherigen Gültlinger Ortschaftsrates – dann nahmen Roland Selb (CDU) und Max Baumgartner (Freie Wähler) nach nur jeweils einer Legislaturperiode schon wieder Abschied vom Ratstisch.

Der bis dato noch stellvertretende Ortsvorsteher Walter Baur (CDU) würdigte bei dieser Gelegenheit die Arbeit der beiden ausscheidenden Räte. So sei besonders Selb durch sein langjähriges Mandat im Wildberger Gemeinderat "immer gut vorbereitet und informiert" gewesen. "Du hast die Interessen unseres Ortes immer gut vertreten, ohne die Interessen der Gesamtstadt aus den Augen zu verlieren", bescheinigte Baur seinem Parteikollegen.

Auch für die kommunalpolitische Tätigkeit von Baumgartner fand Baur lobende Worte: "Du hast dich immer eingebracht und Deinen Standpunkt vertreten." Baumgartner war Ende 2011 für den kurz darauf verstorbenen Reiner Brock nachgerückt. Sein Tod sei "ein herber Verlust" für Gültlingen.

Direkt im Anschluss an die Sitzung des bisherigen Ortschaftsrates trat das neugewählte Gremium zusammen, wobei erstmals Sandra Glauer (Freie Wähler) und Günther Landgraf (Grüne) am Ratstisch Platz nahmen. Dass dem Ortschaftsrat nun zum ersten Mal eine Frau angehört und zwei junge Leute in das Gremium einziehen, freute Baur "ganz besonders" – nehme doch die Überalterung in der Kommunalpolitik zu.

Mit der Wahl eines Ortsvorstehers schritt der neue Ortschaftsrat dann gleich zur Tat. Durch eine Änderung der Hauptsatzung müssen die Ortsvorsteher der Wildberger Stadtteile nun nicht mehr wie bislang der Stadtverwaltung angehören – wohl in erster Linie eine Reaktion auf die Entwicklung in Gültlingen.

Dort übernahm nach der Erkrankung des damaligen Ortsvorstehers Friedrich Waiblinger zunächst Baur als ehrenamtlicher Stellvertreter diese Funktion. Mit der Anstellung von Aline Bauhof beim Bauamt der Stadt Wildberg wurde sie zur neuen Ortsvorsteherin gewählt, bekam dann allerdings ein Kind und ging in den Mutterschutz, weswegen erneut Baur in die Bresche springen musste und in den letzten Jahren praktisch durchweg das Amt übernommen hatte.

Der in der Sitzung ebenfalls anwesende Wildberger Bürgermeister Ulrich Bünger betonte, dass die Zusammenarbeit mit Baur sehr angenehm gewesen sei, erinnerte jedoch daran, dass es "schon ein Unterschied" sei, ob ein Ortsvorsteher der Verwaltung angehöre oder ob ein Bürger dieses Amt in seiner Freizeit ausübe, was dann "eine Herausforderung, teils auch eine Zumutung" sei.

Auf Vorschlag des CDU-Rates Dieter Volz wählte der Ortschaftsrat dennoch Baur einstimmig als neuen – und damit nicht mehr nur stellvertretenden – Ortsvorsteher. Die Funktion als erster Stellvertreter übernimmt nun Rudolf Widmaier (Freie Wähler). Und weil das Gremium aufgrund der jüngeren Ereignisse wohl ganz sicher gehen wollte, wurde mit Dieter Volz auch ein zweiter Stellvertreter gewählt.

Zu den wichtigsten Aufgaben, mit denen sich der Ortschaftsrat in den kommenden fünf Jahren beschäftigen wird, zähle laut Bürgermeister Bünger neben der Fertigstellung des Baugebiets Röte II und der Zukunft der Gültlinger Schule vor allem die Innenentwicklung samt Aufnahme in das Landessanierungsprogramm. "Wir möchten für 2015 einen Antrag stellen", betonte Bünger. Damit verbunden sei auch die Sanierung der Gütlinger Ortsdurchfahrt.

Das Land Baden-Württemberg habe als Eigentümer bereits loslegen wollen. Dies mache aus Sicht des Bürgermeisters jedoch "keinen Sinn", wenn kurz darauf die Ortskernsanierung beginne und die Straße wieder aufgerissen werden müsse. "Das Land parkt die Mittel, bis wir mit unserer Sanierung so weit sind. Und dann wird ein Schuh daraus", meinte der Bünger.

Baur unterstrich, dass es bei einer Ortskernsanierung nicht zuletzt darauf ankomme, dass die Grundstückseigentümer mitziehen. Er habe jedoch die Hoffnung, dass dies der Fall sein werde, sobald die Sanierung erst einmal gestartet sei. "Man darf nicht vergessen: So eine Möglichkeit der Sanierung kommt nicht all Jahr wieder. Das muss jedem Eigentümer klar sein", sagte Baur.