Ulrich Bünger (links) überreichte Walter Schultheiß die Urkunde mit der Ehrenbürgerschaft. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Auszeichnung: Schauspieler und Humorist Walter Schultheiß erhält die Wildberger Ehrenbürgerwürde verliehen

Von Martin Bernklau

Dem Schauspieler und Autor Walter Schultheiß ist von Bürgermeister Ulrich Bünger die Ehrenbürgerwürde der Stadt Wildberg verliehen worden.

Wildberg. Walter Schultheiß stammt aus Tübingen, seine wichtigste Wirkungsstätte war und ist vor allem Stuttgart, aber der langjährige Wohnort Wildberg ist ihm und seiner Frau Trudel Wulle längst zur geliebten Heimat geworden. Zum Festakt für den 91-Jährigen am Freitagabend war der historische Sitzungssaal reich geschmückt – und hochrangig besetzt.

Nicht nur viele Gemeinderäte gaben dem vermutlich bekanntesten und gerade als Volksschauspieler und schwäbischer Humorist wohl weithin populärsten Wildberger die Ehre, sondern auch Landrat Helmut Riegger und Altbürgermeister Walter Krauss, Ehrenbürger der Nachbarstadt Bad Teinach-Zavelstein. Der Gitarrist Chaehong Lim von der Wildberger Musikschule umrahmte die Feier.

Einstimmig hatte der Gemeinderat im vergangenen November die Ernennung des so bescheidenen und zugänglichen Künstlers zum Wildberger Ehrenbürger beschlossen. Er genieße "im Land und in der Stadt höchstes Ansehen und hat sich mit seinen Talenten und Fähigkeiten auf vielerlei Weise um das Land und unsere Heimat verdient gemacht", hieß es in der von Bürgermeister Bünger verlesenen Begründung.

Seine Bühnenkarriere hatte der an der Ostfront schwer verwundete Walter Schultheiß und kurz nach dem Krieg ausgebildete Schauspieler mit einer Operettenrolle in Stuttgart begonnen, wo er heute Ehrenmitglied der Schauspielbühnen ist. Richtig bekannt aber wurde er gemeinsam mit Werner Veidt durch seine Radio-Sketche als Straßenkehrer-Duo "Karle und Gottlob" im Süddeutschen Rundfunk, "dem Sender", wie er ihn der Vielbeschäftigte ihn noch heute nennt. Auch als Hörspielsprecher prägte sich seine Stimme ein.

Die meiste Zeit brauchte Laudator Ulrich Bünger aber für eine knappe Liste seiner zahllosen kleinen und großen Rollen für Film und Fernsehen, die von der Augsburger Puppenkiste über den Serienerfolg "König von Bärenbach" und regelmäßige "Tatort"-Auftritte bis zum Kriegsende-Drama "Drei Tage im April" oder zur erst 2013 in die Kinos gekommenen schwäbischen Tragikomödie "Global Player – Wo wir sind isch vorne" reicht.

Seit 1950 ist Walter Schultheiß mit der nicht minder beliebten Kollegin Trudel Wulle verheiratet. Die gemeinsamen Lesungen meist eigener Texte und schwäbisch-humoristischer Miniaturen haben in den vergangenen Jahren einen immer größeren Anteil an den immer noch regelmäßigen Auftritten bekommen. Nach Wildberg kam das Schauspieler-Paar erstmals 1960, beruflich, zum Schäferlauf. Das erworbene Gütle am Wächtersberghang wurde dann Bauland, 1966 bezog die kleine Familie mit Sohn Götz das Heim.

Ohne seine Frau Trudel Wulle ist Walter Schultheiß kaum vorstellbar. Sie war aufgeregter als der Gatte: "Ich wackel so, aber ganz ohne Alkohol", sprach sie zu den Gästen des Festakts. Ihr und dem Sohn Götz galt auch der erste Dank des Geehrten. Selbstverständlich kamen sofort Humor und Hintersinn in seine Worte. Der im Haus der quicklebendigen Betagten lebende Sohn sorge dafür, dass die Medikamente pünktlich eingenommen werden. "Man möchte ja gesund sterben", scherzte der 91-Jährige.

Mit der von Bürgermeister Bünger gerahmt überreichten Urkunde habe er es endlich schriftlich, dass er "ein echter Bürger von Wildberg" sei. Ganz ernst aber meinte Schultheiß sein Bekenntnis "Heimat ist mehr als Haus und Garten". Die Herzlichkeit der Wildberger hob der Ehrenbürger besonders hervor und fügte für alle seine Mitbürger knitz an: "Ich versichere Ihnen, wir bleiben hier."

Der begabte, spät noch von Willi Widmann ausgebildete Kunstmaler und bildende Künstler Walter Schultheiß – im Evangelischen Gemeindezentrum steht eine von ihm geschaffene Plastik mit Orgelpfeifen – revanchierte sich bei der Stadt nicht nur mit warmen Worten, sondern mit einem Geschenk: einem Bild auf Leinwand mit dem Titel "Wildberg im Schnee", ebenfalls gerahmt, aber golden. Als Schild-Text empfahl er: "Weil man den Maler nicht finden konnte, hat man sein Bild aufgehängt." Großer Applaus.

Dem Festakt im Rathaus folgte ein Sektempfang und ein Essen für die geladenen Gäste im benachbarten "Talblick".