Um weiter einsatzfähig zu bleiben – wie hier auf diesem Symbolbild – erwerben Feuerwehrleute in Wildberg und im Teinachtal derzeit C1-Führerscheine. Foto: Archiv

Wehren aus Neubulach, Neuweiler und Wildberg kooperieren. Fahrerlaubnis gilt bis zu 7,5 Tonnen. Mit Kommentar.

Wildberg/Neubulach/Neuweiler - Als vor mehr als 15 Jahren die Fahrerlaubnisklassen geändert wurden, begannen bei den Feuerwehren Zeitbomben zu ticken. Denn mit dem PKW-Führerschein dürfen seither nur noch Fahrzeuge mit einem Gewicht von bis zu 3,5 statt wie zuvor 7,5 Tonnen gelenkt werden. Im Teinachtal und in Wildberg wird deshalb nachgerüstet.

So begannen gestern die Schulungsmaßnahmen für insgesamt 17 Feuerwehrleute, davon acht aus Neubulach, drei aus Neuweiler und sechs aus Wildberg. Eberhard Fiedler, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Wildberg und Kämmerer der Stadt, hatte dabei maßgeblich die Organisation der Fortbildung übernommen, bei der die drei Gemeinden kooperieren.

Ziel der Ausbildung ist der C1-Führerschein, mit dem die Brandbekämpfer künftig ans Steuer von Einsatzfahrzeugen mit einem Gewicht von bis zu 7,5 Tonnen dürfen – für kleinere und mittlere Feuerwehrfahrzeuge absolut ausreichend, wie Eberhard Fiedler betonte. Und der Bedarf richte sich schließlich vor allem nach den vorhandenen Fuhrwerken, für die jeweils rund 50 Prozent der Einsatzkräfte eine Fahrerlaubnis vorweisen sollten.

Allerdings wird bei dieser Schulung eine spezielle Form der Fahrerlaubnis erworben: der so genannte Feuerwehrführerschein, der 2009 per Gesetz ermöglicht wurde, um die Einsatzfähigkeit von Rettungsdiensten zu gewährleisten. Dieser wird als Zusatzbescheinigung ausgestellt, muss bei Einsätzen mitgeführt werden und darf ausschließlich für den Feuerwehrdienst genutzt werden.

Rund 550 Euro pro Person wird die Ausbildung bei der Fahrschule kosten, die Gebühren tragen die Kommunen. Theoretisch hätten Letztere das auch günstiger haben können. Denn die gesetzliche Regelung würde es erlauben, die Feuerwehrleute intern zu schulen.

"Das hätte man machen können", räumte Fiedler ein. Dies sei aber als nicht sinnvoll erachtet worden. "Wir haben zum Beispiel kein zweites Paar Bedienpedale in den Fahrzeugen", erklärte der Kämmerer. Bei Fahrschulfahrzeugen sind diese – ebenso wie zusätzliche Spiegel – bekanntermaßen vorhanden. In einem herkömmlichen Feuerwehrauto hätte ein Ausbilder folglich keine Chance, bei der Einweisung eines jüngeren Kollegen direkt einzugreifen. Dies könnte ein enormes Risiko bedeuten. "Und dazu gibt es ja auch Fahrschulen", fügte Fiedler hinzu.

Bei Sicherheitsfragen soll es schließlich keine halben Sachen geben. So werde es auch nicht allein bei der Ausbildung durch die Fahrschule bleiben. Diese stelle lediglich die Grundlage dar. Jeder Feuerwehrmann soll nach erfolgreich gemeisterter Prüfung zusätzlich mindestens noch zehn weitere Stunden in der Praxis mit einem erfahrenen Kollegen üben, bevor Ersterer im Ernstfall das Steuer übernehmen darf.

Die vier Theoriestunden à 45 Minuten absolvierten die Führerscheinanwärter bereits gestern. Für den praktischen Teil – der insgesamt sieben Stunden à 45 Minuten umfasst – müssen die Feuerwehrleute nun individuelle Termine vereinbaren. Allzu lange dürfte aber auch das nicht mehr dauern. "Bis zum Sommer soll es abgewickelt sein", so Fiedler.

Kommentar: Gut investiert

Ralf Klormann

Führerscheine sind teuer. Das ist nicht nur jugendlichen Fahranfängern bekannt. Umso besser klingt es da, dass diese auch kostenlos zu haben sind. Zumindest für die Feuerwehr. Nach der Ausbildung durch einen Kollegen. Und ja, die Lappen dürfen nur im Dienst verwendet werden. Aber die Idee an sich klingt ja gar nicht schlecht.

Dass man sich im Teinachtal entschieden hat, von dieser tollen Möglichkeit dennoch keinen Gebrauch zu machen, hat aber seinen Grund. Denn mal ehrlich: Wer will schon einem Feuerwehrauto-Fahranfänger in einem bis zu 7,5 Tonnen schweren Fahrzeug auf der Straße begegnen? Ohne dass der erfahrene Beifahrer eingreifen kann? Bei dieser Aussicht klingt eine Ausbildung in einer Fahrschule für rund 550 Euro doch plötzlich gar nicht mehr teuer. Da haben die Kommunen gut investiert. Alles andere wäre am falschen Ende gespart.