Hier, in der Schulstraße in Wilflingen, ist es passiert, hier sind die tödlichen Schüsse gefallen. Der Tatort im Hintergrund ist weiträumig abgesperrt, Bürgermeister Thomas Albrecht (Dritter von links) beobachtet die Szenerie. Foto: Schulz

43-Jähriger soll in Wilflingen seinen 38-jährigen Nachbarn erschossen haben. Laut Polizei gab es schon länger Streit.

Wellendingen-Wilflingen - Die sommerliche Idylle in Wilflingen, einem Ortsteil von Wellendingen, wird am späten Montagnachmittag jäh von Schüssen unterbrochen: dramatischer Höhepunkt eines Nachbarschaftsstreits in der Schulstraße, der für einen der Kontrahenten tödlich endet.

Die sommerliche Stimmung in dem Dorf wird von dem Geschehen zerfetzt. Mehrere Schüsse sind gefallen, ein Mann tot zusammengesackt. Seit längerem soll es, so die Aussagen von Zeugen, zwischen den Nachbarn zu Streitigkeiten gekommen sein. Die beiden Häuser, in denen die Kontrahenten leben – eine türkische Familie und ein Deutscher, so die Aussagen gegenüber dem Schwarzwälder Boten –, sind an einer Seite zusammengebaut. Die Auseinandersetzung soll sich um die Benutzung des Grundstücks gedreht haben.

Am Montag entlädt sich der Konflikt. Ein Nachbar hört von seiner Küche aus gegen 18 Uhr – er bereitet sich gerade das Abendessen zu – zwei Schüsse fallen. Er sagt, er dachte, jemand sprenge ihm die Kochtöpfe. Dann fallen erneut Schüsse. Fünf, vielleicht sogar sechs, erinnert er sich. Der Besitzer des Hauses, in dem die Katastrophe abläuft, hält sich währenddessen ganz in der Nähe zu Arbeiten auf einem Gerüst auf. Gleich nachdem die ersten Schüsse fallen, sprintet er los, kann aber Schlimmeres offensichtlich nicht verhindern. Der 38-jährige Türke feuert weitere Male. Er trifft seinen 43-jährigen Nachbarn tödlich.

Die Polizei wird alarmiert. Nach bisherigem Kenntnisstand erweist sich die Situation offensichtlich als nicht ganz eindeutig, nicht leicht zu überschauen. Die Rottweiler Feuerwehr wird ebenfalls gerufen, sie solle eine Tür aufbrechen, heißt es. Dann, während der Fahrt zum Einsatzort in der Schulstraße 16, wird sie angewiesen, auf Nummer sicher zu gehen und zunächst Abstand zu halten. Die Polizei, auch aus den Nachbarkreisen Villingen-Schwenningen und Tuttlingen werden Einsatzkräfte herbeigerufen, sperrt den Tatort weiträumig ab. Hat sich der Schütze etwa in der Wohnung verbarrikadiert?

Die Polizei wird später in ihrem Bericht schreiben, dass der Tatverdächtige unmittelbar nach der Tat an Ort und Stelle festgenommen wurde.

Die Feuerwehr unterstützt die Beamten, der Einsatz, so der Rottweiler Stadtbrandmeister Rainer Müller, war rein technischer Natur.

Noch immer darf sich niemand dem Tatort nähern. Mit Pylonen ist die Schulstraße abgesperrt. Davor versammeln sich an die 40 Menschen und beobachten, was in rund 100 bis 150 Meter Entfernung geschieht. Das Rote Kreuz ist vor Ort, der Rettungsdienst, die Notfallseelsorge trifft ein. Unmittelbar hinter der Absperrung, auf einer Wiese, wird eine Angehörige behandelt, offensichtlich steht sie unter Schock.

Kurz nach 19.30 Uhr passieren zwei Polizeiautos die Stelle, auf der Rückbank sitzt jeweils ein Mann in zivil. Dann bittet die Polizei die zuschauenden Menschen, nach Hause zu gehen. Die polizeilichen Ermittlungen sind in vollem Gange.

Tatverdächtiger besaß die Waffe legal

Wie die Polizei am Dienstag bekannt gab, gab es seit zwei Jahren immer wieder Nachbarschaftsstreitigkeiten zwischen dem 43-jährigen Opfer und dem 38-jährigen Tatverdächtigen. Es soll dabei um die Grundstücksgrenze, um Durchfahrtsrechte und Umbaumaßnahmen gegangen sein.

Bei einer erneuten Auseinandersetzung am Montagabend soll der 38-jährige Beschuldigte eine Sportpistole aus seiner Wohnung geholt haben, die er legal besaß. Mit dieser soll er mehrfach auf den 43-jährigen Nachbarn geschossen haben.

Unmittelbar nach der Tat offenbarte sich der Beschuldigte der Polizei. In seiner ersten Vernehmung räumte er die Tat ein. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Rottweil erfolgt im Laufe des Tages die Vorführung beim Haftrichter. Die Familie des Opfers wird psychologische betreut.