Ausbau der Rheintalbahn: Lärmschutz genießt allerorts Priorität

Von Benjamin Klein

Südliche Ortenau. Ein neuer Weg des Miteinanders – dafür werben Heinrich Dixa und Dietmar Benz beim Ausbau der Rheintalbahn. Da die Region in der Frage nach der Trassenführung aber gespalten ist, müssen beide Seiten Überzeugungsarbeit leisten.

Das Zauberwort "Konsens" war vorgestern beim Pressegespräch im Ringsheimer Rathaus mehrfach zu hören – wie dieser aber aussehen kann, ist nach wie vor ungeklärt. Während Benz und Dixa eine optimierte Variante der Autobahnparallelen favorisieren, die auf eine Tieflage der Gleise mit Deckelung zwischen Mahlberg und Ringsheim abzielt (Troglösung), sprechen sich die Unterzeichner der "Grafenhausener Erklärung" für eine lärmschutzoptimierte Antragstrasse aus.

Ihren Standpunkt mit Argumenten untermauern können beide Partien. Es sei jedoch wünschenswert, dass die Region beim Thema Rheintalbahn "mit einer Stimme spricht", betonte Ringsheims Rathauschef Dixa. Sein Mahlberger Kollege Benz wurde noch deutlicher: "Unser Ziel ist es, dass wir im Projektbeirat geschlossen hinter der Troglösung stehen." Aus diesem Grund wolle man bei den Vertretern der "Grafenhausener Erklärung" um Unterstützung werben.

Deren Sprecher Jochen Paleit sieht dem Dialog gelassen entgegen. "Gespräche sind immer gut", sagte er gestern auf Nachfrage der "Lahrer Zeitung". Die von Benz und Dixa geforderte Priorisierung der Schutzgüter sei bereits erfolgt: "Wir haben mehrfach betont, dass für uns Lärmschutz an erster Stelle steht. Das gilt jedoch gleichermaßen für die Bahntrasse sowie die A 5", stellte Kappel-Grafenhausens Gemeindeoberhaupt klar.

Eine Tieferlegung der Gleise sei zwar schön und gut, "aber wo kommen die dafür benötigten Millionen her?", fragt sich Paleit, der seinen Amtskollegen entgegenhält: "Unbeteiligte Dritte können nicht garantieren, dass das Geld im Landeshaushalt bereitgestellt wird."

Unabhängig davon hält es Paleit für sinnlos, auf die autobahnparallele Trasse setzen zu wollen, obwohl längst bekannt sei, dass auch auf den bestehenden beiden Gleisen weiterhin Güterzüge fahren werden. "Der Mischverkehr macht die Argumentation der Gegenseite zunichte", sagte Kappel-Grafenhausens Rathauschef. Wenn tatsächlich eine Troglösung realisiert werden sollte, werde kein Geld mehr da sein, um den Lärmschutz an der bestehenden Rheintalbahn-Trasse zu verbessern.

Paleits Fazit: "Solange nicht klar ist, ob das Land bereit ist, die zusätzlichen Millionen für die Troglösung auszugeben und gleichzeitig auf andere Projekte zu verzichten, drehen wir uns im Kreis." Gerade aus diesem Grund hält er den Vorschlag von Landrat Frank Scherer, die Bürger beim Verlauf des dritten und vierten Gleises mitentscheiden zu lassen, für praktikabel. "Gerade im Hinblick auf die Finanzierung ist solch ein basisdemokratisches Vorgehen wünschenswert" – es gehe schließlich um ein Projekt, das den Landeshaushalt mit etwa 500 Millionen Euro belasten wird. Damit nimmt Paleit eine weitere Gegenposition zu Dietmar Benz ein. Denn Mahlbergs Bürgermeister ist das Thema zu komplex für eine Bürgerabstimmung: "Vielen Menschen fehlen die notwendigen Informationen, um über diese Frage zu entscheiden."

Im einem Punkt sind sich jedoch alle Beteiligten einig: Dem Lärmschutz ist Rechnung zu tragen. "Uns ist es egal, woher der Lärm kommt. Fakt ist aber, dass es leiser werden muss", so Paleit.