Die Dorfmärkte rund ums alte Welschensteinacher Rathaus gehören längst zum Dorfleben dazu. Archivfoto. Foto: Privat

 "Wir wollen zurück zum Ursprung". Vereinsgründung am 26. April.

Welschensteinach - Welschensteinach ist seit gut zwei Jahren ohne örtlichen Nahversorger. Nachdem das "Lädele" dicht gemacht hatte, fehlt im Ort das Nötigste. Seit Längerem aber setzen einige Engagierte alles daran, das zu ändern.

Dass am Alten Rathaus des Steinacher Ortsteils gewerkelt wird, ist kaum zu übersehen. Denn Teile des Gebäudes werden zu einem Dorfladen umgebaut. Der Gemeinderat hat grünes Licht gegeben. Aber warum eigentlich ein Ladengeschäft in Welschensteinach ansiedeln?

Mehr als Einkaufen

"Der Dorfladen soll mehr sein als reines Einkaufen", sind sich Christel Weber, Susan Deschler, Björn Krugielka und Alexander Kern einig. Die Vier engagieren sich für den Dorfladen, der gleichzeitig als sozialer Treffpunkt im Ort dienen soll. Einkaufen, Leute treffen, sich sozialisieren – für das Dorfleben ein zentraler Punkt.

So sei das Thema Nahversorgung auch im Gemeindeentwicklungskonzept aufgekommen, erinnert sich Kern. Er und Björn Krugielka sind Mitglieder des Ortschaftsrats. In einer Sitzung sei die Frage aufgekommen, wer sich um ein solches Dorfladenprojekt kümmern könne.

"Sicher nicht allein"

Ortsvorsteher Erich Maier habe ihn dann gefragt: "’Alex, machst du das?’, und ich habe nur gesagt: ’Aber sicher nicht allein!’", erzählt Kern und lacht. Krugielka, der neben ihm saß, habe spontan seine Mitarbeit zugesagt. Von vornherein seien alle der Meinung gewesen, dass Nahversorgung im Ort nötig sei – aber dass der Laden eben mehr sein sollte als "nur" ein Einkaufsmarkt. Außerdem sei der Plan gewesen, dass Kern und Krugielka sich lediglich um das Konzept kümmern. "Das ist gescheitert", sagt einer von ihnen im Gespräch mit dem Schwabo. Beide lachen.

Hausbesuche

Nach der Entwicklung eines Grundgerüsts folgten Hausbesuche bei Mitbürgern, die Interesse für die Mitarbeit am Projekt bekundet hatten. So stieß Deschler dazu, Weber fand ihren Weg über die Landfrauen ins Team. Deschler lebt in Steinach. Auch bei ihr in der Nähe habe ein Lädele geschlossen, berichtete sie. "Das war schade. Wir wollen hier zurück zum Ursprung. Die Leute haben im Lädele miteinander gesprochen. Das war besser als nur Einkaufen."

Zunächst wollte das Team den Laden selbst in Form einer Genossenschaft betreiben. Schnell zeigte sich aber, dass es so schwierig war, an Lieferanten heranzukommen. Nun ist Günter Thiem mit im Boot. Er hat bereits mehrere kleine Läden aufgebaut, der in Welschensteinach ist der sechste. Die Linie des Projektteams gehe Thiem eins zu eins mit.

Investor gefunden

Da sie nun einen Investor gefunden haben, verlagern die Vier ihre Arbeit auf die soziale Komponente. Die Genossenschaft liegt auf Eis. "Thiem ist für uns eine echte Erleichterung", sind sie sich einig. Sie wollen am 26. April einen Verein gründen, der Dinge wie einen Generationentreff oder ein Dorfladentaxi regeln soll. "Bei der Ausarbeitung der Satzung hat Andreas Wagner uns stark geholfen", lobt Krugielka außerdem einen Bekannten von Kern, der dem Team mit Rat und Tat zur Seite stand.

Modellprojekt

Inzwischen ist das Projekt in Welschensteinach zu einer Art Modellprojekt geworden. Schon jetzt, vor der Eröffnung und selbst vor der Fertigstellung, holen sich ähnliche Projekte von Außerhalb Rat und Tat bei den Welschensteinachern. Die Arbeit ist intensiv, macht dem Team aber sichtlich Spaß. Deschler, Weber, Kern und Krugielka sind mit Leidenschaft und Einsatz bei der Sache.

Auch die Dorfmärkte, die sich in Welschensteinach längst zu einem Selbstsläufer entwickelt haben, gehen weiter. Sie werden unter verschiedene Motti gestellt und sollen circa viermal im Jahr stattfinden. Für den Verein ist das Team weiterhin auf Mitgliedersuche. "Wir wollen den Ort mit Leben erfüllen", bringt Deschler es auf den Punkt.