Die Proben haben bereits begonnen: Unter Anleitung von Peter Falk setzt sich Alena Kissinger mit Werken von Prokofjew, Schumann und Brahms auseinander. Foto: Buchner Foto: Schwarzwälder-Bote

Wildberger Kontrabassistin schafft den Sprung ins Landesjugendorchester / Roderburg-Eimann: "Bin einfach stolz"

Von Matthias Buchner Wildberg. Seit Wochen fiebert Alena Kissinger den Osterferien entgegen, obwohl sich ihre Freizeit in überschaubaren Grenzen halten wird. Nächste Woche beginnt die Frühjahrsarbeitsphase des Landesjugendorchesters – und die 13-jährige Wildbergerin ist dabei.Alena spielt Kontrabass, und das schon seit bald acht Jahren – länger als sie nicht Kontrabass gespielt hat. Dreimal hat sie am Wettbewerb "Jugend musiziert" teilgenommen, und nach ihrem jüngsten Auftritt auf Landesebene meldete sich im vergangenen Jahr das Landesjugendorchester Baden-Württemberg bei der Achtklässlerin – man suche Kontrabassisten, ob sie denn mitspielen wolle. Damals sagte sie ab.

Einen Sinneswandel und eine Aufnahmeprüfung später sitzt sie nun auf gepackten Koffern: Am 17. April beginnt im oberschwäbischen Ochsenhausen die Frühjahrsarbeitsphase des Landesjugendorchesters. "Ich freue mich drauf", sagt Alena, obwohl ihr die Stücke von Brahms, Prokofjew und Schumann, die sie vorab schon probt, einiges abverlangen.

Petra Roderburg-Eimann freut sich mit. "Ich bin einfach stolz", sagt die Leiterin der Wildberger Musikschule. "Das ist eine Auszeichnung für Alena, für ihren Kontrabass-Lehrer Peter Falk und für die Musikschule – zeigt es doch, dass wir auch eine qualitativ hochwertige Ausbildung bieten können." Alenas Terminplan würde dadurch deutlich voller, denn "das bedeutet viele Probentermine und Konzertreisen" –, aber die Vorteile lägen auf der Hand: "Sie bekommt Gelegenheit, in großer Besetzung anspruchsvolle Werke zu spielen."

Peter Falk macht Werbung für den Kontrabass, seit er seine Stelle an der Wildberger Musikschule antrat. Das war im Jahr 1999, und sein Engagement macht sich bezahlt. Sieben Kontrabassschüler nehmen derzeit Unterricht an der Musikschule, und auch Alena Kissinger verguckte sich in das Instrument, als Falk es bei einer Präsentation im Wildberger Bildungszentrum vorstellte. "Vorher habe ich bloß ein bisschen Blockflöte gespielt", erzählt sie. Selbst wenn sie inzwischen – ebenfalls bei Peter Falk – auch Klavierunterricht nimmt, bleibt der Bass doch ihr Favorit.

Die Klavierstunden seien auch eher als vorbeugende Maßnahme gedacht, erläutert der Musiklehrer, denn "wenn Alena später einmal etwas in Richtung Musik studieren will – was ja durchaus möglich ist – werden gewisse Fertigkeiten am Klavier vorausgesetzt". Und die könne man nicht von jetzt auf nachher erwerben.

Auch Falk freut sich für seine Schülerin: "Ich finde es toll, dass sie sich darauf eingelassen hat – immerhin gehen dafür fast die ganzen Osterferien drauf – und dass sie es geschafft hat."

Ochsenhausen kennt Alena bereits von Kontrabassworkshops, die Arbeit mit dem Landesjugendorchester indes wird eine neue Erfahrung für sie. Wie das Orchester gestern mitteilte, zählt es diesmal 77 junge Musiker aus ganz Baden-Württemberg mit einem Durchschnittsalter von knapp 15 Jahren.

In der achttägigen Arbeitsphase proben die Nachwuchsmusiker Johannes Brahms’ "Tragische Ouvertüre" in d-Moll, Sergej Prokofjews Violinkonzert Nr. 1 in D-Dur und Robert Schumanns Sinfonie Nr. 1 in d-Moll. Die künstlerische Leitung hat Johannes Klumpp, Chefdirigent des Folkwang-Kammerorchesters Essen und als "Maestro von Morgen" gelistet. Nach der Probenphase stehen vom 25. April bis 3. Mai Konzerte in Ochsenhausen, Reutlingen, Fellbach, Adelsheim, Tauberbischofsheim, Ludwigsburg, Schwäbisch Gmünd und Eberbach auf dem Programm.