Susanne Kurz, Simon Licht, Weinkönigin Stephanie Schwarz, Ernst Hutter, Ulrich Heissig und Tom Hörner (von links) plaudern in der Weinlaube Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Weindorf-Treff von Stuttgarter Nachrichten und SWR 4 bringt immer wieder Überraschendes zu Tage. Da verwandelte Almdudler sich in Cola, der Pate der Volksmusik summt nachts statt zu schnarchen und die Zwillingsschwester von Hilde Knef sang ein Ständchen.

Stuttgart - Die Hitze, an ihr kam man nicht vorbei. Die Rede war viel vom Wetter. Das ist ja gemeinhin kein gutes Zeichen, da schwätzt normalerweise nur drüber, wer sonst nichts zu sagen weiß. Doch für den Weindorf-Treff in der Laube der Alten Kanzlei gilt das natürlich nicht. Denn der verabschiedete gestern nur den Sommer angemessen. Und weil die Moderatoren Susanne Kurz und Tom Hörner ihr Publikum gut erzogen hatten, litt das mit. Sprach einer aus der Runde vom „letzten heißen Tag des Jahres“, ertönte ein vielstimmiges „Ooooohhhhh!“. Und sie sagten das oft.

Nun mag das Wetter nicht das prickelndste aller Themen sein, doch bescherte es uns Einblicke in die Schlafzimmer der Gäste. Irmi Knef alias Uli Heissig, die Zwillingsschwester von Hilde Knef, wälzte sich dieser Nächte im Bett, zu warm war’s ihr. Aber gut, mit fast 90 braucht man ohnehin nicht so viel Schlaf. Ernst Hutter ist der „Godfather der Blasmusik“, so kündigte ihn Kurz an. Auch der Pate der Blechbläser und Chef der Egerländer schläft unruhig, allerdings wird er von Noten und Arrangements heimgesucht. „Nachts geht mir die Musik durch den Kopf“, sagte er. Was Schauspieler Simon Licht so kommentierte: „Du schnarchst nicht, du summst!“ Licht selbst ist eher froh, dass es der letzte heiße Tag des Sommers war – „Ohhhhhhhh!“ Denn er darf zu Hause das Fenster nicht öffnen. Die Gattin mag das nicht. Und weil er erst vor wenigen Wochen geheiratet hat, ist der Wunsch der Liebsten natürlich Befehl.

Doch der Beruf bringt es mit sich, Licht ist selten zu Hause in Berlin. Er hat seinen Koffer dort, und jetzt auch seine Frau, aber eigentlich wohnt er in Stuttgart. Seit dem Frühjahr hat er hier die ZDF-Serie „Dr. Klein“ gedreht, im Herbst steht er in der zweiten Auflage von „Laible und Frisch“ auf der Bühne des Alten Schauspielhauses. „Sechseinhalb Monate“ wird er dieses Jahr in Stuttgart sein. Wenn er nicht aufpasst, schleicht sich bald ein kleiner Akzent in sein Hannoveraner Hochdeutsch, womöglich ist er demnächst noch öfter hier, denn die Pläne zu einem Kinofilm „Laible und Frisch“ seien recht konkret, verriet er.

Die Gäste finden Gemeinsamkeiten in ihren Biografien

Der Mann ist gut im Geschäft. Dabei wollte er eigentlich gar kein Schauspieler werden. Mit dem Säbel focht er so gut, dass er bei Emil Beck in der Kaderschmiede in Tauberbischofsheim war. Ein Deutschlehrer fand dann, der junge Mann hätte mehr Sport im Kopf als ihm guttue, „er überredete mich zur Theater-AG“. Dort spielt er den Faust, studierte dann lieber Schauspiel als Medizin. Und ist seitdem mit Haut und Haar, Pardon, Leib und Seele Schauspieler. Die Liebe zum Beruf, die Hingabe, auch die Ernsthaftigkeit, das Talent so gut als möglich zu nutzen, verbindet die Gäste. Immer wieder fanden sie Gemeinsamkeiten in ihren Biografien.

Ernst Hutter war in Stuttgart auf der Musikhochschule, wurde vom legendären Ernst Lehn gefördert, und löste 1999 den genauso legendären Ernst Mosch als Chef der Egerländer ab. „Es braucht eine gewisse Verrücktheit, nur auf die Musik zu setzen“, sagte er, „und genügend Willen, um erfolgreich zu sein.“ Er arbeitet mit den besten Blasmusikern des Landes, „das sind exzellente Leute“. In jüngerer Zeit wurde das Image der Blasmusik ja gehörig entstaubt, die Jungen entdecken sie neu für sich. „Von mir sind jetzt auch einige Leute in Wacken dabei gewesen.“ Das ist ein Heavy-Metal-Festival.

Ein bisschen Heavy-Metal ist auch das traditionelle Getränkeraten. Mit verbundenen Augen mussten die Gäste kosten. Licht hielt seine Cola für einen Almdudler, Hutter schmeckte den Riesling, und Irmi Knef riet: „Trollinger, Lemberger, Schwarzriesling.“ Bei der Schwester von Hilde Knef darf das schon mal durcheinandergehen. Die Zwillingsschwester kippte ja auch wild durcheinander. Vor 15 Jahren erfand der gebürtige Sindelfinger Heissig die Kunstfigur Irmi Knef. Kurz sei sie mit ihrer Schwester aufgetreten, aber weil die Kessler- Zwillinge den Markt der Schwestern-Duette schon besetzt hatten, trat Hilde lieber alleine auf. Irmi schlug sich als Eintänzerin vor. Und lebte verarmt in Berlin. Bis Heissig sie entdeckte. Eigentlich wollte sie beim Weindorf ohne Band nicht auftreten, doch dann sang sie zur Musik vom Band und übertönte die Stimme der Schwester: „Diese Lied handelt von einer stacheligen Blume, von diesen Pflanzen, die einfarbig sind, und die sich von allein niederschlagsartig vom Himmel fallen.“ Heissig: „Dieser unerwartete Auftritt war ein Sprung ins kalte Wasser.“ Das ist besser als eine rote Rose – bei dieser Hitze am letzten heißen Tag des Jahres. Und jetzt alle: Ooohhh!