Der Dreh war anstrengend, aber er scheint auch Spaß gemacht zu haben: Kommissar Bienzle bedankte sich im Herbst 1996 bei der Wellendinger Firma Josef Hafner. Vor gut 20 Jahren feierte "Der tiefe Sturz" Premiere im Fernsehen. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder-Bote

Damals: Erinnerungen an die Dreharbeiten eines "Tatort" in den Räumen der Wellendinger Firma / Premiere vor 20 Jahren

Vor kurzem flimmerten im dritten Fernsehprogramm spätnachts Bilder aus Wellendingen, Schörzingen und den Tausendern der Schwäbischen Alb über den Bildschirm. Ein Film, der vor 20 Jahren Premiere hatte. Bilder eines "Tatort" mit dem beliebten Kommissar Bienzle.

Wellendingen. Es war an einem Montagabend, erinnert sich Josef Hafner, als ein Mann mit langen Haaren in den Wellendinger Betrieb kam und sagte, er sei vom Süddeutschen Rundfunk und wolle einen "Tatort" drehen. Josef Hafner ist zwar mit der Narrenzunft sehr eng verbunden, aber zuerst hat er an einen Scherz gedacht. Doch es war keiner. Das Fernsehteam aus Stuttgart suchte im Herbst 1996 eine passende Kulisse für den siebten "Bienzle".

Es probierte sein Glück in Schörzingen und fand es – teilweise – bei der Firma Bark. Das Wohnhaus des Firmeninhabers wurde schließlich das Wohnhaus, die Villa, des fiktiven Ehepaars Schimmel, Chef der ortsansässigen Firma im "Tatort". Das Betriebsgebäude erwies sich jedoch, da etwas zu eng, als nicht ideal für diese Fernsehkulisse, gibt Enkelin Hanna Bark Familiengeschichte preis.

Kostbares Blechspielzeug

Eine Gemeinde weiter, in Wellendingen, als Josef Hafner von der Ernsthaftigkeit des Vorhabens überzeugt war und einige Voraussetzungen erfüllt wurden, wurde schließlich während eines verlängerten Wochenendes gedreht. Damit die eigene Produktion nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Weil es im "Tatort" um die Verlagerung von Produktionsanlagen nach Portugal ging, sollte es keine Hinweise auf die Firma Josef Hafner geben. Um erst gar keine Gerüchte aufkommen zu lassen. Die Firma hieß Schimmel, der Ort Deißlingen und die Firmenfarbe war ein spezielles Blau. Wie im Büro des Chefs, der auf der Alb ermordet wurde, zu sehen war. Das Büro ist übrigens der Besucherraum, in dem bis heute Gespräche mit Gästen geführt werden. Das Fernsehteam aus Stuttgart brachte genügend Requisiten mit. In Erinnerung ist Josef Hafner neben dem Schreibtisch vor allem hochwertiges Blechspielzeug geblieben. Zwei Tage war der Raum Drehort, drei Tage die Produktionshalle.

In ihr kam es schließlich zum "Showdown", als beinahe ein weiterer Mord passiert wäre. Doch Bienzle, eigentlich ein bedächtiger Kommissar, eilte nach einem Anruf blitzschnell aus der Landeshauptstadt nach Wellendingen, pardon "Deißlingen", verhinderte Schlimmeres und machte die Täter dingfest.

Buseinsteigen geübt

Etliche Wellendinger, Gosheimer, Aixheimer und Schörzinger spielten damals als Statisten mit. Sie mimten Belegschaft, Einwohner, Musikanten und konnten sich bei der Wiederholung vor gut drei Wochen wiedererkennen. Manche etwas länger, andere blieben lediglich kaum eine Sekunde im Blickfeld des Zuschauers. Überhaupt die Aufnahmen. Mindestens sechs-, manchmal zehnmal wurde jede einzelne Szene gedreht, sagt Josef Hafner. Bis alles zur Zufriedenheit des Kameramanns im Kasten war.

Für Alexander Angst, der bei der Busfahrt der Belegschaft während des Betriebsausflugs dabei war, eine anstrengende Sache. Mehrmals, so erinnert sich der heutige Gemeinderat, habe er mit den anderen aus dem Bus ein- und wieder aussteigen müssen. Oder Armin Klaiber. Der Mann der Tat war bei den Innenaufnahmen in der Produktionshalle dabei. Schier die Beine in den Bauch gestanden hat er sich. So wenig gab es da zeitweise zu tun. Madeleine Hafner, damals neun Jahre alt, fand alles aufregend. Sie war schließlich bei den Dreharbeiten auf dem Friedhof dabei.

Josef Hafner schätzt, dass von den täglich sehr langen Drehzeiten gerade einmal fünf bis zehn Minuten pro Tag (und Nacht) übrig geblieben sind, die im Fernsehfilm zu sehen waren. Und dies bei dem Riesenaufwand mit dem Equipement und den Lkws. Und den teilweise gehörigen Strapazen für die Schauspieler, von denen neben Dietz-Werner Steck (Bienzle) vor allem Rita Russek (Bienzles Freundin Hannelore), Ulrike Kriener (Constanze Schimmel) und Bernd Tauber (Edwin Schimmel) bekannt sein dürften.

In fremdem Terrain

Im Vergleich zu heutigen Krimis sind die Bienzle-Tatorte beschaulicher. Im "tiefen Sturz" menschelt es ebenfalls. Kein Wunder, Bienzle war in den 15 Jahren, in denen er "ermittelt" hat, nicht nur im Südwesten sehr beliebt.

Schauspieler Dietz-Werner Steck starb 80-jährig Ende 2016. Sein Kampf mit den Tücken seines Mobiltelefons 1996/97 lässt schmunzeln (obwohl damals die "Handys" eigentlich nur telefonieren konnten). Und dass grüne Polizeiautos mit "TÜ"-Kennzeichen im Landkreis Rottweil zu sehen waren (eigentlich "FR"-Gebiet), ist ebenfalls eine nette Randnotiz. Aber Kommissar Ernst Bienzle hat ja auch in fremdem Terrain ermittelt.