Eine Feier im Wellendinger Jugendhaus sorgt für Zündstoff. Foto: Staiger

Nachbarn klagen über laute Feier. Jugendgemeinderat muss sich bewähren, sonst droht Schließung des Treffs. Mit Kommentar.

Wellendingen - Eine Feier im Wellendinger Jugendhaus sorgt in der Nachbarschaft für Ärger. Jetzt muss sich der Jugendgemeinderat bewähren. Andernfalls greift der Gemeinderat durch und macht das Jugendhaus womöglich vorübergehend dicht.

Den Nachbarn des Jugendhauses in Wellendingen war es zwischen den Jahren offensichtlich zu laut. Einige Anwohner sollen sich unter anderem wegen zu lauter Musik beschwert haben, erklärt Bürgermeister Thomas Albrecht in der jüngsten Jugendgemeinderatssitzung. Konkret beziehen sich die Beschwerden auf den 27. Dezember – abends sollen die Jugendlichen gefeiert haben. In der Nachbarschaft habe die lautstarke Party für Aufregung gesorgt. Einige Anwohner seien an Gemeinderäte herangetreten, um ihrem Ärger Luft zu machen.

"Auf uns ist nie jemand zugekommen", erklärt Marc Ringgenburger, Sprecher des Jugendgemeinderats. Auch zu einer persönlichen Aussprache mit den Jugendlichen zur Jugendgemeinderatsitzung ist keiner der Nachbarn erschienen, was die Jugendlichen wiederum gehofft hatten.

Es sei nicht das erste Mal, dass sich Anwohner wegen des Jugendhauses beschwert hätten, sagt Bürgermeister Albrecht. Nun müsse sich der Gemeinderat in der nächsten Sitzung dieser Angelegenheit annehmen. Denn auf Antrag von Gemeinderat Wolfgang Minder komme das Jugendhaus als Tagesordnungspunkt auf die Agenda der nächsten Sitzung. Minder wünsche eine Aussprache im Gemeinderat.

Albrecht: "Die Lage ist ernst."

Das hätte es noch nie gegeben, dass die Jugendhaus-Hausordnung einen Punkt der Tagesordnung im Gemeinderat einnehme, sagt Albrecht. Die Lage sei ernst. Wenn es im Jugendhaus künftig nicht besser laufe, werde der Gemeinderat ein Machtwort sprechen. Eine Schlüsselsperre oder die vorübergehende Schließung des Jugendtreffs seien mögliche Konsequenzen. Deshalb appelliert er nochmals an die Jugendlichen, mehr Rücksicht auf die Nachbarschaft zu nehmen.

Was der Gemeinderat zu dem Thema meint, bleibt bis zur nächsten Sitzung abzuwarten. Thomas Albrecht, Gemeinderatsmitglied und neben dem Bürgermeister ebenfalls in der Sitzung, hingegen nutzte die Jugendgemeinderatsitzung, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.

Dabei ging es ihm weniger um die Feier vom 27. Dezember, sondern mehr um die Führung des Treffs. Denn das Jugendhaus so wie es die Gemeinde ursprünglich geplant habe, sei tot, erklärt er. Er wolle das Domizil nicht schließen, aber der Jugendgemeinderat solle die Jüngeren mehr ins Geschehen einbinden.

Das Problem mit den 13-Jährigen sei, dass sie schwer zu motivieren sind, erwidert Ringgenburger. Diese Erfahrung habe der Rat schon beim vergangenen Ferienprogramm machen müssen. Gemeinderat Thomas Albrecht rät dem Gremium deshalb, die Eltern der Jugendlichen mehr einzubeziehen.

Die Ratsmitglieder sollen gezielt die Eltern auf Veranstaltungen für die Kinder hinweisen, zum Beispiel im Mitteilungsblatt.

Neben dem Lärm gibt es noch ein anderes Problem in der Wellendinger Unterkunft zu besprechen – die Sauberkeit im Haus. Das findet auch Anna Wieser vom Haus Nazareth: "Die Sauberkeit lässt zu Wünschen übrig", erklärt sie.

Kommentar: Zweierlei

Sarah Vinci

Na schön! Es ist rund um das Wellendinger Jugendhaus manchmal etwas lauter. Aber so ist es nun mal, wenn "feucht-fröhlich" gefeiert wird – oder nicht? Natürlich handelt es sich auf der einen Seite beim Jugendgemeinderat um ein politisches Gremium, das auch Pflichten mit sich bringt. Das heißt konkret: Die jungen Ratsmitglieder müssen nach dem Rechten schauen, Störenfriede entfernen und Schmutzfinken ermahnen – keine Frage.

Aber es bleiben junge Erwachsene, die in das Amt hineinwachsen müssen. Auf der anderen Seite könnte man von einem erwachsenen Gemeinderatsmitglied etwas mehr erwarten: Es wäre besser gewesen, erst mit den Jugendlichen zu sprechen, bevor man die Benutzerordnung zum Sitzungsthema macht. So wäre auch der Lernfaktor größer.

Denn was könnten sich die Jungpolitiker mehr wünschen, als von den "Alten" zu lernen?