Die Plauderrunde beim letzten Weindorf-Treff: Susanne Kurz, Michael Branik, Weinkönigin Stephanie Schwarz, Josefin Feiler, Bernd Kohlhepp, Tom Hörner (von links) Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Das Ende war dramatisch. An Knalleffekten fehlte es nicht. Der letzte Weindorf-Treff von Stuttgarter Nachrichten und SWR 4 ließ keine Wünsche offen: Gläser flogen, eine Radiolegende fluchte lauthals „Scheiße“ ins Mikro und ein Schwabe zeigte, wo der Hämmerle hängt und bewies, Elvis lebt.

Stuttgart - Ooooohhhhh! Ja, es war wirklich der letzte Weindorf-Treff in der Alten Kanzlei für diese Saison. Das Publikum bedauerte das am Donnerstagabend lautstark, immer wenn die Rede darauf kam. Es brauchte dazu nur ein bisschen animiert werden von den Moderatoren Susanne Kurz und Tom Hörner.

Es war der Abend der Stimmen, nicht nur des vielstimmigen Publikums, sondern auch der Gäste, die ihre Karrieren ihren Stimmbändern verdanken. Gut, und im Falle von Bernd Kohlhepp auch ein bisschen seinem Hut. Den trägt er ja immer als seine Kunstfigur Herr Hämmerle, der Schwabenbruddler aus Bempflingen. Der Hut sei nämlich von indischen Brahmanen gesegnet worden und dann den Ganges hinabgeschwommen, erzählte er, bevor er irgendwie in den Neckar und zu Kohlhepp gelangte. Und wenn er ihn aufsetzt, puff, wird er zu Herrn Hämmerle. Das hat Potenzial für mehr. Vielleicht sollte der ortsansässige Panini-Verlag nicht nur Batman-Comics und Spiderman herausbringen, wir warten gespannt auf die Bildergeschichten mit Subbr-Hämmerle.

Radiolegende Michael Branik hat Probleme mit einem Specht

Der erste Auftrag könnte ihn zu Michael Branik führen. Der Mann mit der markanten Stimme arbeitet seit 37 Jahren für den SDR und den SWR, wenig ist ihm fremd, doch jüngst hätte er Hilfe von einem Superhelden brauchen können. Ein Specht suchte ihn heim, hackte immer wieder Löcher in die Fassade. „Die Reparatur hat jedes Mal 2000 Euro gekostet.“ Der Specht musste also weg. Doch wie? Er hing Ballons auf und CDs – vergebens. „Dann bin ich in meiner Verzweiflung jedes Mal rausgelaufen, habe gewinkt und gerufen: Huhuhuhuhu!“ So lange bis sich die Nachbarn wunderten und ihn fragten: „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“ Das war es dann wieder, als er herausfand: Schwarze Plastikraben helfen.

Auch Sängerin Josefin Feiler von der Oper Stuttgart wird manchmal für verrückt gehalten. Von ihren Mitbewohnern. Wenn sie zuhause ihre Koloraturen singe, um die Stimmbänder aufzuwärmen und sich in höchste Höhen vorarbeitet, sorge das mitunter für Verwirrung. Ihre Kostprobe klang für Hörner wie ein „Rotkreuzwagen“. Damit nicht genug des Banausentums. Es musste natürlich die Frage folgen: Sind sie nicht zu dünn und klein für ihre Stimme? Die Antwort war eindeutig. „Opernsängerinnen müssen nicht dick sein. Man singt nicht mit Fett. Man singt mit den Muskeln.“ Das galt dann wohl auch für Luciano Pavarotti.

Der italienische Opernsänger war einer der Stars, mit denen Branik in seiner Karriere zu tun hatte. Michael Jackson hat er getroffen, Udo Jürgens, und „einer jungen Helene Fischer eine Kiste hingestellt“, damit sie ans Mikro kam. Doch beeindruckt hat ihn vor allem der Papagei von Joy Fleming. Der habe nämlich noch besser gesungen als seine Besitzerin, der Soulröhre aus der Kurpfalz.

Ein umgeschmissenes Rotweinglas sorgt für Tumulte

Kurpfälzer ist auch der Vater von Bernd Kohlhepp, seine Mutter kommt aus Holland. Daheim habe man Hochdeutsch gesprochen, sein Schwäbisch habe er auf „dr Gass g’lernt“. Wie gut, das stellte er unter Beweis und brachte der in Bautzen geborenen Josefin Feil bei „Bempflingen“ zu sagen.

Das faszinierte Susanne Kurz offenbar so sehr, dass sie sich an der Schwäbisch-Lektion beteiligen und die Vokabel „rahagla“ einführen wollte. Sie, oder wie sie sagte, das Mikrofonkabel, riss das Weinglas von Branik um. Die Cuvée Mephisto, ein Rotwein, ergoss sich in seinen Schoß. Woraufhin Branik aufsprang, „Scheiße“ rief und nach einer Windel verlangte. Eine Serviette musste es tun. Wieder leidlich trocken, verriet er, dass er zwar schon am Mikro gerülpst, aber nie so böse geflucht habe. „Aber ihr schneidet das ja hoffentlich raus“, bat er die Kollegen.

Auf SWR 4 kann man heute hören, wie lieb die Kollegen tatsächlich sind. Nicht herausgeschnitten aber haben sie ganz bestimmt das Duett des Jahres. Josefin Feiler sang mit Elvis. „Der mit der Hüfte?“ fragte sie sicherheitshalber. Ja, der mit der Hüfte. Elvis lebt nämlich. Nicht an einer Tankstelle in den USA, sondern in Kohlhepps Körper. Gemeinsam sangen sie „Are you lonesome tonight“, allerdings mit schwäbischem Text. „I ben langsam zur Zeit, I han koi Auto zur Zeit.“ Dann war Schluss. Ooohhhh!