Andreas Hohl (mit Zylinder) schüttelte belanglose Geschichten und Anekdoten aus dem Ärmel. Mit den "Palastperlen" beflügelte er das Publikum, dessen Applaus nicht abebben wollte. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Andreas Hohl und "Palastperlen"-Musiker beschwingen Publikum in Wildberg mit Anekdoten und Gesang

Maria Kosowska-Németh

Wildberg. Was zählen Schafe, wenn sie nicht schlafen können? Wenn man in See sticht, macht man dann den Meeresspiegel kaputt? Die "Palastperlen" traktierten das Publikum mit abstrakten, surrealen Witzen in der Stadthalle.

Sänger und Conférencier Andreas Hohl schuf zusammen mit den "Palastperlen"-Musikern in der voll besetzten Stadthalle die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Neujahrsempfang:

Eine beschwingte, sorglose Atmosphäre, trocken-frivolen Humor und viel, sehr viel "Grammophon-Juwelen" aus den 20er- und 30er-Jahren.

Die Geschichte des stilvollen Salonorchesters begann vor elf Jahren, als der Trompeter und musikalische Leiter von "Palastperlen" Uwe Forstner bei einer Auktion "rein zufällig auf einen meterhohen Stapel Noten" stieß und diesen "ins Blaue hinein" ersteigerte. Vergilbt und vom Zeitzahn angeknabbert, oft schwer leserlich, entpuppte sich das Notenmaterial als eine wahre Schatztruhe, voller Originalpartituren aus den Anfangsdekaden des 20. Jahrhunderts.

Im kleineren Musikerkreis wurden die Noten auf ihre Tauglichkeit überprüft, es folgten die ersten Auftritte und nach kurzer Anlaufzeit erlangte das Orchester seine endgültige Zwölf-Mann-Frau-Besetzung. Mittlerweile hatte sich das Pforzheimer Ensemble in seiner Musiknische fest eingenistet und tourt durch die Region mit erstklassigen Unterhaltungsprogrammen.

Unter einem Dutzend Instrumentalisten vom Klavier über Violine, Banjo/Gitarre, Kontrabass, Schlagzeug, Trompeten, Posaune bis zum Saxofon-Quartett findet man recht wenig Berufsmusiker und doch spielen sie mit hinreißender Verve alles – ob Foxtrott, Tango oder Swing – auf einem herausragenden, soliden Niveau.

Vor dem altmodischen Mikrofon stehend, im Zylinder, Frack, dem Gehstock in der Hand, verkörperte Hohl einen singenden, unterhaltsamen Bonvivant aus der Zeit der ersten Weltkrise. Er schüttete wie aus dem Ärmel Anekdoten und belanglose Geschichtchen, führte ein taktvolles Telefonat voller schlimmsten Hiobsbotschaften mit dem wiederkehrenden Refrain "...aber ansonsten ist alles gut und tadellos". Vor allem aber sang er. Ein Chanson nach dem anderen.

Bei den bekannten Schlagern wie "Ich wollte, ich wär’ ein Huhn", "Veronika, der Lenz ist da", "Ein kleiner grüner Kaktus" oder dem unvergesslichen "Schöner Gigolo" von Marlene Dietrich (allesamt mit vollständigen Texten) tauten Herzen auf, Gedanken flogen in weite Vergangenheit – zu altem Grammophon mit Metallnadel und zu zerkratzten Schellackspielplatten, die ihren unwiderstehlichen Mono-Zauber bis heute verströmen.

In der Pause schlüpften die Palastperlen in ihre Gala-Roben und weiße Fräcke, nach zwei geschlagenen Stunden war das Programm noch voll im Gange. Die Freude an Musik beflügelte gleichermaßen Orchester und Publikum, rhythmisches Klatschen und begeisterter Applaus wollten nicht abebben. Mit Bedauern haben die Besucher "Good bye Johnny" als Abschiedszugabe zur Kenntnis genommen.