Foto: Foto: Schwarzwälder-Bote

Revierförster Lutz Endres führt Teilnehmer der "Fremdländerwanderung" durch das Gewann Geißburg

Zu einer Wanderung durch das Gewann "Geißburg" mit Baumarten aus fremden Ländern hatte die VHS unter der Führung von Revierförster Lutz Endres eingeladen. Auf der Tour erzählte er unter der Überschrift "60 Jahre Fremdländeranbau in Wildberg – Fehlschlag oder Alleinstellungsmerkmal?" über fremde Gehölze in heimischen Wäldern.

Wildberg. Astrid Korbel von der Volkshochschule Wildberg konnte zum sonntäglichen Spaziergang durch die Wälder, mit dem Ziel der Inaugenscheinnahme fremdländischer Bäume, 25 interessierte Gäste begrüßen, die von Revierförster Lutz Endres durch das Gewann "Geißburg" geführt wurden. Innerhalb dieses Waldgebietes hat der Förster die Gastbaumarten, welche in den Nachkriegsjahren vom damaligen Oberforstmeister Franz August Querengässer angepflanzt wurden, mit gelben Punkten markiert.

Die sogenannten "Fremdländer" auf der Gemarkung Wildberg, also Baumarten aus fernen Regionen wie Nordamerika, sind inzwischen bis zu 60 Jahre alt. In den Nachkriegsjahren ließ der damalige Landforst- und Oberforstmeister Fritz August Querengässer 55 verschiedene Baumarten aus Übersee hier anpflanzen.

Seine Aktionen waren zunächst als Geschichte des Misserfolgs anzusehen. Bereits 1978 waren nur noch 20 Baumarten vorhanden und schon 1994 hatten sich lediglich die sogenannten nordamerikanischen "Big Five" bewährt: Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Große Küsten-Tanne (Abies grandis), die Edel-Tanne (Abies procera), die Hemlock-Tanne (Tsuga heterophylla) und der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata). Die Laubbaumarten waren bis auf die Rot-Eiche fast vollständig ausgefallen.

Den Bäumen ist es hier zu trocken

2009 wurde das Gebiet mit GPS erfasst. Drei Baumarten, nämlich Douglasie, Riesen-Lebensbaum und Rot-Eiche, konnten empfohlen werden, um in diesem Gebiet zu verbleiben. Allerdings blieb die Frage nach einer angemessenen waldbaulichen Pflege im Klimawandel offen. Endres erklärte, dass die Douglasie aus Nordamerika stammend, in den ersten 40 Lebensjahren eher armselig, krumm und mit gelben Nadeln bestückt, zunächst nur flache Wurzeln bildet, dann aber mit starken Senkrechtwurzeln und kräftigem Wachstum jedem Sturm trotzt.

Der Unterschied zwischen Ansiedlungen in Nordamerika und in den Regionen des Schwarzwaldes ist der, dass dort jährlich bis zu 2500 Milliliter Niederschlag fallen, hier hingegen die Bäume nur 700 Milliliter Regen pro Quadratmeter abbekommen. Den Bäumen ist es hier zu trocken. Trotzdem übertrifft die Douglasie in der Höhe die heimischen Fichten. Aus der Sicht von Förster Endres sollten Douglasien nach Möglichkeit in einem Mischbestand und einem Abstand von zehn auf zehn Meter voneinander entfernt stehen. Die Douglasien haben sich in der Region Wildberg behauptet und sind immer noch vorhanden, trotz zu wenig Niederschlag und Wetterextremen, wie Jahrhundertsommern.

Wie ein großes Freilandlabor

Für Lutz Endres ist der Riesen-Lebensbaum ein Gewächs, das er besonders mag und dessen Vorhandensein im Wald um Wildberg eine positive Ausstrahlung auf die Seele hat. Überhaupt stellt der Anbau von Gastbaumarten ein großes Freilandlabor dar.

Im Distrikt Geißburg finden sich außerdem die spätblühende Traubenkirsche und einige Lärchen-, Erlen- und Birkenarten neben Edeltannen. Außerdem steht hier die Hemlocktanne, welche dem Pilz Hallimasch ebenso ausgeliefert ist wie dem Borkenkäfer in heißen Sommern.

Nicht zu verkennen ist allerdings, dass Franz August Querengässer mit seinem visionären Experiment nicht nur in dem Gewann Geißburg, sondern in weiten Teilen des Wildberger Waldes Spuren hinterlassen hat, die laut Endres bereits Gegenstand von mindestens zehn Dissertationen für Bachelor und Master dargestellt haben.