WhatsApp hat bereits vor einigen Wochen damit begonnen, die Anruf-Funktion für Nutzer auf Geräten mit dem Google-Betriebssystem Android freizuschalten, nun sind iOS-Nutzer an der Reihe. Foto: dpa-Zentralbild

Der Kurzmitteilungsdienst WhatsApp hat bereits für hunderte Millionen Menschen weitgehend die SMS verdrängt. Bald können alle Nutzer auch über WhatsApp telefonieren.

Menlo Park - Der Kurzmitteilungsdienst WhatsApp ist bereit für die breite Einführung der seit langem angekündigten Anruf-Funktion. Die am Dienstagabend veröffentlichte neue Version der App für Apples iPhone enthält den Telefonier-Service mit dem Namen WhatsApp Call. Die Funktion werde „in den nächsten Wochen langsam aktiviert“, hieß es. WhatsApp begann bereits vor einigen Wochen damit, die Funktion für Nutzer auf Geräten mit dem Google-Betriebssystem Android freizuschalten. Die App nutzt dabei nicht das herkömmliche Telefonnetz, sondern die Internet-Verbindung. Mitgründer Jan Koum hatte Anrufe über WhatsApp bereits vor über einem Jahr in Aussicht gestellt. Mit dem Update vereinfacht WhatsApp zudem das Teilen von Fotos und Videos, unter anderem aus anderen Apps heraus. Außerdem wurde ein Schnellzugriff auf die Kamera direkt aus der WhatsApp-Anwendung eingeführt.

WhatsApp hat nach jüngstem Stand über 800 Millionen Nutzer weltweit und hat für viele Anwender die SMS weitgehend abgelöst. Für die Telekommunikations-Anbieter hatte das weitreichende Auswirkungen, weil die wegfallenden Erlöse durch die SMS beträchtlich waren.

WhatsApp trifft auf starke Konkurrenz

Beim Einstieg in die Internet-Telefonie trifft WhatsApp auf starke Konkurrenz: Diverse Dienste bieten bereits die Möglichkeit an, über ihre Apps zu telefonieren. Darunter sind der Pionier Skype, Google, Facebook selbst und jüngere Services wie Viber oder Facetime auf Apple-Geräten. Ein Vorteil für Nutzer ist, dass damit selbst im Ausland zum Beispiel über WLAN kostenlos telefoniert werden kann. Diese Internet-basierte Telefoniedienste greifen ebenfalls erheblich in das Geschäftsmodell der Provider ein, weil Kunden eventuell keine Telefonie-Flatrates mehr buchen oder bei kostspieligen Auslandstelefonaten auf die Apps ausweichen.

Europäische Telekom-Konzerne kritisieren, dass Online-Dienste massiv auf deren Infrastruktur zurückgreifen, ohne sich an den Aufbaukosten zu beteiligen. Facebook und Co. kontern, dass erst sie Menschen einen Grund gäben, Datenverträge abzuschließen. WhatsApp wurde im vergangenen Jahr für knapp 22 Milliarden Dollar von Facebook gekauft. Manager beider Unternehmen versicherten seitdem immer wieder, dass WhatsApp unabhängig betrieben werden solle und auch die Nutzerdaten nicht zusammengeführt würden. Das WhatsApp-Team bekam zugleich Zugriff auf die gigantische technische Plattform von Facebook.