In Deißlingen seit gut zwei Jahren ein gewohnter Anblick, in Wellendingen demnächst auch: E-Mobil mit Ladestation in der Nähe des Rathauses. Archivfoto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

E-Mobilität: Wellendingen kombiniert Fahrdienst für Menschen in Notlagen mit Kauf eines Elektroautos

Ein Fahrdienst für Menschen in Notlagen des täglichen Lebens und ein E-Mobil: eigentlich zwei Dinge, die einer Mitgliedsgemeinde der Nachhaltig-keitsregion 5 G gut zu Gesicht stehen, aber dennoch genau abgewogen werden wollen. Wie jüngst im Wellendinger Gemeinderat.

Wellendingen. Das Ergebnis der Abstimmung vorneweg: zehn zu sieben für das Paket, das die Verwaltung, also Bürgermeister Thomas Albrecht, geschnürt hat und beides miteinander kombiniert: den Fahrdienst des Vereins MiKaDo (Mithilfe und Kontakte im Dorf), der in Gemeinden auf dem Heuberg aktiv ist – ehrenamtliche Helfer bieten unterschiedliche Dienstleistungen an – und der Verbesserung der Mobilität der Bürger in den fünf Gemeinden der N-Region 5 G jenseits des öffentlichen Personennahverkehrs.

Während MiKaDo grundsätzlich positiv bis sehr positiv im Gemeinderat gesehen wird, entzündet sich am zweiten Teil des Wellendinger Modells, der E-Mobilität, eine rege Diskussion, an der nahezu alle Gremiumsmitglieder teilnehmen. Knackpunkt ist das "E" vor der "Mobilität": der Kauf eines Elektroautos, wie eines in der Gemeinde Deißlingen unterwegs ist.

Es gibt die grundsätzlichen Kritiker an dem "E". Wie nachhaltig sei überhaupt ein E-Mobil? Wie komme der Strom in die Steckdose und wie teuer sei er? Und es gibt die anderen Kritiker, die der Meinung sind, das in Frage kommende "Renault Zoe Life", das Nachfolgemodell des Deißlinger Autos, sei zu klein. Der Kauf eines kleinen Busses, damit Gruppen, oder eines größeren E-Mobils, damit auch Rollstuhlfahrer problemlos transportiert werden könnten, wäre sinnvoller.

Dann gibt es die Befürworter, die kraft Amtes wie der Schultes begeistert sind, wenn auch nicht überbordend, und mit einem ganz knappen Ausgang der Abstimmung rechnen, und die Gemeinderäte, die das Gute in dem vorgeschlagenen E-Mobil sehen.

Signal gegeben

Es sei ein Signal, in eine andere Richtung zu denken, meint Ulrike Roth. Als Mitglied der N-Region sollte Nachhaltigkeit gelebt werden, sagt Wolfgang Minder, der außerdem daraufhin weist, dass das Landratsamt ein Elektrofahrzeug für tägliche, kleinere Fahrten im Einsatz habe. Ein Signal will Tobias Schlenker setzen, der auf die 30 000 Euro im Haushaltsplan hinweist, die für die Umsetzung des Mobilitätskonzepts (wie auch die Mitfahrbänkle) vorgesehen sind. Und: Ein Benziner habe mit der N-Region nichts zu tun, findet Guido Hermann.

Als auch noch Armin Klaiber und Simon Schmeh Bereitschaft signalisieren, zuzustimmen (wegen der N-Region), ist eine Mehrheit für den Verwaltungsvorschlag wahrscheinlich geworden. Die ersten Wortbeiträge haben schließlich ein anderes Ergebnis erwarten lassen. Keine Frage, die Dramaturgie hat gehobenes Niveau.

Größere Dimension

Aber es gibt noch weitere Anmerkungen. Jene von Thomas Schauber, der den Kauf eines größeren E-Mobils vorschlägt. Jene von Alexander Hirt, der eine Abfrage in der Bevölkerung als sinnvoll vor einer Entscheidung ansieht. Und jene von Gemeinderat Thomas Albrecht, der nach eigenen Worten von der Verwaltung seit etwa acht Wochen auf Resonanz, Zahlen und Fakten aus der Raumschaft Deißlingen/Niedereschach/Dauchingen wegen des E-Mobils wartet. Es, das E-Mobil, sei dort so gut wie ausgelastet, sagt Kämmerer Phillippe Liebermann, der verspricht, dass die Verwaltung diese Zahlen nachreichen könne, aber auch anmerkt, dass in Deißlingen ein anderes Konzept umgesetzt sei.

Neben dem Kauf des E-Mobils (Kaufpreis: 20 585,01 Euro) und dem Leasing der Batterie (monatlich etwa 60 Euro) bedarf es noch einer Ladestation für dieselbe, die dort täglich ihren "Saft" bekommen müsse. Hier schlägt laut Verwaltung die Firma Netze BW einen Standort am Rathaus vor, ein Angebot liege noch nicht vor.

Dass ein Ehrenamtlicher in beiden Ortsteilen für den Fahrdienst zu finden sei, dürfte keine Schwierigkeiten bereiten, denkt Wolfgang Minder. Die Organisation desselben liegt in den Händen von MiKaDo. Der Verein, der 2004 aus einer Initiative der bürgerlichen Gemeinden Balgheim, Denkingen und Frittlingen in Zusammenarbeit mit den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden entstanden ist.

Sprung über eine Grenze

Obwohl Wellendingen gar nicht Mitglied in diesem Verein ist (Aufnahmestopp), wagt er den Sprung über die Kreisgrenze. Dafür, so die Verwaltung, habe er bereits mehrere Personen aus der Gemeinde Wellendingen, die regelmäßig die Dienste von MiKaDo in Anspruch nähmen.

In Zeiten, in denen keine Buchungen für das E-Mobil vorliegen, soll jenes der Verwaltung (Schultes und Co.) zur Verfügung gestellt werden. Mit der Entscheidung für den Kauf hat Wellendingen nachgezogen. Laut Bürgermeister haben die anderen N-Region-G 5-Gemeinden Aldingen, Denkingen und Frittlingen bereits ihre E-Autos bestellt.