Bodyguard Michael Stahl fordert in Sulz Anerkennung für Kinder ein / 150 Schüler beim "Ich-bin-stark-Tag"

Von Timo Roller Wildberg-Sulz. Beim "Ich-bin-stark-Tag" zeigte ein echter Bodyguard den Kindern der Grundschulen Sulz und Gültlingen, wie man gegen Gewalt und Mobbing aktiv wird. Michael Stahl aus Bopfingen hielt in der Sulzer Gemeindehalle problemlos 150 Schüler in Schach.Mit Berichten von seinen Erlebnissen fesselte der 42-Jährige, der bereits für Muhammad Ali, die Fußball-Nationalmannschaft und Dieter Bohlen tätig war, die Schüler aus Sulz und Gültlingen – inklusive der Kinder aus dem ganzen Stadtgebiet, die die Ganztagesschule in Sulz besuchen. Auch nach den zahlreichen actiongeladenen Übungen setzten sie sich immer wieder hin und hörten ihm zu. Bei den Übungen wurde Stahl von Hilda Kaufmann unterstützt, die in seiner Sportschule mitarbeitet.

Michael Stahl ermutigte die Kinder, nicht so viel "vor der Kiste zu sitzen". Eine Frage in die Runde ergab, dass viele schon morgens vor der Schule Fernsehsendungen geschaut hatten. Auf den ausufernden Medienkonsum führt es Michael Stahl zurück, dass viele Kinder heute kaum noch stillsitzen können.

Der Schulweg solle nach Möglichkeit zu Fuß zurückgelegt werden. Sport und Spiel im Freien seien wichtig, damit Kinder Bewegungsfreude entwickeln können, stark und selbstbewusst werden. Es sei besser, auch mal beim Klettern vom Baum zu fallen, als den ganzen Tag im Haus zu sitzen. "Kinder müssen rausgehen, Abenteuer erleben!"

Den Lehrern erzählte er, dass er im Laufe seiner 20-jährigen Berufserfahrung immer weniger Kinder erlebe, die einen Purzelbaum können. Anstatt selber Fußball zu spielen, seien sie Experten in Computerspielen wie "FIFA World Cup".

Am Abend zuvor hatte der CVJM Sulz Michael Stahl zu einem Vortrag ins evangelische Gemeindehaus eingeladen. Dort erzählte er vor mehr als 100 Zuhörern aus seinem bewegten Leben und von seinem christlichen Glauben.

Michael Stahl hat viel Schlimmes erlebt in seinem Leben: Sein alkoholabhängier Vater hat ihn abgelehnt und geschlagen, in der Schule wurde er gehänselt. Schließlich konnte er sich mit seinem Vater versöhnen und wurde nach 37 Jahren von ihm zum ersten Mal in den Arm genommen. Die negativen Erfahrungen einerseits und auf der anderen Seite die positive Kraft des Glauben und der Versöhnung seien sein innerer Antrieb, sich nicht mehr den VIPs zu widmen, sondern unter Kindern "die Welt ein kleines Stück besser zu machen".

Vor allem an die Väter appellierte er, ihren Kindern Zeit zu widmen und Anerkennung zu geben: "Väter sind die ersten Helden ihrer Söhne!" Kinder müssten Zeit draußen verbringen und die Anerkennung der Eltern erfahren. Elterliche Liebe und einen festen Halt sieht er als lebenswichtig für Kinder und Jugendliche. Mental gestärkt könnten sie positiv auf ein Umfeld einwirken, das immer mehr von Herzlosigkeit und Kälte bestimmt werde.

Auch den Lehrern und Eltern beim "Ich-bin-stark-Tag", den der Förderverein der beiden Grundschulen – mit finanzieller Unterstützung der Volksbank – organisiert hatte, gab er eine Botschaft mit: "Wenn einer anfängt, für das Gute zu kämpfen, machen alle mit."

Bei den praktischen Übungen lernten die Kinder, sich gegen Angriffe zur Wehr zu setzen: Durch selbstbewusstes Auftreten, ein deutliches "Nein" mit Blick in die Augen eines Gegners und gegebenenfalls durch Flucht. Dies sei gegen Erwachsene oder mehrere Kinder die sinnvollste Lösung, so Michael Stahl.

"Wie kann ich Bodyguard werden?", fragte eines der Kinder. Stahl antwortete: "Jeder kann ab sofort ein Bodyguard sein, indem er andere, die sich nicht wehren können, beschützt." Vor allem an einige Viertklässler appellierte er, ihre Kraft nicht gegen andere einzusetzen: "Echte Helden kämpfen für das Gute."