Ein Kunden bezahlt an einer Supermarktkasse mit Bargeld: Das Zahlungsverhalten der Deutschen wird sich nach Ansicht von Experten der Bundesbank nur langsam ändern Foto: dpa

Nur Bares ist Wahres. Das gilt für die meisten Deutschen – noch. Doch digitale Bezahlverfahren werden beliebter. Ein Abgesang auf das Bargeld jedoch wäre verfrüht.

Frankfurt - Die Bundesbürger zücken noch immer am liebsten Euro-Scheine und Münzen, wenn sie im Geschäft, am Bahnschalter, im Restaurant oder in der Kneipe zahlen. Ein Drittel zahlt sogar immer nur in bar, zeigt die dritte Studie der Bundesbank zum Zahlungsverhalten der Deutschen, die Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele am Donnerstag in Frankfurt vorstellte. Danach haben die Bundesbürger im Schnitt 103 Euro in der Geldbörse, davon 5,73 Euro in Münzen. Das ist ähnlich viel wie bei der letzten Untersuchung von 2011. „Bargeld“, ist sich Thiele sicher, „wird die wichtigste Zahlungsart bleiben“. Das Zahlungsverhalten der Deutschen ändere sich nur langsam.

Der Umfrage aus dem zweiten Quartal 2014 zufolge bezahlt die Hälfte der Verbraucher die Einkäufe in bar, vor allem deshalb weil sie die Ausgaben so besser kontrollieren könnten und dies zudem einfacher und sicherer sei. Dabei setzen vor allem die Älteren, die weniger Betuchten und Frauen auf Scheine und Münzen. Bezogen auf alle Transaktionen ist der Anteil der Barzahlungen mit knapp 80 Prozent immer noch fast so hoch wie 2011. Und dies obwohl, 97 Prozent der Bundesbürger eine Bankkarte, neudeutsch Girocard, besitzen und ein Drittel auch eine Kreditkarte, sagt Thiele. Trotzdem steigen die Zahlungen mit der Girocard nur langsam. 2014 lag der Anteil gemessen an allen Umsätzen bei gut 29 Prozent, ein Punkt mehr als drei Jahre zuvor. Gemessen an allen Zahlungen waren es gut 15 Prozent nach knapp 13,5 Prozent im Jahr 2011. Die Studie zeigt auch: Je älter der Verbraucher ist und je geringer sein Einkommen, desto eher greift er zu Scheinen und Münzen. Und: Frauen bezahlen deutlich häufiger bar als Männer.

Trotzdem räumt auch Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele ein: „Mittelfristig ist zu erwarten, dass der Bargeldanteil am Umsatz unter 50 Prozent sinken wird.“ Für einen Abgesang auf Bares sei es aber zu früh. Denn ob Bargeld tatsächlich schon in drei Jahren, wie der Einzelhandel voraussagt, seine Vorherrschaft an der Kasse verloren hat, ist eher fraglich. Aktuell jedenfalls gebe es, so Thiele, in vielen kleinen Geschäften wie etwa Bäckereien meist keine Alternative zu Euro-Scheinen und Münzen. Wo es möglich ist, zahlen die Bundesbürger aber häufiger als früher auch kleinere Beträge mit der Plastikkarte. Ein Fazit der Notenbank-Experten aber ist: „Abrupte Änderungen der Zahlungsgewohnheiten sind derzeit nicht zu erwarten.“ Das sieht auch Ludger Gooßens so, der Vorstandsmitglied beim Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) ist: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch in fünf bis zehn Jahren noch Bargeld haben werden.“ Nach jüngsten Zahlen des Handelsverbandes HDE liegt der Bargeldanteil an den Umsätzen im deutschen Einzelhandel bei 54,4 Prozent (Stand 2013).

Mobile Bezahlverfahren über das Smartphone oder entsprechende Karten werden zwar in Deutschland nach Angaben von Thiele bekannter. Immerhin 60 Prozent wissen, dass sie mit dem Mobiltelefon an der Kasse bezahlen können, wenn es das jeweilige Geschäft zulässt. „Aber die haben sich bisher noch nicht durchgesetzt.“

Grund sei zum einen die mangelnde Akzeptanz in den Geschäften, zum anderen die Tatsache, dass Verbraucher nicht die entsprechenden Geräte und Karten besäßen. Eine Rolle spiele auch die gefühlte Sicherheit. „Insgesamt“, so Thiele, „besteht in der Bevölkerung bei der Nutzung von Zahlungsinstrumenten nur wenig Bereitschaft zu Experimenten.“ Allerdings deute sich bei der jüngeren Generation ein Wandel an, weil für sie Internet und Smartphone alltäglich seien. „Gerade die Befragten zwischen 18 und 24 Jahren zeigten sich in der Studie sehr offen für innovative Bezahlverfahren.“