Siegfried Schönthaler sieht "seine" Schule in guten Händen. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Nach 22 Jahren als Schulleiter des Wildberger Bildungszentrums freut sich Siegfried Schönthaler auf den nahenden Ruhestand

Von Martin Bernklau

Wildberg. Er hätte gut noch ein Jahr dranhängen können. Doch Siegfried Schönthaler will aus guten Gründen schon zum Ende dieses Schuljahrs seinen Abschied als Schulleiter des Wildberger Bildungszentrums nehmen. 22 Jahre lang hat er die Schule geführt.

Erst im Frühjahr hat das Landesinstitut für Schulentwicklung dem BiZ gute Arbeit bescheinigt. Für das nächste Frühjahr wird die Neufassung des Bildungsplans erwartet, das ist eine Art Bibel oder Grundgesetz für die Schulpolitik im Land. Die Debatte darüber möchte Siegfried Schönthaler dann gern den Jüngeren überlassen, und die Verantwortung auch. Denn die Jahre seiner Verantwortung waren lang genug. "Und selbstverständlich fülle ich sie bis zum letzten Moment aus", sagt er.

Immer rasanter sei das Tempo der Veränderungen in der Bildungspolitik während dieser Jahre geworden. Dass in den vergangenen Jahren immer noch kein Grundkonsens ("Schulfriede") zwischen rot-grüner Regierung und konservativ-liberaler Opposition hergestellt werden konnte, schmerzt ihn sehr. Wenn der beginnende Wahlkampf, diese Auseinandersetzungen nochmals zuspitzt, muss er nicht mehr als Praktiker an der Schulbasis im Getümmel dabei sein, findet er.

Die jüngsten rapiden Veränderungen im Bildungssystem sieht Siegfried Schönthaler ausgelöst durch das Ende der verbindlichen Schulempfehlung im Jahr 2011. "Seither stimmen die Eltern mit den Füßen ab", sagt er, "und besiegeln damit das Ende der Haupt- und der Werkrealschulen". Das sei ein landesweiter Trend. Die Realschule sei dabei freilich "gut aufgestellt". Er sieht ein "Zwei-Säulen-Modell aus Gymnasium neben Real- und Gemeinschaftsschule" kommen.

Natürlich locken den 63-Jährigen auch private Vorfreuden in den Ruhestand. Dass er so fit geblieben ist, musste er sich bisher neben den Erfordernissen des Berufs erkämpfen. Eine Halbmarathon-Zeit von 1:48 Stunden, an der Seite seines Sohnes errungen, wäre auch für weit Jüngere sensationell. Jetzt warten auch der Garten und viel Arbeit am Haus in Sommenhardt. Dazu die Lust aufs Reisen mit seiner Frau außerhalb der Ferienzeiten. Skandinavien ist ins Auge gefasst, das er auch als begeisterter Krimi-Leser schätzen gelernt hat. Die dreijährige Enkelin in der Pfalz möchte er auch öfter mit aufwachsen sehen.

In Calw geboren und auf den nahen Schwarzwaldhöhen in Sommenhardt aufgewachsen, machte Siegfried Schönthaler 1971 am damaligen Aufbau-Gymnasium in Nagold Abitur. Wegen einer Allergie vom Wehrdienst befreit, begann er an der Pädagogischen Hochschule in Reutlingen ein Lehramtsstudium für Realschulen mit den Fächern Chemie und Biologie. In Horb begann gleich nach der Heirat seine Schullaufbahn. Schon nach fünf Jahren aber zog es ihn wieder in die engere Heimat. Bis er sich 1993 erfolgreich auf die Wildberger Schulleiterstelle bewarb, lehrte er an seiner alten Realschule in Calw.

Seinem engagierten Kollegium am BiZ, aber auch dem Gemeinderat und der Wildberger Stadtverwaltung gegenüber empfindet Siegfried Schönthaler Dankbarkeit für alle Unterstützung. "Ich wollte als Schulleiter grundsätzlich für alle da sein, egal ob kleiner Fünftklässler, Kollegen oder Eltern", beschreibt er sein Selbstverständnis. Als Pädagoge ging es ihm darum, die Stärken und Fähigkeiten der Schüler zu erkennen und zu fördern, passend zum Schulmotto "Ins Leben begleiten".

Der Schultyp passt dazu. Weniger auf das abrufbare Wissen, sondern auf die Kompetenzen und die Methoden darf es da ankommen. Diese Entwicklung zu mehr Vielfalt und Rücksicht auf Individualität hat Siegfried Schönthaler in seiner leitenden Funktion eines – wie er sagt – "elementar wichtigen Dienstleistungsbetriebs für Erziehung und Bildung" vor Ort begleiten und auch prägen können.

Seinen Schultyp sieht er "in einer guten Entwicklung"; und seine Schule selbst in guten Händen. Zunächst kommissarisch wird sein junger bisheriger Konrektor Jochen Fouquet die leitende Verantwortung für das BiZ übernehmen. Den Lehrer, Chemiker und Biologen Siegfried Schönthaler wird man vielleicht als ehrenamtlichen Begleiter in einem Jugendforschungszentrum erleben können. Oder kochend – nicht mit dem Bunsenbrenner, sondern am heimischen Herd.