Produktion von Maschinenkomponenten bei Trumpf in Ditzingen Foto: dpa

Der Maschinenbauer Trumpf häutet sich. Im vergangenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen eine Bank gegründet, einen Geschäftsbereich abgestoßen und mehrere neue Firmen hinzugekauft. Ziel ist es, noch profitabler zu werden.

Ditzingen - Der Ditzinger Laser-Spezialist Trumpf rechnet in den kommenden Monaten mit schlechteren Geschäften. Ob Trumpf an das „unter dem Strich außerordentlich erfreuliche“ vergangene Geschäftsjahr anknüpfen könne, halte sie für „fraglich“, sagte Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller am Donnerstag in Ditzingen. Sowohl „ökonomische Fundamentaldaten“ als auch „geopolitische Rahmenbedingungen“ sprächen für diese Auffassung. Aktuell rechnet der Werkzeugmaschinenbauer mit einem Wachstum im einstelligen Prozentbereich – und das auch nur, wenn sich die Stimmung in der Wirtschaft nicht weiter eintrübt.

Im vergangenen Geschäftsjahr (Stichtag: 30. September) war das Unternehmen noch weit über dem verhaltenen Branchentrend gewachsen und hatte vor allem beim Gewinn erheblich zugelegt. Mit rund 2,6 Milliarden Euro erreichte der Umsatz einen neuen Rekordwert – ein Plus von gut zehn Prozent. Der Vorsteuergewinn schraubte sich gar um 61 Prozent auf gut 248 Millionen Euro nach oben. Mit einer Umsatzrendite von 9,6 Prozent rangiert Trumpf damit schon jetzt weit oben im Maschinenbau.

Für die Schwaben ist das allerdings zu wenig. Die Zielmarke für die Profitabilität haben sie auf 10 Prozent gesetzt. Um dem Ziel näher zu kommen, wurden auch schon konkrete Maßnahmen eingeleitet. Seit gut einem Jahr wird jeder Winkel des Unternehmens durchleuchtet und auf Effizienz getrimmt. Prozesse werden verschlankt. Alle Führungskräfte seien zum „Thema Renditesteigerung“ geschult worden, sagte Leibinger-Kammüller, die eine stärkere Verankerung „betriebswirtschaftlichen Denkens“ in dem traditionell stark ingenieursgetriebenen Unternehmen für wichtig hält. Das Programm, bei dem Sparen nicht im Vordergrund stehe, sei bisher so erfolgreich gewesen, dass es im laufenden Geschäftsjahr fortgeführt werde, hieß es.

Flankiert werden die Bemühungen von einer tief greifenden Neuausrichtung. Im vergangenen Geschäftsjahr gründete das Unternehmen als erster Mittelständler im Maschinenbau eine Bank. Wenig später trennte sich Trumpf von seinem Medizintechnik-Geschäft. Die kleinste Trumpf-Sparte galt als weniger renditeträchtig als andere Konzernbereiche. Dafür kaufte die Firma anderweitig kräftig zu. Für insgesamt rund 100 Millionen Euro erwarb Trumpf Firmen oder gründete Gemeinschaftsunternehmen. In den vergangenen 15 Monaten habe Trumpf alle sechs Wochen eine Akquisition abgeschlossen, sagte Leibinger-Kammüller.

In Deutschland verleibte man sich den Aachener Spezialisten für Mikrooptiken – Ingeneric – mehrheitlich ein, um die eigenen Kompetenzen beim Bau von Hochleistungs-Industrielasern zu verstärken.

In Italien kaufte man vor wenigen Wochen den Maschinenbauer Codatto, der Spezialroboter für die Blechbearbeitung herstellt. Zudem gründete man mit dem italienischen Konkurrenten Sisma ein Joint-Venture, das sich zum Ziel gesetzt hat, innerhalb weniger Jahre industrietaugliche 3D-Drucker herzustellen. Die Technologie gilt als zukunftsträchtig, wenngleich die Branchenumsätze mit den Geräten noch gering sind.

Im wichtigsten Maschinenbaumarkt China sicherten sich die Schwaben 2013 die Mehrheit am Werkzeugmaschinenbauer JFY. Am Dienstag gab man zudem bekannt, sich mit 80 Prozent an einem Handelspartner in der Türkei zu beteiligen. Zudem hat sich Trumpf 51 Prozent am indischen Softwarehersteller India Metamation Software nebst dessen US-amerikanischer Tochtergesellschaft gesichert. Spezialität der Firmen ist IT-Technologie zur Blechbearbeitung. Damit kauft sich Trumpf im viel beschworenen Zukunftsfeld Industrie 4.0 ein, das als Megatrend in der Branche gilt und die zunehmende Vernetzung von Maschinen und Softwareprozessen beschreibt.

Der Kurs, sich in Zukunftsbereiche einzukaufen oder sich durch Kooperationen Know-How in die Firma zu holen, wird auch Dank einer gutgefüllten Kriegskasse weitergehen. Man sei „weiter an interessanten Joint-Venture-Möglichkeiten dran“, sagte Leibinger-Kammüller.

Das Mitarbeiterwachstum geht indes weniger schnell voran, als auf den ersten Blick ersichtlich. Rechnet man den Mitarbeiterzuwachs aufgrund der Akquisitionen heraus, stellte Trumpf innerhalb eines Jahres nur 2,4 Prozent mehr Beschäftigte ein. Diese Linie der „restriktiven Personaleinstellung“ werde auch beibehalten, sagte Arbeitsdirektor Gerhard Rübling. Die Investitionszurückhaltung der Wirtschaft in den heimischen Standort bezeichnete Leibinger-Kammüller als „Warnsignal“. Man habe keinen Anlass zu glauben, „dass wir hier in Deutschland auf der Insel der Seligen säßen.“