Was dem Schoko-Nikolaus gefällt, mag auch der Arbeitnehmer – Weihnachtsgeld Foto: dpa

Manche nutzen es fürs Weihnachtsgeschenke einkaufen, andere Zahlen Schulden ab oder sie sparen es: Das Weihnachtsgeld ist zum Jahresende eine willkommene Geldspritze. Wir geben eine Übersicht, was in den einzelnen Branchen bezahlt wird.

Stuttgart - Millionen Beschäftigte in Deutschland können sich in diesen Tagen wieder über ein paar hundert Euro extra freuen, wenn das Weihnachtsgeld aufs Konto überwiesen wird. 54 Prozent der Beschäftigten in Deutschland erhalten diese Jahressonderzahlung, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung zu einer Online-Umfrage von 8800 Männern und Frauen mitteilte. Den größten Unterschied macht es dabei, ob nach Tarifvertrag bezahlt wird oder nicht. Unter den Beschäftigten, in deren Firma ein Tarifvertrag gilt, erhalten 72 Prozent Weihnachtsgeld. Ist der Arbeitgeber nicht tarifgebunden können sich nur 42 Prozent über die Sonderzahlung freuen. Auch je nach Branche, Beruf und Region fällt es unterschiedlich aus. Ein im Vergleich hohes Weihnachtsgeld erhalten unter anderem die Beschäftigten im Bankgewerbe, in der Süßwarenindustrie, der Chemieindustrie und der Druckindustrie – 95 bis 100 Prozent eines Monatseinkommens. Es folgen Versicherungen (80 Prozent), Einzelhandel (meist 62,5 Prozent) sowie Metallindustrie (überwiegend 55 Prozent). Im öffentlichen Dienst (Gemeinden, West) beträgt das Weihnachtsgeld je nach Vergütungsgruppe zwischen 60 und 90 Prozent.

Der Handel

dm: Die Karlsruher Drogeriekette dm legt den Beschäftigten zum Jahresende eine Schippe drauf: „Unsere Kolleginnen und Kollegen erhalten auch in diesem Jahr ein Weihnachtsgeld“, sagt dm-Chef Erich Harsch. „Es beträgt 62,5 Prozent des monatlichen Bruttogehalts.“ Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung schüttet dm außerdem gerade eine Sonderzahlung in Höhe von insgesamt rund 19 Millionen Euro an seine Mitarbeiter aus. Breuninger: Auch die Stuttgarter Warenhauskette Breuninger zahlt den Mitarbeiter einen Zuschuss für ihre Weihnachtseinkäufe. Die Höhe richtet sich nach dem Grundgehalt und den Zulagen. Bezogen auf das bezogen auf das monatliche Grundgehalt können die Angestellten mit einer Zusatzzahlung zwischen 50 und 62,5 Prozent rechnen. Die Mehrheit erhält 50 Prozent. Lidl: Der Discounter Lidl mit Sitz in Neckarsulm entlohnt seine Beschäftigten nach eigenen Angaben übertariflich. Die Höhe des Weihnachtsgeldes hängt von den in den jeweiligen Bundesländern gültigen Tarifverträgen des Einzelhandels ab, so ein Sprecher des Untenrehmens. Je nach Tarifgebiet erhalten die Beschäftigten 50 bis 62,5 Prozent des individuellen Tarifgehaltes.

Maschinenbau

Schuler: Beim Weltmarktführer für Industriepressen, der Göppinger Schuler-Gruppe, erhalten die Tarifmitarbeiter Weihnachtsgeld gemäß den tariflichen Bestimmungen. Nicht Tarifbeschäftigte erhalten nach Angaben eines Firmensprechers Prämien je nach Zielerreichung. Dürr: Beim Anlagenbauer Dürr aus Bietigheim-Bissingen können die Tarifmitarbeiter bei 60 Prozent ihres Monatsgehalts als Weihnachtsgeld einstreichen. Das ist etwas mehr als die im Metalltarif vorgesehenen 55Prozent. Allerdings werden dafür der 24.12. und der 31.12. nicht als halbe, sondern als volle Urlaubstage gewertet, erläutert ein Dürr-Sprecher. Darüber hinaus zahlt Dürr seinen Beschäftigten auch für 2015 wieder eine Erfolgsbeteiligung deren Höhe allerdings noch nicht feststeht. Trumpf: Die Höhe des Weihnachtsgeldes bei Trumpf richtet sich nach den Bestimmungen des Tarifvertrags der Metall- und Elektroindustrie und staffelt sich von 25Prozent eines Monatsverdienstes nach 6 Monaten Betriebszugehörigkeit bis zu 55Prozentnach 36 Monaten. Außerdem gibt es eine Gewinnbeteiligung, die sich am Unternehmenserfolg bemisst. Die Tarif-Mitarbeiter haben in diesem Jahr 1975 Euro brutto erhalten – bei voller Betriebszugehörigkeit während des Geschäftsjahres, wie eine Trumpf-Sprecherin erläutert. Diese Sonderzahlung wurde mit dem Oktoberentgelt ausbezahlt.

Die Energiebranche

EnBW: Das Weihnachtsgeld ist bei der EnBW ein fester Bestandteil im Einkommen der Mitarbeiter und ist tarifvertraglich geregelt. Es wird nach Angaben einer EnBW-Sprecherin in Höhe einer Monatsvergütung Ende November an alle Mitarbeiter ausgezahlt, die unter den Tarifvertrag fallen.

