Gespannt hören die Kinder zu, als Dahab Gebregzi ihnen Märchen aus Abessinien erzählt. Foto: Begemann Foto: Schwarzwälder-Bote

Fünftklässler der Wildberger Realschule hören afrikanische Märchen / Erzählerin stammt aus Eritrea

Von Daniel Begemann

Wildberg. Normalerweise erzählen die Fünftklässler der Wildberger Realschule in ihrer Märcheneinheit im Deutschunterricht auch selbst Geschichten. In einer afrikanischen Märchenstunde nahm jedoch eine professionelle Märchenerzählerin die Kinder mit in ein Land, in dem alles anders ist, selbst die Märchen.

Abessinien gibt es als Land schon lange nicht mehr. Heute besteht das ehemalige Kaiserreich in Ostafrika aus den Staaten Äthiopien und Eritrea. Dahab Gebregzi stammt aus Eritrea, ist mit der dortigen Sprache und Kultur vertraut, aber in Deutschland aufgewachsen. Die junge Frau ist freischaffende Schauspielerin. Ihr Interesse gilt neben theaterpädagogischen Projekten den Fabeln und Märchen aus ihrem Herkunftsland. Durch intensive Recherche gelang es ihr, einige der durch Krieg und Völkerwanderung verschollenen alten Geschichten wieder zu entdecken.

Teilweise auf afrikanischen Instrumenten akustisch untermalt, begab sich die Erzählerin mit den Fünftklässlern auf eine Kopfreise in das alte Abessinien: "Wenn ihr wollt, könnt ihr die Augen schließen. Stellt euch vor, es ist ein schöner, warmer Regentag. Die Menschen sind anders gekleidet, Palmen stehen am Straßenrand, und es duftet auch ganz anders."

Als erstes hörten die Kinder die Geschichte über eine Mäuseversamlung, die darüber berät, wie sie am Besten die Hauskatze beseitigen könnten.

Die Geschichte ist typisch für abessinische Märchen. Gebregzi erklärte den Kindern: "Die Märchen entstehen aus Erfahrungen, die in Geschichten umgewandelt und dabei etwas bunter gemacht werden. Jede Geschichte möchte uns etwas beibringen."

Daher fragte sie die Kinder am Ende der Mäusegeschichte, was sie daraus lernen können. Allen ist klar: Es ist wichtig, auch einmal Verantwortung zu übernehmen.

Auch hinter dem zweiten Märchen, einer Freundschaftsgeschichte zwischen einem Äffchen und einem Krokodil, verbarg sich eine eindeutige Moral: Manchmal kann man es einfach nicht allen recht machen. "Es gibt Situationen, in denen nicht alle Interessen miteinander vereinbar sind. Daran sollte man dann nicht verzweifeln", so Gebregzi.

Am Ende der Lesung war selbst Klassenlehrerin Ulrike Furtwängler begeistert. "Morgen werden wir im Unterricht viel zu besprechen haben", meinte sie. Finanziell unterstützt hat der Förderverein des Bildungszentrums die Lesung.