Timo Roller und der im Gipsrelief dargestellte Sanherib teilen die Faszination für die Arche Noah. Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

Sulzer Autor vermutet den Landeplatz der Arche Noah auf dem Berg Cudi und erläutert in seinem dritten Buch die Gründe dafür

Von Tim Geideck Wildberg-Sulz. Die Arche Noah erobert derzeit nicht nur die Kinoleinwand, sondern auch das Bücherregal. In seiner vielseitigen Lektüre "Das Rätsel der Arche Noah" beschreibt der Sulzer Timo Roller seine Suche nach dem biblischen Schiff."Das Thema beschäftigt mich schon lange, und ich wollte unbedingt ein Buch darüber schreiben", sagt Timo Roller und nippt kurz am Wasserglas. Er sitzt in seinem Büro in Sulz am Eck. Hinter ihm hängt eine Karte Israels an der Wand, vor ihm ein Gipsrelief von Sanherib. Mit dem assyrischen König, der im siebten Jahrhundert vor Christus das Land zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris regierte, hat der aus Effringen stammende Medieningenieur etwas gemeinsam: die Faszination für die Arche Noah. Der antike Herrscher soll ein Holzstück des biblischen Schiffs gefunden und es regelrecht verehrt haben. 

Sanheribs Porträt, von dem ein Abdruck in Rollers Büro hängt, ist in einen Felsen am Fuß des türkischen Berges Cudi gemeißelt. Dort, wo der 41-Jährige die Arche Noah vermutet – oder was eben von ihr übrig geblieben ist. Während die meisten Forscher am gut 5000 Meter hohen Ararat an der türkisch-armenischen Grenze suchen, gehört der Sulzer zu den wenigen, die den Fokus auf den deutlich niedrigeren Cudi im Dreiländereck zwischen Türkei, dem Irak und Syrien richten. 

Mit biblischer Spurensuche beschäftigt sich Roller schon lange. 2007 erschien sein erstes Buch unter dem Titel "Bible Earth". Drei Jahre zuvor kam die Software "Google Earth" auf den Markt, die detaillierte Satellitenfotos der Erdoberfläche zeigt. Roller nahm die Schauplätze der Bibel aus der Vogelperspektive genau unter die Lupe und schrieb darüber ein Buch. Bei der Recherche stieß der Sulzer auch auf den Cudi, und der Berg ließ ihn nicht mehr los. "Der Ararat hat mich nie wirklich interessiert. Mit dem haben sich schon viele andere beschäftigt", sagt Roller und ist überzeugt: Bislang wurde am falschen Ort gesucht. 

"Mit dem Ararathaben sich schon vieleandere beschäftigt"

Nicht ohne Grund ist der Cudi weitgehend unentdecktes Terrain. Die Gebirgskette gehört zum Gebiet der Kurden, immer wieder liefern sich dort die türkische Armee und die kurdische PKK Gefechte, weshalb Roller den Berg bis heute noch nie betreten hat. "Ich bin eigentlich nicht so der Abenteurer", gesteht der Familienvater. Er forschte deshalb im Internet weiter und veröffentlichte schließlich seinen ersten Artikel über den Cudi als möglichen Landeplatz der Arche Noah. 

Die nächsten Schritte ergaben sich, als der amerikanische Forscher Bill Crouse Kontakt zu Roller aufnahm und dieser ihn bat, Informationen über einen Geologen aus Deutschland einzuholen, der in den 1950er Jahren auf dem Berg Cudi Ausgrabungen gemacht hat. Schnell wurde Roller Teil einer kleinen internationalen Gemeinschaft, die sich mit der Erforschung dieses alternativen Arche-Landeplatzes befasst. "Es gibt nicht viele Leute, die sich damit beschäftigen. In Deutschland gibt es kaum jemanden, deswegen bin ich quasi selbst zu einem Experten geworden", sagt Roller. 

Im vergangenen September durfte er sogar an einem wissenschaftlichen Symposium teilnehmen, das den Cudi als möglichen Landeplatz der Arche Noah thematisierte. Es fand am Fuß des Berges statt – und Roller sah den Cudi zum ersten Mal in natura. Allerdings nur vom Flugzeug und Hotelfenster aus, denn im Herbst gab es erneut Spannungen zwischen den Konfliktparteien, und die geplante Tour auf den Gipfel musste aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. 

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Sulzer schon einen Großteil seines Buches fertig, schließlich sollte es pünktlich zum Start des Noah-Kinofilms erscheinen. Einen Bericht zur Reise in die Türkei hat Roller aber noch eingebaut, der das Buch zusammen mit einer historischen Rekonstruktion und einer wissenschaftlichen Analyse zu einer vielseitigen Lektüre macht. 

Aber: Der 41-Jährige ist kein Wissenschaftler – was Kritiker ihm vereinzelt als Nachteil auslegen. Roller sieht sich aber genau aus diesem Grund für dieses Thema geradezu prädestiniert. "Man muss die Arche-Forschung ganzheitlich betrachten, Archäologie, Geologie und Theologie einfließen lassen. Da muss man auch mal querdenken", sagt der gläubige Christ und belegt seine Ausführungen im Buch mit mehr als 300 Fußnoten. Sein Buch empfiehlt er "allen, die bei Google das Stichwort ›Arche Noah‹ eingeben und kein Bilderbuch suchen". 

"Vielleicht löstmein Buchja etwas aus"

In der Türkei hat sein nach "Bible Earth" und "Einzigartiges Israel" nunmehr drittes Buch derweil schon für Aufsehen gesorgt. Besonders bei lokalen Politikern, die auf einen einsetzenden Tourismus in der vom Kurdenkonflikt gebeutelten Region hoffen. "Vielleicht löst mein Buch ja etwas aus", schmunzelt Roller. Den Anfang macht er selbst: Er will in Kooperation mit dem Wildberger Reisebüro "Tour mit Schanz" Ende Mai 2015 eine zehntägige Reise in die Osttürkei leiten und dabei auch am Cudi Station machen – falls es die Sicherheitslage zulässt. 

Ob dort nun wirklich die Überreste der Arche Noah liegen oder nicht: Roller ist felsenfest davon überzeugt, dass sie tatsächlich existiert hat. Dafür gebe es auch abseits der Bibel zu viele übereinstimmende Zeitzeugenberichte. "Für mich ist das alles mehr als ein Zufall", sagt Roller und blickt lächelnd auf das Gipsrelief von Sanherib.

DAS BUCH: Timo Roller: "Das Rätsel der Arche Noah – Expeditionen zu den Bergen von Ararat", Verlag: SCM R. Brockhaus, 264 Seiten mit zahlreichen Fotos und Grafiken, 17,95 Euro.