Die Autobauer und Zulieferer

Daimler: Der Autobauer zahlt nach dem Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. „Je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit sind das 25 bis 55 Prozent eines Bruttomonatsentgelts“, sagt eine Sprecherin. Insgesamt kommen in Deutschland etwa 130 000 Daimler-Beschäftigte in den Genuss der Zusatzleistung. Führungskräfte bekommen kein Weihnachtsgeld, da ihre Bezahlung außer Tarif ist. Darüber hinaus beteiligt Daimler seine Mitarbeiter am Unternehmenserfolg. Im April 2015 wurden an jeden anspruchsberechtigten Mitarbeiter 4350 Euro Bonus ausgezahlt. Porsche: Der Sportwagenbauer geht über die Tarifregelung hinaus und zahlt auch in diesem Jahr wieder ein volles 13. Monatsgehalt. Noch wichtiger für die Mitarbeiter dürfte auch hier die Erfolgsbeteiligung sein. Sie wird im Frühjahr nach der Präsentation der Bilanz ausgezahlt – dieses Jahr waren das 8600 Euro für jeden nach Tarif bezahlten Mitarbeiter. Mahle: Mahle zahlt ebenfalls das tariflich festgelegte Weihnachtsgeld von bis zu 55 Prozent eines Monatsverdienstes – an alle Tarifmitarbeiter in Deutschland. Das gelte ausnahmslos für alle Standorte, sagte eine Sprecherin. Bereits mit dem Oktobergehalt sei es ausbezahlt worden. Bosch: „Auch in diesem Jahr erhalten unsere Tarifbeschäftigten ein Weihnachtsgeld“, sagt ein Sprecher des Technologiekonzerns Bosch. „Es richtet sich je nach Tarifgebiet.“ Je nach Betriebszugehörigkeit bekommen die Mitarbeiter mit ihrem Novembergehalt zwischen 25 und 55 Prozent eines Monatsverdienstes oben drauf.

Die Informationstechnologie

I BM Deutschland: In der Informationstechnologie dürfen die Mitarbeiter meist so mit Weihnachtsgeld rechnen wie Erwachsene mit dem leibhaftigen Weihnachtsmann. „Weihnachtsgeld ist kein Bestandteil von IBM-Gehaltsprogrammen“, heißt es kurz und knapp aus der IBM-Deutschlandzentrale in Ehningen. Es gebe jedoch über das Jahr „erfolgs- und zielerreichungsbezogene andere Anreizprogramme“. Details dazu wolle man nicht nennen. SAP: Beim Walldorfer Softwarehersteller SAP gibt es kein Weihnachtsgeld – „genauso wenig wie Urlaubsgeld“, wie Sprecher Markus Winkler hinzufügt. „Wir setzen auf andere Belohnungssysteme, wie zum Beispiel eine Sonderzahlung.“ Ein Teil dieser Sonderzahlung sei gekoppelt an den Unternehmenserfolg. HP: Etwas besser sieht es bei Hewlett Packard Enterprise (HPE) aus. In Deutschland gebe es diesbezüglich unterschiedliche Regelungen, heißt es aus der Deutschland-Zentrale in Böblingen. Grund hierfür sind unter anderem Firmenübernahmen. Der häufigste Fall: Mitarbeiter erhalten mit dem November-Gehalt ein halbes Jahr Sonderzahlung.

Die Baubranche

Bauwirtschaft Baden-Württemberg: „Die meisten Firmen zahlen Weihnachtsgeld und orientieren sich dabei am Tarifvertrag“, sagt Holger Braun, Geschäftsführer Tarifpolitik des Verbands der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Danach erhalten die Beschäftigten der Bauwirtschaft rund 55 Prozent eines Bruttomonatseinkommens als Weihnachtsgeld. Eine Öffnungsklausel ermöglicht Firmen eine Absenkung bis auf eine Untergrenze von 780 Euro, wenn das mit dem Betriebsrat vereinbart wird. Züblin: Die Stuttgarter Baufirma zahlt unverändert das Weihnachtsgeld nach Bautarif – 55 Prozent eines Bruttomonatseinkommens im Westen, 0 Prozent im Osten. Ausgezahlt wird es in zwei Raten Ende November und im April.

Finanzbranche

W&W: Die Mitarbeiter von Wüstenrot&Württembergische (W&W) erhalten Sonderzahlungen entsprechend den jeweiligen Tarifen, denen sie unterliegen. Die Sonderzahlungen der Wüstenrot-Bausparkasse richten sich nach dem Bankentarifvertrag. Hier wird jeweils im April ein volles Monatsgehalt ausgezahlt. Der Versicherungstarifvertrag sieht eine Sonderzahlung in Höhe von 80 Prozent eines Monatsgehalts im November vor. Allianz: Der Versicherungskonzern zahlt seinen Beschäftigten, die nicht leitende Angestellte sind, 80 Prozent eines Monatsgehalts als Weihnachtsgeld. Die leitenden Angestellten erhalten dagegen Boni, die an Ziele und Vorgaben geknüpft sind. LBBW: Die Landesbank zahlt im November das tariflich vereinbarte 13. Monatsgehalt. Südwestbank: Die Tarif-Mitarbeiter der Privatbank erhalten im November ein 13. Monatsgehalt.

Öffentlicher Dienst

Angestellte beim Land: Der Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder sieht für Arbeitnehmer eine Jahressonderzahlung zwischen 35 und 95 Prozent des monatlichen Entgelts vor – je nach Entgeltgruppe . Angestellte bei d er Stadt: Auch die Angestellten bei der Stadt Stuttgart bekommen eine Jahressonderzahlung im November. Diese liegt nach Entgeltgruppe zwischen 60 und 90 Prozent.