Hans Strobel, Helmut und Monika Schmidt sowie Karl Binder (von links) haben dem Verkehrslärm den Kampf angesagt. Foto: Bernklau

Bürger machen auf allen Ebenen Druck – bisher vergebens. Mehr als 60 Prozent der Autos zu schnell auf Effringer Straße.

Wildberg - Gerade erst hat der Wildberger Gemeinderat beschlossen, beim Landkreis einen Blitzer an der Effringer Straße zu beantragen. Einer seit sechs Jahren aktiven Anwohner-Initiative reicht das nicht. Sie macht auf allen Ebenen Druck für weniger Verkehrslärm auf der L 349.

Das war ein echter Raser, der im Juli 2013 auf der Effringer Straße mit 186 Stundenkilometern geblitzt wurde. Dort, wo die Steige nach Effringen nicht als innerörtlich gilt, sind 70 als Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben.

Eine Messung in den vergangenen Sommerferien ergab eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 85 Stundenkilometern. Über 60 Prozent der Autos waren zu schnell unterwegs. Der erbärmlich schlechte Straßenzustand mit seinen Flicken, Wellen und abgesunkenen Kanaldeckeln verursacht zusätzlichen Lärm durch den Schwerlastverkehr auf der Landesstraße am Ortsausgang von Wildberg. "Wenn da morgens um vier Uhr ein leerer Lkw runterrumpelt, stehen manche im Bett", spitzt Helmut Schmidt das Problem für die Anwohner der Siedlung zu.

Der Ingenieur und seine Frau Monika, die 2011 in den Schönbronner Weg zugezogen sind, betreiben dort ein Statik-Büro. Ihr Mitstreiter Hans Strobel aus der Nachbarschaft ist auch Bau-Ingenieur. Da kämpfen Fachleute für weniger Verkehrslärm und setzen fort, was Karl Binder, Kunstlehrer am Nagolder Otto-Hahn-Gymnasium, im Jahr 2008 mit einer 15 Namen umfassenden Unterschriftenliste begonnen hatte, die er an Wildbergs Bürgermeister Ulrich Bünger übergab. "Noch nicht so offensiv" sei er damals gewesen, sagt der Initiator.

Nichts habe sich seither gebessert, "im Gegenteil, es wird immer schlimmer", findet Karl Binder nun. Es sei bei "leeren Ankündigungen und beim Abwarten" geblieben seitens der zuständigen Behörden bei Land und Regierungspräsidium, Kreisverwaltung und Stadt. Drei Prüfungen des Sachverhalts gab es – ohne Folgen. Eine neuerliche Liste von Unterschriften umfasst inzwischen 60 Namen, die sich für einen besseren Lärmschutz entlang der Landesstraße 349 einsetzen.

Am oberen Ende der betroffenen Häuser kommt die Belästigung durch die kurze gerade Rennstrecke übers freie Feld nach Effringen hinzu, wo das vorgeschriebene Tempo – raufwärts auf 70, runterwärts auf 100 km/h beschränkt – etwa von manchen Motorradfahrern oft völlig missachtet wird. Unterschrieben hat aber auch eine kirchliche Mitarbeiterin, die ihre denkmalgeschützte Martinskirche an der engen Kehre im Ort durch die vorbeidröhnenden Brummis gefährdet sieht. Da bröckele der Putz. Kern des Problems aber ist der rund 600 Meter lange Abschnitt zwischen Ortsende Kernstadt und dem Abzweig zur Siedlung an der Uhlandstraße.

Dort ließe sich über den Straßenzustand und die Geschwindigkeit Linderung erreichen. Die Initiative fordert schlicht eine schnelle Verbesserung der Lärmlage und fährt dabei mehrgleisig. Helmut Schmidt will etwa mittels der geltenden Vorschriften juristisch durchsetzen, dass dieses Teilstück einen Status als innerörtliche Straße bekommt und damit Tempo 50. Er hat den offiziellen Gutachten eine eigene Berechnung der Lärmbelastung entgegengesetzt, nach der dort mit 73 Dezibel die geltenden Grenzwerte von 65 dB weit überschritten sind, bei denen ein Lärmaktionsplan in die Wege geleitet und die Mitwirkung der Einwohner angesetzt werden muss.

Drei Dezibel bedeuten eine Halbierung des Lärms. Solch eine Verminderung hatte schon ein Gutachten errechnet, das nach der ersten Initiative von Karl Binder 2008 im Auftrag der Stadt Wildberg verfasst worden war, erreichbar durch ein von 70 auf 50 herabgesetztes Tempolimit auf diesem Abschnitt.

Die Initiative versucht das Problem auch noch auf andere Weise anzugehen. Sie hat schon beantragt, wogegen sich Regierungspräsidium und Landkreis vehement wehren: durch Sperrung der L 349 für den Schwerlastverkehr – unter Hinweis auf die schmale Waldstrecke oberhalb von Schönbronn, auf den Status Wildbergs als Luftkurort, auf die Enge der Kehre um die Martinskirche und auf die Gefährdung des denkmalgeschützten Baus selber.

Womit eine Verringerung des Verkehrslärms erreicht wird, ist der Initiative letztlich egal, zumal auch niemand ganz genau weiß, was Tempolimit, verstärkte Kontrollen oder eine Verbannung der Laster vergleichsweise brächten. Eine Erneuerung des maroden Belags (samt Nivellierung der Kanaldeckel), womöglich gar mit sogenanntem Flüsterasphalt, gehört auch zum Denkbaren. Aber da machen sich Monika und Helmut Schmidt ebenso wenig Hoffnung auf baldige Verwirklichung wie ihre Mitstreiter Hans Strobel und Karl Binder.