Im Container hinter der Manege wird David Larible Publikumsliebling Foto: Max Kovalenko

David Larible gilt als bester klassischer Clown der Welt. Nach seiner Premiere vor zwei Jahren begeistert der Spaßmacher aus Italien erneut das Publikum im Weltweihnachtscircus.

Stuttgart - Tisch und Stuhl in einem schmucklosen Container hinter der Manege, ein paar Schminkutensilien, Hut, Schlabberhose, vielleicht noch ein stets sonniges Gemüt, mehr braucht es wirklich nicht, um im Zirkus ein bisschen Blödsinn zu machen. Welchen Aufwand betreiben stattdessen Dompteure, Akrobaten, Trapezkünstler dafür, dass das Publikum sie bewundert . . . – wer solches nach einem Besuch bei David Larible denkt, hat keine Ahnung von der Witze-Branche.

Larible erntet auf dem Cannstatter Wasen teils dreimal täglich einen Lacher nach dem anderen. Muskelkraft? Ist nicht entscheidend, und die Menge seiner Requisiten bleibt tatsächlich überschaubar. Larible ist ein lustiger Mensch. Den Schelm kann er nicht verleugnen, wenn er erzählt. Das allein reicht aber längst nicht aus, um einer der besten Clowns der Welt zu werden. „Es kommt immer auf das richtige Timing in der Manege an“, sagt David Larible. Bedeutet: Man vergeigt die beste Pointe, wenn man sie nicht im exakt richtigen Moment setzt. Lernen lässt sich das nur bedingt. „Liebe zu dem, was man tut, plus Talent plus Arbeit plus Arbeit plus Arbeit ist gleich Erfolg“, lautet seine Formel. Und wenn er mal schlecht drauf ist? „Da habe ich einen Trick: Zehn Minuten bevor die Show beginnt, spicke ich durch den Vorhang und schau’ mir die Menschen an, wie sie erwartungsvoll Platz nehmen.“ Das bringt ihn auf Betriebstemperatur. „Ohne Publikum gibt es keinen Larible, man muss demütig sein und immer sein Bestes geben.“

Dass er sich Letzteres stets zu Herzen nimmt, lässt sich auch daran ablesen, dass man sich bei seinen Nummern auch beim dritten oder vierten Mal Zuschauen kringelt. Der Blick, die kurze Geste zur richtigen Sekunde, darin ist David Larible ein Meister in der Tradition großer Kollegen wie Grock oder Charlie Rivel.

Dabei hätte er eigentlich Trapezkünstler werden sollen. 1957 im italienischen Verona in eine Zirkusfamilie hineingeboren, unterrichtete ihn seine Vater in Akrobatik und Jonglage. „In einer Zirkusfamilie ergreift der Sohn normalerweise den Beruf des Vaters“, sagt Larible. „Ich wollte aber nicht aufs Trapez.“ Sein Vater habe irgendwann verstanden, „dass ein Kind das tun muss, was es liebt. Wird man zu etwas gezwungen, ist man nicht gut darin.“

Larible entdeckt für sich schon in der Schule seine Liebe zur Komik, ständig bringt er Freunde zum Lachen. „Nun habe ich jeden Abend 2000 Freunde“, sagt er heute. Er absolviert eine Ausbildung am Musikkonservatorium in Verona, tritt 1973 erstmals in einer Manege auf. Im Circus Krone springt er um 1980 für einen Clown ein. Der Rest ist Geschichte. Von 1995 bis 2005 ist er der Star bei Ringling Bros. and Barnum & Bailey, dem größten Zirkus der USA.

Larible gibt in der Manege nicht den dummen August oder den ständigen Tollpatsch. Stets bittet er Menschen aus dem Publikum zu sich, macht aber seine Späße immer mit ihnen, nie über sie. „Ich wähle zufällig aus“, sagt er. So viel Intuition, um in Sekundenbruchteilen Langweiler herauszufiltern, habe niemand. „Dadurch kreiere ich jedes Mal eine etwas andere Nummer.“

Zum Beispiel mit dem Jungen aus dem Publikum, der am Ende des Spuck-Sketches eine Dame in Reihe eins mit Wasser benetzt, anstatt wie geplant zu schlucken. Dann muss Larible die Situation retten. Nur mit einem sonnigen Gemüt ist es da nicht getan.