Interviewt von Open-Doors-Öffentlichkeitsreferent Johann Bäcker, schilderte Fred Gitonga, wie er den Anschlag auf die Studenten in Garissa erlebt hat. Foto: Roller Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Überlebender des Garissa-Massakers spricht in Sulz am Eck über Christenverfolgung

Fred Gitonga lebt noch, weil er verschlafen hatte. Er war nicht dort, als Angehörige der Al-Shahaab-Miliz an der Universität im nordkenianischen Garissa gezielt Christen töteten. In Sulz berichtete er nun von seinen Erlebnissen.

Wildberg-Sulz (tr). Die nord-kenianische Stadt Garissa steht für einen der schrecklichsten Anschläge, bei dem islamistische Terroristen gezielt Christen töteten. In der muslimisch geprägten Region studierten auch viele Christen. Am 2. April 2015 drangen Al-Shabaab-Milizionäre in den Campus ein und ermordeten gezielt christliche Studenten. Der Angriff forderte 148 Todesopfer. Fred Gitonga überlebte, weil er verschlafen hatte: Bis in die Nacht hatte er als Leiter einer christlichen Studentenvereinigung ein seelsorgerliches Gespräch geführt. Kurz darauf waren die meisten seiner Glaubensgenossen tot.

Für eine Woche ist Fred Gitonga in Europa zu Gast bei der Hilfsorganisation Open Doors. Nach zwei Veranstaltungen in der Schweiz kam er mit dem Open-Doors-Öffentlichkeitsreferenten Johann Bäcker nach Sulz am Eck. In Dortmund wird er dann beim Open-Doors-Jugendtag vor vielen tausend Menschen sprechen.

Zu Beginn stellte Bäcker das Hilfswerk vor, das 1955 gegründet wurde, als "Bruder Andrew" Bibeln hinter den Eisernen Vorhang schmuggelte. Bis heute ist es das Anliegen des Werks, verfolgten und unterdrückten Christen in deren Heimatländern zu helfen – durch Gebet, durch Zeichen der Solidarität und auch durch ganz praktische Hilfe, vor allem in Kriegsgebieten. Johann Bäcker rief die Sulzer Christen auf, an ihre Glaubensgeschwister zu denken und für sie zu beten.

Nun kam Fred Gitonga selbst zu Wort und erzählte davon, wie er den grausamen Anschlag erlebt und verarbeitet hat – und bis heute noch von Alpträumen geplagt wird. Viele Überlebende würden sich fragen, warum Gott dies zulassen konnte und warum es nicht sie selbst getroffen hat. Und doch hielten die meisten Überlebenden an Jesus Christus fest und hätten ihr Studium an einem anderen Ort fortgesetzt.

Eine Welle der Solidarität habe die Christen in Kenia geeint und die Opfer ermutigt. Aus aller Welt seien – auch durch das Engagement von Open Doors – Signale des Mitgefühls und der Fürbitte gekommen. Bei vielen habe das Massaker zu einer Glaubensstärkung geführt.

Diese Erfahrung kann Open Doors in vielen Ländern beobachten. Johann Bäcker: "Kirche wächst am stärksten in der Verfolgung." Der Weltverfolgungsindex, den Open Doors jedes Jahr aktualisiert, zeigt auf, wo Christen am stärksten bedrängt werden. Seit 17 Jahren ist Nordkorea an der Spitze, es folgen viele islamische Länder, aber auch Indien, Mexiko oder Kolumbien unter den 50 Ländern mit der stärksten Unterdrückung.

Einige der 80 Besucher blieben noch für eine vertiefende Gesprächs- und Fragerunde, bei der es auch um die Situation von Christen in Flüchtlingsheimen ging. Open Doors hat dazu eine umfangreiche Studie veröffentlicht, die aufzeigt, dass die Konflikte zwischen den nach Europa gekommenen Menschen nicht in deren Heimat geblieben sind, sondern teilweise bis nach Deutschland hinein wirken.

Weitere Informationen: www.opendoors.de/frederick