Für viele Anlieger der Schörzinger Straße der bessere Platz für die Bushaltestelle, die derzeit einige Meter weiter unten mit dem Fahrplan an einer Hauswand existiert. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder-Bote

Na so was: Unterschriftenliste aus Wilflingen fehlt der Ansprechpartner / Kuriose Übergabe

Wellendingen-Wilflingen (apf). Bismarck war Preuße, hatte Rückgrat und stand zu seinem Tun – dies bezeugen viele Reden, die überliefert sind, und sein Handeln, das in Geschichtsbüchern steht.

Otto von Bismarck, der spätere Reichskanzler, wurde in Schönhausen in der Altmark geboren, also nicht in Wilflingen. Doch die Wilflinger, das schmucke Nest unterhalb des Lembergs, verweisen gerne und häufig auf ihre hohenzollerische, ihre preußische Vergangenheit. Manchmal sogar auf preußische Tugenden.

Zu diesen Tugenden gehört sicher nicht folgender Vorfall, der für – freundlich gesagt – reichlich Verwunderung im Wellendinger Gemeinderat (Ausland für Preußen) gesorgt hat. Bürgermeister Thomas Albrecht hat eine Unterschriftenliste in den Ratssaal mitgebracht, mit der eine Verlegung der oberen Bushaltestelle in der Schörzinger Straße beantragt wird.

Jene, Fahrtrichtung Wellendingen, sei auf dem etwa 30 Meter oberhalb liegenden Platz sinnvoller aufgehoben. Dieser sei der optimale Ort für eine Bushaltestelle und biete die Möglichkeit, eine kleine Überdachung anzubringen. Hilfreich vor allem für die Schüler, die sich dann nicht mehr, wie aktuell, auf dem Gehsteig vor einer Haustür versammeln müssten.

Platz für eine Haltestelle

Neben der Frage, warum diese Anregung denn nicht bereits im Zuge der Sanierung der Schörzinger Straße gekommen sei, fehlt der Unterschriftenliste der Name des Initiators oder der Initiatoren. Kurz: der oder die Ansprechpartner für Rückfragen. Der oder die Bürger haben also nicht mit offenem Visier, sondern ganz unpreußisch, operiert.

Was für den Bürgermeister aber dem Fass die Krone aufsetzt, ist die Art der Übergabe. Seiner sechsjährigen Tochter sei dies Schreiben auf der Straße überreicht worden, so Thomas Albrecht. Ein Faszinosum, das selbst langgediente Gemeinderäte in dieser Form noch nicht erlebt oder gehört haben und für Kopfschütteln im Ratszimmer sorgt. Im Wilflinger Ortschaftsrat soll dieses Verhalten, dem Vernehmen nach, nicht so vornehm kommentiert worden sein.

Fast schon launig wirkt Albrechts Anmerkung, dass seine Tochter mit dem Rathaus, also mit seinem Beruf, nichts, aber rein gar nichts zu tun habe.

Preußische Tugenden

Was ist zu tun? Den Inhalt des Schreibens könne er, Albrecht, durchaus mittragen. Dies sehen Ratsmitglieder aus beiden Ortsteilen ähnlich. Doch ohne Ansprechpartner? Ein Hinweis im Amtsblatt soll folgen. Damit die Tugend, die durchaus auch preußische, des geraden Gangs und des offenen Blicks in die Augen des Ansprechpartners geweckt wird. Selbst beim Gang ins Wellendinger Schloss, ins ehemalige, in dem derzeit der Bürgermeister, der Schultes, sein Büro hat.