Wolfgang Lehrke sprach vor rund 70 Besuchern des Sulzer Männervespers über Ehrlichkeit. Foto: Roller Foto: Schwarzwälder-Bote

Männervesper: Ex-Polizist Wolfgang Lehrke spricht auf dem Sulzer Braunjörgen über Ehrlichkeit

"Ist der Ehrliche der Dumme?" – diese Frage stellte beim Sulzer Männervesper einer, der es aus beruflichen Gründen wissen muss. Wolfgang Lehrke aus Vöhringen war Chef des Polizeireviers Oberndorf am Neckar.

Wildberg-Sulz (tr). Vor fünf Jahren ging Lehrke in Ruhestand – ganz froh darüber, dass er vor der einschneidenden Polizeireform aus dem Dienst ausscheiden konnte. Sonst wäre er wohl "mehrmals aus der Haut gefahren", konnte der Referent sich eine Spitze auf die politischen Entwicklungen nicht verkneifen. Lehrke ist verheiratet, hat zwei Kinder und fünf Enkel. Er verfasst Essays und Gedichte, die er auf der Internetseite www.polizei-poeten.de publiziert. Beim Männervesper im Zelt auf dem Freizeitgelände Braunjörgen in Sulz am Eck sprach er über das Thema "Ehrlichkeit".

Zunächst zeichnete Lehrke ein düsteres Bild: Offensichtlich gelte Unehrlichkeit als Erfolgsrezept. Der alte Prinzen-Hit "Du musst ein Schwein sein" bestätige sich in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Man müsse Werten wieder einen Wert geben, denn laut Umfragen haben sie an Bedeutung verloren.

Nichtsdestotrotz zählt Ehrlichkeit in anderen Umfragen als der wichtigste Wert überhaupt – dicht gefolgt von der Familie. Aus der kommunalpolitischen Praxis – Lehrke ist für die FDP im Kreistag des Landkreises Rottweil engagiert – kennt er den manchmal "kreativen Umgang mit der Wahrheit". Es seien wieder Vorbilder gesucht, als Christen müsse es "uns beunruhigen, wenn Ehrlichkeit bestraft wird".

Anhand der Bibel erklärte er seine Überzeugung: Die Messlatte der Bergpredigt liege hoch, Aufrichtigkeit und Klugheit seien im Sinne Jesu – ohne Taktik und Heimtücke.

Andererseits: "Gott weiß um unsere Schwächen", auch ein Lügner wie Jakob, der seinen Bruder Esau um das Erstgeburtsrecht betrogen hatte, "hat später Segensspuren hinterlassen". Mit seinen Schwächen könne man sich Gott anvertrauen: "Bei Gott ist der Ehrliche nicht der Dumme." Gegen allen Anschein sei der Ehrliche der Kluge, denn "Glaubwürdigkeit ist ein Wachstumsmarkt".

Zu Beginn des Männervespers hatte sich noch der Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel (CDU) zu Wort gemeldet, der soeben aus Berlin in seinen Wahlbezirk zurückgekehrt war. Er berichtete über die Abstimmung über die "Ehe für alle". Er selbst habe diesem Gesetz nicht zugestimmt und halte die Ehe nach traditioneller und auch biblischer Definition für eine Verbindung von Mann und Frau.

Mit dem Ortsvorsteher Rolf Dittus (Freie Wähler) und dem Landtagsabgeordneten Klaus Dürr (AfD) konnte Moderator Uli Gerber weitere politische Verantwortungsträger unter den etwa 70 Gästen des Männervespers begrüßen.