Die "Spundlochmusig" in Person von Wulf Wager, Florian Pietsch, Mario Pfennig, Achim Bühler, Sandra Leibßle und Andreas Kleiner steht für bodenständige Volks- und Wirtshausmusik im schwäbischen und alemannischen Raum und traf damit in der "Krone" den richtigen Ton. Foto: Schwarzwälder-Bote

"Wirtshaus-Danz": Mit Tracht in der "Krone" wie einst im Mai / Strohbären aktiv

Wellendingen-Wilflingen (dbl). Nach harter Arbeit auf dem Feld oder auf dem Hof ging das bäuerliche Volk in früheren Jahren an einem schönen Maientag zum Tanz in die damals noch zahlreich vorhandenen Dorfwirtschaften – entweder um den Schatz fürs Leben zu finden oder einfach nur um dem Gerstensaft zuzusprechen und sich zu vergnügen.

Mit Wulf Wager und seiner "Spundlochmusig" kehrte für einen Abend ein Teil dieses Gefühls aus früheren Zeiten in die "Krone" in Wilflingen zurück. Doch wer geglaubt hatte, dass dies nur die reifere Generation ansprechen würde, wurde eines Besseren belehrt. Sehr viele junge Paare und Singles hatten sich in Tracht- oder Trachtenstil geworfen, zahlreiche Männer entsprechend in echte Lederhosen. und wollten so das Tanzbein schwingen.

Die einzige noch verbliebene Gaststätte Wilflingens war proppenvoll – auch der sonst eher selten genutzte Saal bot keinen Platz mehr. In der Mitte die "Spundlochmusig" mit Wulf Wager, Florian Pietsch, Mario Pfennig, Achim Bühler, Sandra Leibßle und Andreas Kleiner. Vor ihnen die geräumige und einladende Tanzfläche, die tatsächlich nicht lange leer blieb.

Wulf Wager begrüßte die Gemeinde mit herber schwäbischer Dichterkunst, selbst in der Eigendarstellung ging es ironisch derb zu. Natürlich durfte die Information nicht fehlen, dass Volkstanzpflege seit vergangenem Jahr in die nationale Liste des immateriellen Kulturguts der Unesco aufgenommen wurde. So wie die Fasnet; schließlich war es kein Zufall, dass die Wilflinger Narrenzunft diesen "Danz" organisiert hatte.

Zünftig los ging’s mit Walzer und Damenwahl – und nach einem ersten mutigen Paar dauerte es nicht lange, bis man sich traute. Ein Hauch Nostalgie mischte sich hinein beim Anblick der tanzenden Paare in teils prächtigen Stoffen. War es früher so oder zumindest ähnlich?

Der Volkstanz hat seine Wurzeln in den Wirtshäusern – auf diese Art und Weise kehrte er zu seinem Ursprung zurück, zumindest für ein paar Stunden. Fast ohne Pausen spielte die "Spundlochmusig" zum erkennbaren Vergnügen der Leute auf.

Wulf Wager zeigte den lernwilligen Tänzern eine Reihe von Tanzschritten. Dass er dabei die schönsten Mädchen an seine Seite nahm, war durchaus nachvollziehbar. Im Verlaufe der Stunden konnte sich auch kaum jemand in irgendeine Ecke verdrücken – immer wieder wurden einzelne Gruppen freundlichst zum Tanz gebeten.

So erwischte es selbst die Strohbären der Wilflinger Fasnet der vergangenen Jahre; es ist halt irgendwie nachteilig, dass Wulf Wager alle persönlich kennt, wegdrücken ging da nicht. Doch als diese dann tanzten (also mit Damen) war aus dem Publikum zu hören: "Sieht gut aus." Eine neue Volkstanzgruppe sei geboren, meinte Wager scherzhaft. Doch alte Gewohnheiten lassen sich nicht so schnell ablegen. Zur Belohnung der eigenen Künste ging es zum Schnäpsle an die Theke, der Wirt muss schließlich auch leben. Über Stunden hinweg boten Musik und Tanzpaare alles auf, was Instrumente und Beine hergaben. Bis in den anderen Morgen hinein ging das lustige Treiben; Gottesdienstbesucher und Fußballer hatten da wohl die größte Mühe zur Herstellung der Vitalität.