Wildbergs Bürgermeister Ulrich Bünger weist hinunter ins Tal. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtführung mit Ulrich Bünger: Wildbergs Bürgermeister zeigt die wichtigsten Orte seiner Arbeit

Von Martin Bernklau

Wildberg. Er steht da oben auf dem freien Platz vor der Schlossruine und weist hinunter ins Tal. Im alten Klosterhof hat die Stadt Wildberg das historische Gebäude vom Land gemietet und der Musikschule dort ihr Domizil geschaffen. Museum, Schäferlaufplatz, Spielplatz, Kuranlagen – Bürgermeister Ulrich Bünger zeigt verhaltenen Stolz: "Wir haben die Chance genutzt", sagt er.

Aber bei der Rundfahrt, mit der er seine Stadt und ihre Teilorte nahebringen will, liegt sein Augenmerk viel weniger auf der Präsentation der Erfolge seiner inzwischen elfjährigen Amtszeit als auf den Baustellen, Plänen und Projekten, die anstehen. Die Ruine des im Weltkrieg von Bomben zerstörten Schlosses bleibe "eine Daueraufgabe". Er hätte gern eine kleine Bühnenhalle dort, etwa für die "Classic open".

Das 2011 bezogene architektonisch mutige Rathaus als moderner Anbau am historischen Gebäude war damals nicht die Lösung seiner Wahl. Bünger hätte lieber ein neues Verwaltungszentrum drunten im Tal gehabt, vielleicht auch aus Anhänglichkeit an das historische Stadtbild und seine Silhouette. Im Schrank seines Amtszimmers hängt die Luftbild-Fotografie von den Zerstörungen des Bombenangriffs in den letzten Kriegswochen. Aber dem Beschluss des Gemeinderats fügte er sich und setzte ihn engagiert um. Dass im neuen Ratssaal keine teure Lautsprecheranlage installiert wurde, sondern ein Akustiker den Raum viel günstiger optimierte, war seine Idee.

Zwischen dem doppelten Rathaus und der Schlossruine liegt das bisherige Feuerwehrhaus, die einstige Zehntscheuer, das bald durch den fast fertigen Neubau im Effringer Tal abgelöst wird. Der Bürgermeister möchte dort im Anschluss ein Haus der Vereine schaffen mit Dach und Raum auch für Selbsthilfegruppen. Gegenüber hat die Stadt ein altes Haus gekauft und abgerissen. So etwas ist auch in den alten Ortskernen von Effringen und Schönbronn, Sulz und Gültlingen üblich. Vor dem Schlosstor soll ein freier Platz mit Weitblick entstehen.

Auf dem Weg hinauf nach Effringen zeigt er das erste Bauprojekt seiner Amtszeit, die 2006 eröffnete dreiteilige Sporthalle. Das "campusartige Bildungszentrum" (Bünger) steht dort oben auf dem Bergsporn, als weiterführende Verbundschule. Der Bürgermeister weist auf die Effringer Siedlung hin, die bei vielen wegen des Ikea-Baustils "Schweden-Siedlung" heißt, auf das Hundesportheim und das Vorzeigeprojekt der Kleintierzüchter mit den zwölf Hütten und auch auf das Gelände, wo Karl-Martin Bauer als eine Art Europameisterschaft das Leistungshüten der Schäfer veranstaltet.

Dort, wo es nach der Tour durch Effringen und Schönbronn wieder die Steige hinunter geht in die Altstadt und ins Tal, da liegt gerade so etwas wie der "Hotspot" der Wildberger Kommunalpolitik. Die Neubauten von Feuerwehrhaus und Bauhof sind die größten laufenden Hochbau-Vorhaben der Stadt. Der Bauhof hat es nicht weit mit dem Umzug vom Schafscheuernberg. Zwischen dem Friedhof und der Effringer Straße liegt aber auch das Grundstück, das die Stadt dem Landkreis für den Bau einer Flüchtlingsunterkunft angeboten hat, die 120 Menschen beherbergen soll. Wie überall ist so ein Vorhaben umstritten, gerade in der Nachbarschaft. Aber die Stadt, sagt der Bürgermeister "will sich nicht drücken vor der Verantwortung".

Das Gewerbegebiet im Nagoldtal hinter dem Bahnhof in Richtung Calw, sagt der Bürgermeister, sei bei seinem Amtsantritt eine Industriebrache gewesen, die ausgesehen habe "wie d’ Sau". Inzwischen wird sie von zwei Lebensmittelmärkten begrenzt. Den Edeka nutzen vor allem die Kernstadtbewohner. Aber "auch Lidl boomt", sagt Bünger. Denn der Discounter liegt zwar außerhalb, aber er liegt exakt an der Kreuzung, wo sich die Berufspendler-Ströme durchs Nagoldtal in Richtung Böblingen-Herrenberg gabeln.

Dazwischen floriert inzwischen das Haus Saron wieder als Tagungsheim. Und einer der neuen Betriebe dort hat einen prominenten Stammgast. Beim Sonderfahrzeugbau Jung schaut hin und wieder der ebenso wie seine Frau pferdevernarrte Fußball-Weltmeister Thomas Müller vorbei.

Am Ortsende muss der Wagen halten. Die Ampel sichert das wichtigste laufende Tiefbauprojekt der Stadt ab, das Regenüberlaufbecken. Es wird eigentlich ein 400 Meter langes Riesenrohr mit neuem Pumpwerk und Düker, eine Druckleitung zur Unterquerung eines Flusses, unter der Nagold. Bislang lief das Wasser bei Starkregen mit aller seiner Schmutzfracht ungereinigt in die Nagold. Jetzt soll es kontrolliert in die Kläranlage abfließen. Weil das ein wichtiges Umweltprojekt ist, trägt das Land fast die gesamten Kosten.

Am einstigen Märchenwald, von dem nur noch der Name als heute italienisches Restaurant übrig geblieben ist, geht es von der B 463 ab nach Gültlingen und Sulz am Eck. Der Sicht des Bürgermeisters auf die vier Teilorte Wildbergs wird sich ein zweiter Teil der Stadtführungs-Reportage widmen.