Mit viel Bühnenpräsenz brachte Gerald Friese seinen Publikum humorvolle Literatur näher. Foto: Schneeberg Foto: Schwarzwälder-Bote

Literaturabend verbreitet Heiterkeit

Von Viktoria Schneeberg Wildberg. Der Schauspieler und Autor Gerald Friese bereitete Freunden der Literatur und der Poesie einen unterhaltsamen Abend in der Wildberger Stadthalle, indem er Zitate, Geschichten und Verse mit viel Witz und Temperament präsentierte.Der Programmname "Wenn hinter’m Busch der Morgenstern erstrahlt, lächelt selbst ein Loriot" ließ einen ersten Eindruck zu, doch Friese hatte noch viel mehr zu bieten. Wer hätte gedacht, dass die deutsche Sprache so unterhaltsam sein kann?

"Literatur ist Speziallistensache", sagte Wildbergs Kämmerer Eberhard Fiedler angesichts der eher überschaubaren Besucherzahl, "dennoch bin ich überzeugt, dass der Abend Sie begeistern wird." Gerald Friese selbst sagte dazu: "Egal ob Sie heute viele sind oder nicht, wir können trotzdem zusammen die Zeit vertreiben und uns gegenseitig an unsere Sinne gewöhnen. Sie gewöhnen sich an meine Zunge und ich mich an Ihre Ohren.“ Der lebhafte Mann mit dem Hut als Markenzeichen und der unverkennbaren Leidenschaft für Literatur bewies, dass er tatsächlich in der Lage war, das Publikum für die Poesie und Literatur zu begeistern. Dank seiner vielseitigen Stimme und lebhaften Betonung der Texte, aufgrund seiner Gestik und Mimik sowie der Bühnenpräsenz war es kein Problem für ihn, die Zuhörer in den Bann zu ziehen. Gekonnt trug er Schriftstücke, Verse und dergleichen vor, die teils ernst und teils amüsant waren, oft sogar beides in einem.

Der in Hamburg aufgewachsene Schauspieler begann mit Loriots "Feierabend", gefolgt von Wilhelm Buschs "Es ist halt schön". Darin geht es um die angenehme Zeit in Gegenwart von Freunden, jedoch sorgte der Schlusssatz "Doch wenn sie schließlich wieder geh’n, ist’s auch recht schön" für Gelächter. Auch Buschs Gedicht "Der volle Sack" wurde heiter vorgetragen.

Es folgten Definitionen auf die Frage, was ein Schauspieler sei, wobei einige davon kein gutes Licht auf diese Profession warfen. Doch Gerald Friese stellte auch den Aphorismus von Max Reinhardt vor: "Ein Schauspieler ist ein Mensch, dem es gelungen ist, die Kindheit in die Tasche zu stecken und sie bis an sein Lebensende darin aufzubewahren." Hier stimmte ihm das Publikum schmunzelnd zu. Es folgten zahlreiche Zitate und Bonmots – unter anderem von Friedrich Nietzsche, Christian Morgenstern, Heinz Erhardt, Albert Einstein und Axel Hacke. "Der Humor" ("Ein Gedicht von mir selbst", so Friese) durfte ebenfalls nicht fehlen. Dieser Vortrag sorgte aufgrund der unerwarteten Wendung für viel Gelächter und Applaus.

Mark Twain kommtebenso zu Wort wieFriedrich Nietzsche

Mit Mark Twain kam sogar ein Amerikaner zu Wort – unter anderem Auszüge aus seinen Erlebnissen mit der "schrecklichen deutschen Sprache". Vor allem getrennte Verben und das Deklinieren von Adjektiven bereitete dem Auto des "Tom Sawyer" offenbar Schwierigkeiten: "Mein guter Freund, meines guten Freundes, meine guten Freunde, meiner guten Freunde – vielleicht sollte man in Deutschland lieber auf Freunde verzichten, als sich all diese Mühe mit ihnen zu machen", gab Friese Twains Ansicht dazu wieder.

Loriots Adventsgedicht und Schülerzitate zum Thema Literatur sorgten ebenfalls für Heiterkeit, bevor Friese das Alphabet in den Mittelpunkt rückte. Er forderte die Besucher auf, das Alphabet rückwärts aufzusagen, was sich jedoch niemand zutraute. Umso anerkennender war der Applaus, als Friese selbst es fehlerfrei und in einem schwindelerregendem Tempo herunter ratterte. Darüber hinaus erfuhren die Wildberger wie es klingt, wenn einzelne Buchstaben beim Sprechen wegfallen würden.

Auch zahlreiche Unsinnsgedichte sowie Reime mit Ernst und Witz brachten das Publikum zum Lachen.

Beendet wurde der Abend mit einen Ausflug in die etwas andere Märchenwelt. Hänsel und Gretel als amüsanter Vierzeiler von Michael Ende, eine betrunken vorgetragene Rotkäppchenversion von Joachim Ringelnatz und Friedhelm Kändlers Gedicht "DornRöschen", das mit dem einprägsamen Satz "Manche Liebesgeschichten enden mit Flecken an den Wänden" nicht nur das Ende einer Liebesgeschichte, sondern auch das des Programms bekannt gab.