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Mezzosopranistin Stefanie Golisch überzeugt mit Vielseitigkeit, Emotion und Spaß am Singen

Roter Mantel, rote Schuhe, schlichte blaue Jeans, ein Gesicht und eine Stimme, die Bände sprechen: Das ist Stefanie Golisch, wenn sie Lale Andersen wieder zum Leben erweckt. Zuletzt so geschehen auf Einladung des Gesangvereins Eintracht Effringen im örtlichen Gemeindehaus.

Wildberg-Effringen. Am 23. März des Jahres 1905 erblickt Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg in Lehe das Licht der Welt. Lehe ist heute besser bekannt unter dem Namen Bremerhaven und Liese-Lotte Bunnenberg kennen insbesondere Liebhaber deutscher Soldatenlieder unter dem Namen Lale Andersen. Im Jahr 1939 sang die deutsche Schauspielerin und Sängerin den wohl größten Hit ihres Lebens, der nationale und internationale Beliebtheit erlangte: Lili Marleen, ein Lied über einen verliebten Soldaten, der sich mit seiner Freundin Lili Marleen an einer Laterne vor der Kaserne trifft. Er verspricht, selbst nach seinem Tod dort bei ihr zu sein.

Umfangreiche musikalische Ausbildung

Für Lale Andersen war dieses Lied ein großer Erfolg, für Stefanie Golisch ist es ein ganzes Programm über deren Leben. Die Mezzosopranistin aus Bremen hat schon in früher Kindheit eine umfangreiche musikalische Ausbildung erfahren. Bei zahlreichen Konzerten, Opern und Musicals war sie zu sehen und vor allem zu hören.

Im Jahr 2012 begann sie, eigene Programme auf der Bühne zu präsentieren. Das erste von inzwischen acht ist "Lili Marleen – Das Leben der Lale Andersen in Liedern und Texten".

Mit kraftvoller Musik und aussagekräftigen Erzählungen führt Golisch in diesem Konzert durch Lale Andersens stürmische Zeiten, durch ihre schon mit 17 Jahren geschlossene Ehe, welche sie zusammen mit ihren drei Kindern hinter sich lässt, um sich in Berlin als Künstlerin einen Namen zu machen. Das gelang ihr jedoch erst im Alter von 34 Jahren, als sie Lili Marleen und ihrem Soldatenfreund eine Stimme gibt. Rund zwei Millionen Platten werden von der deutschen Originalfassung verkauft – der erste deutsche Millionenseller ist geboren.

Für Golisch haben auch die weniger bekannten, von Lale Andersen gesungenen Lieder eine Faszination. Den rund 90 Zuhörern im Effringer Gemeindehaus erzählt sie, wie sie als kleines Mädchen auf dem Schoß ihres Großvaters saß, während er ihr Lieder wie "Dat du men Leevsten bist", "Blaue Nacht am Hafen" oder "Das Friesenlied" vorsang. Heute singt sie diese geschichtsträchtigen Klassiker selbst, sei es für ihren Sohn zur Beruhigung oder vor einem in staunendem Schweigen versunkenen Publikum.

Mit einer Originalversion auf Plattdeutsch bringt sie die Zuhörer zum Lachen, mit der Übersetzung zum Nachdenken. Stefanie Golisch zeigte bei ihrem Auftritt Vielseitigkeit, Emotion und Spaß am Singen nebst einer unzweifelhaft professionell geformten Stimme. Die Mezzosopranistin lieferte nicht einfach eine musikalische Biografie ab, sie ließ einen Teil von sich selbst einfließen, was sie authentisch wirken ließ und ihr den Applaus des Publikums sicherte. Wenn Stefanie Golisch singt, scheint sie den Inhalt der Lieder in diesem Moment wirklich zu leben.

Klavier- und Chorbegleitung

Alleine war Golisch nicht nach Effringen gereist. Am Klavier begleitete sie Christoph Lichdi, ihr Chor "Capella Vivace" unterstützte sie hin und wieder mit Backgroundgesang – was das Publikum schon beim ersten Lied zum Schunkeln brachte. Beim letzten Lied angekommen, wollten die Zuhörer die Bremer Sängerin gar nicht mehr gehen lassen. Erst nach mehreren Zugaben durfte sie sich, gerührt von dieser Anerkennung, auf den Heimweg machen.