Auch junge Gäste tauchten im Fruchtkasten in die Zeit ein, in der Oma und Opa noch zur Schule gingen. Foto: Martin Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Zwei Ausstellungen im Dachgeschoss des Fruchtkastens eröffnet

Von Martin Bernklau

Wildberg. Da kommen Erinnerungen hoch. Gleich zwei Ausstellungen eröffnete der Wildberger Arbeitskreis Museum und Heimatgeschichte im Obergeschoss des Fruchtkastens im ehemaligen Kloster Reuthin: "Als Oma und Opa noch zur Schule gingen" heißt die eine. Den Wildberg-Bildern des einstigen Lehrers Hermann Schöllhammer widmet sich die andere.

Spannende Musik zur Vernissage machte das dreiköpfige Percussion-Ensemble von Anton Khananayev aus der benachbarten Musikschule. Was der AK für Museum und Heimatgeschichte zusammengetragen hat, zeichnet nur mit Gegenständen ein höchst lebendiges Bild vom Unterricht etwa seit der Nachkriegszeit.

Gekommen war auch der 1934 geborene Grafiker Walter Schöllhammer, um die Bilder seines Vaters zu erläutern und mit erinnerten Geschichten lebendig zu machen. Hermann Schöllhorn war zwischen 1938 – mit Unterbrechung durch den Kriegsdienst – und 1958 Lehrer an der Volksschule Wildberg. Er starb 1973 nahe Göppingen.

Was der versierte Autodidakt – er malte und zeichnete seit seiner Gefangenschaft in einem englischen Lager nach dem Ersten Weltkrieg – an Wildberger Häusern, Straßen und Landschaften mit Bleistift, Feder oder Aquarellpinsel über all die Jahre zu Papier brachte, existiert zum größten Teil nicht mehr, so Herbert Bantle.

Die Schul-Geschichte Wildbergs begann urkundlich im Jahr 1349, als ein Pfaff Johann von Bulach mit der Führung einer ersten Lateinschule betraut wurde. Und war natürlich noch nicht zu Ende, als 1967 das Bildungszentrum auf dem Schafscheuernberg erbaut war.

Nicht nur in Effringen, wo ein Schulmeister überliefert ist, der 1567 in seiner Privatwohnung unterrichtete, mussten die Praeceptoren und Provisoren Nebentätigkeiten als Organisten oder Totengräber verrichten, um über die Runden zu kommen. Der reformierten württembergischen Herrschaft gelang es seit Herzog Christoph von 1559 an, dass es nach zwei Generationen fast keine Analphabeten mehr gab. Weil es auch nach dem Dreißigjährigen Krieg Schulpflicht und Schulgeld gleichzeitig gab, behalfen sich arme Eltern mit der Abgabe von Naturalien an die Schulmeister. Das war denen oft wohl recht gewesen.

Auch vor vielleicht einem halben Jahrhundert gab es im Unterricht noch eine derartig bescheidene Ausstattung an Lernmitteln, dass kaum zu glauben ist, wie ohne die modernen Medien Bildung an die Kinder herangebracht werden konnte. Alles aus dem Schulalltag haben die Organisatoren auftreiben können: mehrere der engen Schulbänke mit Tintenfass-Klappe, die Schiefertafeln samt Kreide, Setzkästen fürs Lesen, die Lineale, Zirkel und Rechenschieber für Geometrie und Algebra und vieles mehr, dass die nun älteren Schüler von damals und die ganz jungen von heute gar nicht aus dem Staunen herauskamen.

Die Ausstellungen "Als Oma und Opa noch zur Schule gingen" und der Wildberg-Bilder von Lehrer Hermann Schöllhammer sind bis Mitte Oktober an Sonn- und Feiertagen zwischen 11 und 17 Uhr im zweiten Obergeschoss des Museums im Fruchtkasten des Klosters Reuthin zu sehen.